Das Gute zum Wochenende: Wenn Fake Food zur Good News wird

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    Das Gute zum Wochenende:Wenn Fake Food zur Good News wird

    Christian Dezer
    von Christian Dezer
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    ZDFheute Good News

    Guten Morgen,

    ein gutes Essen macht satt und zufrieden, und manchmal inspiriert es sogar. Vielleicht war das die Absicht von Grace Fu, der Umweltministerin von Singapur, als sie diese Woche einigen hochrangigen Teilnehmern beim Klimagipfel in Sharm el-Scheich ein besonderes Abendessen servieren ließ: Fleisch aus dem Labor, sogenanntes "kultiviertes Fleisch".
    Es gibt gute Gründe, sich mit der Technologie und dem Gedanken vertrauter zu machen. Denn ebenfalls seit dieser Woche leben acht Milliarden Menschen auf der Erde. Experten schätzen, dass über 90 Prozent der Menschen Fleischesser sind. Entsprechend wird der Hunger nach Fleisch wachsen und die ohnehin dramatische Klimakrise verschärfen.
    Also warum nicht all jenen, die gerne Fleisch essen, eine Alternative anbieten? Der einzigartige Fleischgeschmack wird bisher nur durch tierische Fette erreicht, und die sind im Laborfleisch enthalten. Für kultiviertes Fleisch wird lebenden Tieren unter Betäubung eine Zellprobe entnommen. Eine sesamkorngroße Menge reicht zum Beispiel aus, um Fleisch für 80.000 Burger heranzuzüchten.
    Aus den tierischen Muskelzellen wächst im Bioreaktor mitsamt einer Nährlösung Fleisch, das im Prinzip identisch ist mit dem von Kuh, Schwein oder Huhn.
    Viel wichtiger als die Geschmacksechtheit aber sind die positiven Auswirkungen auf die Umwelt: Weniger Massentierhaltung braucht deutlich weniger Antibiotika. Weniger Tiere heißt auch weniger Ausstoß von Treibhausgasen. Nach einer niederländischen Studie würde kultiviertes Rindfleisch die Emissionen bei der Fleischerzeugung um bis zu 92 Prozent senken, den Wasserverbrauch um bis zu 78 Prozent.
    Sicher, die Vorstellung von Laborfleisch ist gewöhnungsbedürftig, genauso wie für viele anfangs auch der Gedanke an Veggie-Burger, Pflanzenwurst und Laborkäse.
    Mann hält Käse in den Händen
    So ein Käse: Mit der Klimabilanz des herzhaften Multitalents sieht es schlecht aus.04.04.2024 | 29:46 min
    Heute ist Deutschland einer der weltweit größten Absatzmärkte für pflanzenbasierte Produkte. Große Metzgereiunternehmen erwirtschaften inzwischen die Hälfte des Jahresumsatzes mit pflanzlicher Wurst.
    Auch der Markt für kultiviertes Fleisch gilt als lukrativ, prognostiziert wird ein Umsatzvolumen von 25 Milliarden Euro ab 2030. Und spätestens dann soll, so die oben genannte Studie, Laborfleisch mit einem Preis von etwa 6,30 Euro pro Kilo auch für viele Verbraucher erschwinglich sein.
    Inzwischen arbeiten Unternehmen in vielen Ländern, darunter Singapur, Großbritannien und die Schweiz an der Entwicklung von künstlichem Fleisch. In den USA steht ein Unternehmen vor der Markteinführung mit Labor-Hühnerfleisch, nachdem die US-Lebensmittelbehörde gerade grünes Licht dafür gab. Vielleicht kann das alternative Fleisch in der Ernährungswende ja das werden, was die Erneuerbaren für die Energiewende sind.
    Manchmal muss man eben auch was Neues probieren.
    Ich wünsche Ihnen ein gutes Wochenende und viel Spaß beim Weiterlesen.  
    Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter plan b

    Was noch gut war diese Woche

    Aufenthalt in der Natur gut gegen Demenz: Wer sich viel in der Natur aufhält, wird nicht nur glücklicher, sondern verbessert auch seine Wahrnehmungsfähigkeit. Eine Studie der Universität von Boston hat nun ergeben, dass eine grüne Umgebung auch hilft, das Gehirn gesund zu halten und damit gerade bei Frauen im mittleren Alter Demenz vorbeugen kann. Die Untersuchung gilt auch als Empfehlung für Politiker und Stadtplaner, für mehr Grünzonen zu sorgen. In Kanada gibt es seit kurzem sogar Waldspaziergänge auf Rezept.
    Roboterfisch hilft gegen Mikroplastik: "Gilbert" sieht fast wie ein Fisch aus, schwimmt noch ein bisschen langsam, könnte aber dennoch ein großes Plastikproblem lösen. Denn der künstliche Fisch soll helfen, Mikroplastik aus Gewässern zu filtern. Ähnlich wie bei Fischen öffnet und schließt der Roboter sein Maul. Dabei drückt eine künstliche Zunge das Wasser durch die Kiemen. Ein Netz sammelt dann die Plastikpartikel, die größer als zwei Millimeter sind ein. Nach erfolgreichem Test soll Roboterfisch Gilbert jetzt weiter für den autonomen Einsatz optimiert werden.
    Chip statt Tierversuch: Mit einem Chip und menschlichen Plazenta- und Stammzellen entwickelten Forschende unterschiedlicher wissenschaftlicher Einrichtungen ein System, um zu untersuchen, wie die Wirkung von Substanzen auf Babys im Mutterleib ist. Solche Testsysteme werden für die Entwicklung von neuen Medikamenten und der Risikobewertung von Nano-Partikeln in der Umwelt benötigt. Bisher wurden solche Tests meist an Mäusen durchgeführt.

    Ihre Portion Konstruktives am Wochenende

    Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Denn sehr oft kommt das Edelmetall aus illegalen Minen, wird von Kindern unter fürchterlichen Bedingungen gefördert oder unter Einsatz von hochgiftigen Substanzen, wie Quecksilber. Es gibt aber immer mehr Menschen, die nachhaltigere Wege nicht nur beim Gold, sondern überhaupt beim Schmuck gehen. Und deshalb zeigt die Doku-Reihe plan b in dieser Woche wie Gold, Perlen und Diamanten mit gutem Gewissen auf den Markt kommen:
    Eine Perle in einer Auster
    30.03.2024 | 29:44 min

    Was diese Woche die Nachrichten sonst bestimmte

    Kein Hinweis auf gezielten Angriff: Die Nato erklärt, sie habe keine Erkenntnisse, dass der Raketeneinschlag in Polen von Russland ausgegangen sei. Wahrscheinlich sei dagegen, dass eine ukrainische Luftabwehrrakete versehentlich im Nachbarland einschlug.
    Donald Trump will wieder Präsident werden: Der 76-Jährige verkündet, 2024 erneut antreten zu wollen - zum Missfallen vieler Republikaner, wie Alexandra Hawlin aus den USA berichtet.
    "Gute Gründe, diesen Krieg weiterzuführen": Sicherheitsexperte Christian Mölling glaubt nicht an einen baldigen Waffenstillstand. Die Ukraine habe "militärisch und politisch gute Gründe", weiterzumachen, Moskau viel zu verlieren.
    So wächst die Weltbevölkerung: Acht Milliarden - so viele Menschen leben nach Schätzung der UN jetzt auf der Erde. Wie lange geht das Wachstum noch weiter und wann wird das Maximum erreicht? Die Gründe dafür sind vielfältig, wie dieser Artikel von Nadine Berger aufführt.
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    Zusammengestellt von Christian Dezer und Thorsten Duin.
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