Guten Morgen,
heute stellt der Bundestag das digitale Projekt "Shared History" vor: eine gemeinsame Geschichte von Deutschen und Juden, 1.700 Jahre nachdem Juden in Köln zum ersten Mal auf deutschsprachigem Boden erlaubt wurde öffentliche Ämter auszuüben. Höhepunkt der Veranstaltung, die das ZDF ab 11 Uhr überträgt, wird die Vollendung der "Sulzbacher Torarolle" sein. Diese Bibel-Abschrift wurde im Jahr 1793 angefertigt, durch die Nazi-Zeit gerettet, restauriert und wird heute von den Spitzen des deutschen Staates fertig geschrieben. Ein neuer Akzent der deutschen Erinnerungskultur.
- Bundestag gedenkt Holocaust-Opfern
Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Mehr als 1,1 Millionen Menschen wurden dort ermordet. Ihnen gedenkt der Bundestag heute.
Auch in der Literatur gibt es neue Formen der Geschichtserkundung. Der britische Autor Philippe Sands verbindet nüchterne Dokumentation der Nazi-Gräuel mit subjektiver Suche nach der Wirklichkeit. Sands ist Rechtsprofessor in London und Anwalt vor internationalen Gerichtshöfen. Mit seinem Buch "East West Street" (deutsch: "Rückkehr nach Lemberg") verknüpfte er 2016 die Geschichte der Verfolgung seiner eigenen Familie mit dem Entstehen der neuen Völkerrechtskategorien von Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Auf den Spuren von Hersch Lauterpacht und Raphael Lemkin, den herausragenden juristischen Beratern von Briten und Amerikanern bei den Nürnberger Prozessen, entdeckt er, dass beide, wie seine Vorfahren, aus dem galizischen Lemberg stammen - und auch deren Familien Holocaust-Opfer wurden. Auf Lauterpacht und Lemkin geht das heutige Konzept internationalen Rechts zurück, das Menschen, die für einen Genozid verantwortlich sind, mit dauerhafter internationaler Verfolgung droht.
Dokumente entdecken, immer tiefer graben, persönliche Begegnungen schildern - mit dieser Methode nähert sich Sands auch Nazi-Tätern. Im Mittelpunkt seines gerade erschienenen Buchs "Rattenlinie" steht Otto Wächter. Er gehörte zu den Vollstreckern des Holocaust im Osten. Seit 1940 war er einer der engsten Helfer von "Generalgouverneur" Hans Frank. Anders als Frank, der in Nürnberg hingerichtet wurde, entzog Wächter sich der Verfolgung nach dem Krieg und versuchte unter falschem Namen mit Hilfe des Vatikan nach Lateinamerika zu fliehen. Diese sogenannte "Rattenlinie" (auf der auch Eichmann oder Mengele untertauchten) gab dem Buch seinen Namen.
Auch das Fernsehen trägt seinen Teil zu einer immer aktualisierten Erinnerungskultur bei, etwa mit dem heutigen Doku-Abend auf ZDFinfo, mit akribischen Aufarbeitungen wie der Erstausstrahlung des Films "1944 - Bomben auf Auschwitz" oder "Die Wahrheit über den Holocaust - Das Jahrhundertverbrechen". Um das junge Publikum neu anzusprechen, muss Erinnerung immer wieder von vorne beginnen. Das tut oft weh, ist aber auch befreiend.
Einen guten Tag wünscht Ihnen
Peter Frey, Chefredakteur des ZDF
Was heute noch wichtig ist
Seit einem Monat wird in Deutschland gegen Corona geimpft: Wie weit ist man seit dem 27. Dezember vorangekommen? Noch ist der Impfstoff in allen Bundesländern knapp. Dennoch unterscheidet sich das Tempo, in dem Impfungen gegen das Coronavirus stattfinden, stark. Kathrin Wolff hat Zahlen und Fakten zusammengetragen und erklärt, warum eine Million Dosen auf Halde liegen.
Vor einem Jahr kam das Coronavirus nach Deutschland: Einen genauen Namen hatte die Krankheit noch nicht, die sich als erstes in Deutschland ein 33-jähriger Bayer einfing. Am 27. Januar 2020 kam er in eine Münchner Klinik. Der Ausbruch bei Webasto sollte leider das einzige Musterbeispiel einer Eindämmung bleiben, stellt ZDF-Reporterin Ulrike Kunkel fest. Die Opposition in Berlin fordert ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie einen Exit-Plan, so die Berliner Kollegin Kristina Hofmann.
Neue Homeoffice-Vorgaben treten in Kraft: Ab heute gilt die "Sars-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung", die Arbeitgeber "verpflichtet", ihren Mitarbeitern die Arbeit von zu Hause aus anzubieten. Das betrifft büroähnliche Arbeiten. Die Bundesregierung möchte so jedenfalls erreichen, dass die Mobilität in Deutschland und damit die Zahl der Corona-Neuinfektionen abnimmt.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
In Deutschland gibt es 2.164.132 bestätigte Infektionsfälle. Im Schnitt kommen derzeit täglich 13.260 dazu. Insgesamt sind 54.456 Menschen gestorben. (Quelle: Risklayer)
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Ausführlich informiert
Leschs Kosmos spezial: Impfen - Wettlauf mit dem Virus (35 Minuten)
ZDFheute live: Dauerstress und ein Jahr Corona - was erleben Pfleger*innen in den Kliniken? (32 Minuten)
Weitere Schlagzeilen
- Nur wenige Republikaner für Trump-Impeachment: Abstimmung im US-Senat lässt an Verurteilung des Ex-Präsidenten zweifeln
- Putin und Biden einig über Abrüstungsvertrag: Russland und die USA wollen "New Start"-Abkommen verlängern
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Gesagt
Wolfgang Amadeus Mozart würde am heutigen Tag seinen 265. Geburtstag feiern. Natürlich utopisch, dass Mozart diesen Tag noch erleben könnte. Aber seine Musik begeistert auch fast 230 Jahre nach seinem Tod.
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So wird das Wetter heute
Am Mittwoch bleibt es östlich der Elbe meist trocken. Sonst kommen Niederschläge auf, die im Westen zunehmend bis in Mittelgebirgslagen in Regen übergehen. Nach Osten hin schneit es bis ins Flachland. Die Höchstwerte liegen zwischen minus 2 und plus 6 Grad.
Zusammengestellt von Katrin Meyer
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