Guten Morgen,
es ist einiges in Bewegung beim Thema Verkehr und Mobilität. Immer mehr Städte arbeiten an einer Verkehrswende. Im letzten Jahr führten sieben deutsche Großstädte Tempo 30 als Testprojekt ein - für mehr Lärmschutz, bessere Luftwerte und weniger Verkehrsopfer. In vielen europäischen Ländern sind Tempolimits längst Realität und zeigen Wirkung.
Tempo 30 gilt zum Beispiel in ...
- London seit 2020 im Stadtzentrum
- Dublin in der Innenstadt
- Italienische Großstädte wie Bologna, Florenz, Mailand, Pisa, Rom im Zentrum
- Amsterdam auf 90 Prozent aller Straßen
- Helsinki in Wohngebieten
- Spanien in 80 Prozent aller städtischen Straßen
In Frankreich gilt Tempo 30 schon seit 2020 in über 200 Städten und führte zu deutlich weniger tödlichen Verkehrsunfällen, ebenso in der belgischen Hauptstadt Brüssel. Inzwischen fordern Dutzende deutsche Kommunen und Städte klare gesetzliche Vorgaben für innerstädtische Tempolimits. Gerade erst versprach der neue Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), den Kommunen mehr Handlungsspielraum bei der Verkehrslenkung. Zugleich will er ihnen erleichtern, ein Tempolimit 30 auf ihren Straßen vorzuschreiben.
Ein neues Mobilitätskonzept plant Frankfurt am Main bis Ende dieses Jahres. Die Mainmetropole will den öffentlichen Raum neugestalten, zugunsten von Fußgängern und Radfahrern. Außerdem soll es attraktivere Angebote für Carsharing und für die Nutzung von Bussen und Bahnen geben. Die Frankfurter können sich über ein digitales Mobilitätsforum einloggen, informieren und beteiligen.
Überhaupt liefert die Einbindung der Bürger immer öfter eine wichtige Grundlage für politische Entscheidungen. So geht aus einer neuen repräsentativen Umfrage für Baden-Württemberg hervor, dass die Verkehrswende in der Bevölkerung breite Zustimmung findet. Die Mehrheit befürwortet bessere Nahverkehrsverbindungen, mit einer Takterhöhung für Stadt und Land, und ist laut Umfrage auch bereit, dafür eine Abgabe zu zahlen. 81% der Befragten meinen, dass Land und Kommunen in "Radschnellverbindungen" investieren sollten, um Pendlern bessere Umsteigemöglichkeiten auf das Fahrrad zu bieten.
Und selbst bei der noch zähfließenden Verkehrswende im ländlichen Raum tut sich etwas. Viele kleine Kommunen setzen inzwischen erfolgreich auf Rufbusse. Die können telefonisch geordert werden. Und in mehreren Bundesländern könnte die Schiene eine Renaissance erleben. Stillgelegte Bahntrassen gelten hier als große Chance für den Personennahverkehr auf dem Land.
Frankreich, gefeiert für seine schnellen Städteverbindungen, entdeckt ebenfalls die regionale Bahnversorgung. Die "Railcoop", die erste Genossenschaftsbahn Frankreichs, will ländliche Regionen wieder ans Streckennetz anschließen. 90 Prozent der Franzosen wohnen weniger als 10 Kilometer von einem Bahnhof entfernt. Deshalb will das private Bahnunternehmen, ein Zusammenschluss von Bürgern, Kommunen, Unternehmen und Eisenbahnern, stillgelegte Schienen nutzen, um Menschen und Güter klimafreundlich mobil zu machen. Das Auto als Haupttransportmittel auf dem Land, könnte so künftig an Bedeutung verlieren.
Neue Ideen und ein grundsätzlicher Mentalitätswechsel - das Thema Verkehrswende nimmt nun doch an Fahrt auf.
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Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter plan b
Was noch gut war diese Woche
Jüngere ernähren sich nachhaltiger: Bei unter 35-Jährigen spielt die gesunde Ernährung eine immer wichtigere Rolle, zeigt eine neue Studie. Bei jungen Erwachsenen stehen deutlich geringere Mengen Fleisch auf dem Speiseplan. Gerade bei jungen Frauen verliert der Konsum von Fleisch an Bedeutung. Die Studie zeigt auch, dass junge Erwachsene Obst und Gemüse vermehrt regional einkaufen und bewusst auf Milch und Eier verzichten. Drei Viertel der jungen Menschen wollen damit einen Beitrag für mehr Tierwohl und die Umwelt leisten.
Herzschwäche künftig direkt behandeln: Rund vier Millionen Menschen leiden in Deutschland an Herzschwäche. Die Hälfte davon stirbt an Herzrhythmusstörungen. Einer Forschergruppe der Universitätsklinik Regensburg ist es gelungen, einen Mechanismus für Rhythmusstörungen bei Herzschwäche zu identifizieren. Die Forschenden haben Hoffnung, daraus möglicherweise medikamentöse Ansätze zu entwickeln, die das Leben und die Überlebenschance von Menschen mit Herzinsuffizienz entscheidend verbessern.
Glasfenster als Solarkraftwerk: Photovoltaikanlagen auf dem Dach kennen wir, Solarzellen auf dem Balkon ebenfalls. Inzwischen gibt es in der Provinz Utrecht den Solar-Radweg und in Barcelona in einem Park den Solar-Gehweg. Ein alternatives Solarmodul hat das US-amerikanische Start-up "Ubiquitos Energy" entwickelt, nämlich "Solar-Fenster". Das sind transparente Solarpaneele, die wie gewöhnliche Fenster aussehen. Das Licht wird aufgefangen, in Elektrizität umgewandelt, über Leitungen im Fensterrahmen weitergeleitet, um dann in das Gebäude eingespeist zu werden. Solche Solarfenster sind noch deutlich teurer, könnten aber langfristig wertvolle Energielieferanten sein. Erste Pilotprojekte laufen im US-Bundesstaat Colorado.
Wenn sie mehr Interesse an konstruktiven Lösungen und alternativen Ideen haben, empfehle ich Ihnen unsere plan b-Doku-Reihe:
- plan b
Mutige Pioniere und innovative Projekte
Was diese Woche die Nachrichten sonst bestimmte
EMA warnt vor zu häufigem Boostern: Mehr als zwei Booster-Impfungen in kurzer Zeit könnten die Immunreaktion beeinträchtigen, warnt die Europäische Arzneimittelbehörde EMA. Wie wird künftig gegen Corona geimpft?
So finden Sie zuverlässige Covid-Schnelltests: Bei einer Prüfung des Paul-Ehrlich-Instituts fielen fast 20 Prozent aller Corona-Schnelltests durch. So können Sie sich informieren, welche Tests etwas taugen - selbst bei Omikron.
Wann gelte ich als geboostert? In vielen Bereichen gilt nun 2G-Plus. Geimpfte oder Genesene müssen zusätzlich getestet sein - außer den Geboosterten. Die Bundesländer definieren "geboostert" aber unterschiedlich.
Djokovic erneut in Gewahrsam: Tennis-Star Novak Djokovic wurde erneut in Gewahrsam genommen. Die Regierung hatte kurz zuvor sein Visum ein zweites Mal für ungültig erklärt.
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Zusammengestellt von Christian Dezer und Jan Schneider.