Guten Abend,
haben Sie schon mal gehungert? Die meisten Menschen in Deutschland dürften bei dieser Frage verwundert den Kopf schütteln. Ich auch. Doch dann fällt mir mein Opa ein. Ein ruhiger, freundlicher Mann. Nur wenn ich als Kind am Essen herummäkelte oder meinen Teller nicht leer machen wollte, wurde er laut. "Ihr wisst ja gar nicht, wie wir damals gehungert haben", schimpfte er.
Hunger - was in Deutschland ein Dreivierteljahrhundert her ist, ist heute für jeden zehnten Menschen weltweit noch ein Problem. 811 Millionen hatten laut dem heute vorgestellten Welthungerindex 2020 dauerhaft zu wenig zu essen. Die Zahl ist innerhalb eines Jahres um 121 Millionen gestiegen. Der jahrzehntelange Fortschritt im Kampf gegen Unterernährung ist vorbei. Die Hauptgründe für den Hunger:
- Kriege und Konflikte: In Ländern, die davon betroffen sind, lebt mehr als die Hälfte der unterernährten Menschen.
- Corona: Viele arme Menschen haben in der Pandemie noch weniger Geld verdient, Lebensmittel wurden durch sinkende Importe teurer.
- Klimawandel: Hitzewellen, Dürren und Überflutungen nehmen zu. So wird nach mehreren Dürreperioden die Lage in Madagaskar immer schlimmer, dort hungern mehr als eine Million Menschen:
Hungersnöte herrschen vor allem im Afrika südlich der Sahara und in Südasien:
"Hunger ist Mord", sagt Deutschlands Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU). "Denn wir haben das Wissen und die Technologie, alle Menschen satt zu machen." Mit rund 40 Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr könne der Hunger bis 2030 besiegt werden, so Müller. "Zum Vergleich: 2.000 Milliarden Dollar gibt die Welt jährlich für Rüstung und Verteidigung aus."
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
Das Robert-Koch-Institut meldet heute 12.382 Neuinfektionen, die Inzidenz liegt bei 67. Unsere Karte zeigt, wie es in Ihrem Landkreis aussieht.
In Deutschland sind bisher 68,7 Prozent mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft worden. 65,5 Prozent sind vollständig geimpft. Hier erfahren Sie, wie es in Ihrem Bundesland aussieht.
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ZDFheute live:
Nach den Corona-Lockerungen - wie heftig wird die Grippewelle? Darum geht es ab 19:30 Uhr in einem ZDFheute live mit dem Infektiologen Christoph Spinner.
Was sonst noch wichtig ist
Angriff von Kongsberg war wohl "Terrorakt": Sie waren in einem Supermarkt oder in der Innenstadt unterwegs, als plötzlich ein Mann mit Pfeil und Bogen auf sie schoss. Vier Frauen und ein Mann wurden bei dem Angriff in der südnorwegischen Kleinstadt getötet, drei weitere Menschen verletzt. Ein 37-jähriger Däne hat die Taten gestanden. Die Ermittler gehen inzwischen von einem islamistischen Motiv aus.
SPD setzt in zwei Ländern auf die Linke: In Mecklenburg-Vorpommern will die Partei von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig mit den Linken über eine Koalition verhandeln. Und in Berlin stehen die Zeichen nicht mehr auf Ampel, sondern auf Rot-Grün-Rot. Die Landeswahlleitung legte unterdessen Einspruch gegen die Ergebnisse in zwei Wahlkreisen der Hauptstadt ein.
Wie sich die Union inhaltlich erneuern könnte: Um in die Erfolgsspur zurückzukehren, müsste sich die Union kräftig am Riemen reißen, sagt der Politologe Heinrich Oberreuter. Nicht gut zu sprechen ist er auf Angela Merkel. Ein Interview.
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Grafik des Tages
Zwei Drittel der Deutschen blicken laut einer Studie ängstlich in die Zukunft. Die größte Sorge ist der Klimawandel - doch fürs persönliche Glück ist der Umweltschutz nicht das wichtigste:
Weitere Schlagzeilen
- Herbstprognose geht von weniger Wachstum aus: Forschungsinstitute senken ihre Vorhersage für dieses Jahr wegen Corona und Lieferengpässen auf 2,4 Prozent.
- Merkel mit Europapreis Karl V. ausgezeichnet: Spaniens König Felipe VI. ehrt die Kanzlerin für ihre Verdienste um die europäische Einigung.
- Debatte über Zapfenstreich für Afghanistan-Einsatz vor dem Reichstag: Manche fühlen sich bei den Bildern des Fackelzugs an die NS-Zeit erinnert.
Streaming-Tipps für den Feierabend
Der Abzug aus Afghanistan ist für den Westen zur Demütigung geworden. Wieso waren die Deutschen dort? Wie wurde aus dem Einsatz Krieg, und hat der überhaupt etwas gebracht? Diesen Fragen geht die Terra-X-Doku "Deutscher Afghanistan-Einsatz: Alles umsonst?" nach:
Und noch ein Tipp aus der Rubrik "Letzte Chance": "House of Cards" steht noch gut zwei Wochen in der Arte-Mediathek. Kennen Sie schon? Hier geht es nicht um die US-Variante mit Kevin Spacey, sondern das britische Original von 1990. Politik noch ohne Handys, eine Serie im 4:3-Format - doch der Poker um die Macht ist zeitlos. (Drei Staffeln mit je vier Folgen von etwa 55 Minuten, die zwischen dem 31. Oktober und 11. November offline gehen.)
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