Jugendgewalt - so kann man sie stoppen

    Update

    Das Gute zum Wochenende:Jugendgewalt - so kann man sie stoppen

    Redakteur "plan b" Steffen Bayer
    von Steffen Bayer
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    ZDFheute Good News

    Guten Morgen,

    es sind Bilder, die verstören: Prügeleien - gefilmt fürs Internet; Opfer, die am Boden liegen, werden noch getreten; ungebremster Hass wird zu maßloser Gewalt. Nach Diebstählen ist Körperverletzung das zweithäufigste Delikt unter Jugendlichen. Die Zivilgesellschaft scheint ratlos. Wie ist es möglich junge Menschen zu erreichen, die sich ausgegrenzt fühlen und gewaltbereit sind?
    Berlin ist nicht nur ein Hotspot für Jugendgewalt, sondern auch ein Ort, wo seit vielen Jahren engagiert dagegen vorgegangen wird. Die Operative Gruppe Jugendgewalt (OGJ) der Berliner Polizei versucht, Gewalt gar nicht erst entstehen zu lassen. Der Job der Beamtinnen und Beamten ist eine Mischung aus Pädagogik und Polizeiarbeit: Sie gehen in Viertel, wo sich gewaltbereite Jugendliche aufhalten, sind Ansprechpartner und Vertrauenspersonen zugleich. So gelingt es, Kontakt mit "auffälligen" Jugendlichen zu halten und manche Straftaten schon im Vorfeld zu verhindern. Die Jugendlichen haben Respekt vor der Arbeit der OGJ, denn sie wissen, ihre Ansprechpartner haben nicht nur ein offenes Ohr für ihre Probleme, sondern - wenn es drauf ankommt - sind sie auch Polizisten.
    Zwei Jugendliche stehen in einem Treppenhaus. Der eine mit dem Rücken zur Wand, während der andere ihn an den Hals fässt.
    plan b: Raus aus der Gewaltspirale23.03.2024 | 29:47 min
    Doch wie erreicht man Jugendliche, die gar nicht mehr im öffentlichen Raum zu finden sind, sondern stundenlang am Computer ihre Gewaltphantasien ausleben? Die jungen Menschen genau hier abzuholen, bevor sie ihre Probleme auf die Straßen tragen: Das ist der Ansatz der digitalen Sozialarbeit.
    Wie die besonders gut funktioniert, hat das Projekt "Artificial Eye" in Österreich erforscht: In Foren, sozialen Medien, Onlinespielen und über Streaming-Dienste nehmen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter Kontakt mit Jugendlichen auf. Nicht nur in Großstädten, sondern auch in vernachlässigten ländlichen Regionen bietet das Konzept der digitalen Jugendarbeit neue Chancen, mit abgehängten und gewaltbereiten Jugendlichen in Kontakt zu kommen.
    Am Puls mit Sarah Tacke
    Am Puls mit Sarah Tacke - Kein Respekt!03.08.2023 | 43:05 min
    Gefängnisse zu entmythisieren, das ist Henry-Oliver Jakobs' Ziel. Wegen Mordes verbrachte er 19 Jahre hinter Gittern. Um Jugendlichen den Knast zu ersparen, arbeitet Jakobs heute als Anti-Gewalt-Trainer und gründete den Verein "Gefangene Helfen". An Schulen berichtet er eindringlich von den persönlichen und rechtlichen Konsequenzen seiner kriminellen Laufbahn. Seine Erfahrungsberichte machen ihn für die Jugendlichen zum nahbaren und zugleich respektierten Gegenüber. Mit Rollenspielen und VR-Brillen, die räumliches Sehen ermöglichen, lässt er die Schülerinnen und Schüler in die harte Realität von Gefängnissen eintauchen.
    Fachwerkhaus von oben: Jugendstrafanstalt Seehaus in Leonberg
    plan b: Gefängnis ohne Mauern14.10.2023 | 29:33 min
    Aber Achtung: Einfache Lösungen gibt es beim Thema Jugendgewalt nicht. Wirksame Gewaltprävention kostet viel Geld, und man braucht einen langen Atem. Wenn junge Menschen straffällig werden, spielen meist Faktoren wie Armut, eigene Gewalterfahrungen und schlechte Integration eine wichtige Rolle - und nicht die Herkunft. Das weiß die kriminologische Forschung schon seit langem.
    Die beste Lösung gegen Gewalt ist es noch immer, den jungen Menschen eine Perspektive zu geben. Das belegt auch die neue Shell-Jugendstudie, die in dieser Woche erschienen ist und die Befindlichkeit der jungen Generation ausführlich beleuchtet. Die große Mehrheit der Jugendlichen steht positiv zu Staat und Gesellschaft und sieht für sich gute Zukunftschancen. Ergebnisse, die Hoffnung machen.
    Ich wünsche Ihnen viel Zuversicht und ein schönes Wochenende.
    Ihr Steffen Bayer, Redakteur bei plan b

    Was noch gut war diese Woche

    App informiert über Hochwasser-Risiko: In Nordrhein-Westfalen können Bewohner künftig prüfen, wie gut ihr Zuhause gegen Überflutung, Starkregen oder Hochwasser geschützt ist. Die "Flood Check App" wird in den kommenden Monaten landesweit ausgerollt. Anlass für die Entwicklung der App war die Jahrhundertflut im Ahrtal vor drei Jahren.
    Hanf zur Mückenbekämpfung: Stechmücken, die Gelbfiber übertragen können, lassen sich mit einem Hanfblattextrakt bekämpfen. Das hat eine Studie der Universität von Ohio herausgefunden. Das sogenannte Cannabidiol (CBD) tötet Gelbfibermücken in der Larvenphase ab und wirkt auch dann, wenn herkömmliche Pestizide versagen.
    Neuer Blick auf die Sonne: An der Thüringer Landessternwarte hat das "Tautenberger Sonnenlabor" seinen Betrieb aufgenommen. Mit Hilfe von Spiegeln und einem Teleskop wird damit ein neuer Blick auf die Sonne möglich. Das Labor erlaubt es als einzige Einrichtung weltweit, die Sonne künftig nicht nur in Ausschnitten, sondern als Ganzes zu beobachten.

    Ihre Portion Konstruktives am Wochenende

    Laut einer aktuellen Umfrage schauen die Deutschen positiv auf Künstliche Intelligenz (KI). Mehr als 70 Prozent sehen sie als Chance und wünschen sich ihren Einsatz in vielen Lebensbereichen. Die aktuelle plan-b-Doku "Künstliche Intelligenz für die Landwirtschaft" zeigt vom Saatgut bis hin zum Kantinenessen, wie KI schon eingesetzt wird oder in Zukunft helfen kann.
    Humanoider Roboter Ameca schaut in die Kamera
    Die Weltbevölkerung wächst, der Klimawandel fordert die Landwirtschaft heraus. Wie KI helfen kann, die Menschheit in Zukunft zu ernähren. 24.10.2024 | 30:00 min
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    Zusammengestellt von Grit Cross und Steffen Bayer