Guten Morgen,
Krisen bieten ja auch Chancen, können wie ein Innovations-Booster wirken. Gerade nach dieser Corona-Krise werden wir nicht einfach zum Status quo ante zurückkehren. Zukunftsforscher Matthias Horx schrieb schon früh in der Corona-Pandemie:
Und das gilt bereits für manche Bereiche. Sie entwickelten sich wie im Zeitraffer, zehn Jahre schneller als je gedacht. Vieles wird bleiben, wie zum Beispiel das Homeoffice, die Digitalisierung bei der Arbeit, mehr Akzeptanz für Telemedizin, Deutschlands Vorreiterrolle bei den "Life Sciences", dank "Biontech" oder "Curevac".
Erfreulich werten viele Experten auch eine andere Entwicklung. Die Rückbesinnung zahlreicher Firmen auf die Heimat, die Region, die Produktion in der Nähe.
Lieferengpässe, fehlende Rohstoffe, aber auch das Thema Umwelt und Nachhaltigkeit werfen Fragen nach der künftigen Standort- und Produktionspolitik auf. Gerade hat das Ifo-Institut festgestellt, in Dreiviertel aller Industrieunternehmen sei die Fertigung belastet. Und so ist es kein Wunder, dass der feste Glaube an die Vorzüge der Globalisierung plötzlich wankt.
Jetzt machen Begriffe wie "Glokalisierung", "Re-Shoring" und "Near-Shoring" zunehmend die Runde. Sie alle sagen das Gleiche: Wir müssen die Fertigung zurückholen, ins eigene Land oder nah dran, und uns unabhängiger machen von unberechenbaren Partnern und von anfälligen Lieferketten.
Die Europäische Kommission will die Chipversorgung auf eigene Füße stellen, die europäische Autoindustrie plant eine eigene Infrastruktur für Batterien, als "Motor für die E-Mobilität". Und in der Bekleidungs- und Textilindustrie spricht man schon von einer "zweiten textilindustriellen Revolution", die für die Textilhochburg Mönchengladbach eine führende Rolle in Produktion und Forschung vorsieht.
Von dort soll mittels erneuerbarer Energieselbstversorgung, Null-Emission, künstlicher Intelligenz, Robotik und Biotechnologie alles vom T-Shirt bis zum High-Tech-Gewebe geliefert werden. Eine Studie von McKinsey zeigt, dass 71 Prozent der Modeunternehmen künftig, trotz höherer Kosten, ihren "Near-Shoring"-Anteil erhöhen, sprich, in nahegelegenen Ländern einkaufen wollen. Alles in allem heißt das: Nachhaltigkeit durch kürzere Transportwege, neue Arbeitsplätze und Technologieentwicklung.
Ähnliche positive Effekte können für den Agrarmarkt erzielt werden.
Regionale Produktion sichert nicht nur die Ernährung, sie hat positive Auswirkungen auf die Wertschöpfung eines Landes. Laut einer Untersuchung der Johannes-Kepler-Universität und der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung würden 20 Prozent mehr heimische Lebensmittel statt weitgereister Produkte im Einkaufswagen, das österreichische Bruttoinlandsprodukt um 4,6 Mrd. Euro erhöhen. Zudem könnten in der Folge bis zu 46.000 neue Arbeitsplätze in Österreich entstehen. Zugegeben, das verändert die Arbeitsplatzsituation in den Ländern, die diese Produkte bisher herstellten und lieferten.
Aber die "Glokalisierung" braucht Zeit und die Globalisierung bleibt weiter eine wichtige Säule des Welthandels. Die Welt nach Corona wird gewiss Züge des alten vertrauten Lebens tragen, aber die "heilende Kraft eines Bewältigungserlebnisses" eröffnet eben zugleich neue, bisher nicht beschrittene Wege und nicht gedachte Lösungen.
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Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter plan b
Was noch gut war diese Woche
Wärmepumpen sind gefragter: Als alternative Lösung zu Gas- und Ölheizungen kommen immer häufiger Wärmepumpen zum Einsatz. Sowohl beim Neubau als auch bei der Sanierung von Bestandsgebäuden erobert die Technologie nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa den Heizungsbau. Wärmepumpen sind ein wichtiger Bestandteil bei der Erzeugung von erneuerbarer Wärme. Zusammen mit Photovoltaik-Anlagen können sie entscheidend zum Klimaschutz beitragen.
Grünes Licht reduziert ungewollten Beifang: Beim Fang mit Stellnetzen verheddern sich oft Haie, Schildkröten und Rochen in dieser Todesfalle. Forschende der Arizona State Universität haben nun entdeckt, dass grüne LED-Lichter den ungewollten Beifang deutlich reduzieren können. Es wird vermutet, dass die Tiere das Licht besser erkennen. Bei Schildkröten sank der Anteil um mehr als die Hälfte, bei Haien, Rochen und Kalmaren sogar um 95 Prozent. Gleichzeitig hatte es auf die Fischmenge keine Auswirkungen. Und die Fischer können die Netze schneller einholen, weil das Aussortieren des Beifangs wegfällt.
Roboter ersetzt Chirurgen: Ein autonomer Roboter hat ohne menschliche Hilfe vier komplizierte Darmoperationen an Schweinen durchgeführt. Entwickelt haben ihn Wissenschaftler*innen der John-Hopkins-Universität in Baltimore. Der Roboter hat dabei besonders schwierige Weichteiloperationen durchgeführt. Die Qualität der Operation wurde mit höchster Präzision durchgeführt, bestätigen die Forschenden. Unklar ist, wann die vollautomatische Operation bei menschlichen Patienten genutzt wird.
Ihre Portion Konstruktives am Wochenende
Gerne möchte ich Ihnen die Homepage von plan b empfehlen. Unsere Doku-Reihe für konstruktiven Journalismus zeigt Ihnen viele Geschichten des Gelingens und Lösungsideen.
- plan b
Mutige Pioniere und innovative Projekte
Was diese Woche die Nachrichten sonst bestimmte
Die Corona-Maßnahmen bleiben bestehen: Am Montag haben Bund und Länder über den Kurs in der Omikron-Welle beraten. Neben einer neuen Impf- und Booster-Kampagne lautet der Beschluss vor allem: "Kurs halten".
Habe ich Omikron? Die Corona-Inzidenz ist in dieser Woche von Höchstwert zu Höchstwert geklettert. Wer jetzt Erkältungssymptome verspürt, fragt sich sofort: Habe ich mich nun mit Omikron infiziert? Oliver Klein vom ZDFheute Check hat sich die typischen Symptome angeschaut.
Gedenken an den Holocaust: Am 27. Januar 1945 haben Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des deutschen Konzentrationslagers Auschwitz befreit. Am Donnerstag erinnerte auch der Bundestag an die Verbrechen der Nationalsozialisten. Die Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher warnte vor dem Vergessen. Israels Parlamentspräsident Mickey Levy betete unter Tränen für die Toten.
Jörg Meuthen tritt aus der AfD aus: Am Freitag verkündet der langjährige AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen nicht nur seinen Rücktritt von allen Ämtern. Er tritt gleichzeitig sogar aus der Partei aus. Sie stehe in Teilen nicht mehr auf dem "Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung", sagt Meuthen.
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Zusammengestellt von Christian Dezer und Kevin Schubert.