Guten Morgen,
als Nachrichtenfan bin ich auf 19 Uhr programmiert: "heute"-Sendung im ZDF! Als sich kürzlich an meinem Wohnort unter die "heute"-Eröffnungsfanfare ein lauter Sirenenton mischte, nahm ich das wahr, reagierte aber nicht. Ungewöhnlich, dieser Alarm, der bei mir lediglich die Frage auslöste, warum jetzt eine Sirene heult, aber keinerlei innere Notwendigkeit, darauf mit irgendeiner Handlung zu reagieren. Wird schon nichts sein. Ich fühlte mich mehr belästigt als besorgt.
Es war in der Tat ein Probealarm, aber meine Reaktion zeigt das Dilemma. Wir sind an Sirenen nicht mehr gewöhnt. Über Jahrzehnte wurden die mehr und mehr abgebaut, funktionieren vielerorts nicht und was bei welchem Ton zu tun sei, geriet in Vergessenheit. Wie klingt Lebensgefahr?
Die Menschen, die heute vor einem Jahr vom Hochwasser der Erft oder der Ahr wie von einem Tsunami überrollt wurden, ihre Autos, Häuser und Existenzen davonschwimmen sahen, waren in akuter Lebensgefahr und wurden nicht gewarnt. Nicht ausreichend. Allein im Ahrtal starben 134 Menschen in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021. Wie dramatisch falsch die Lage eingeschätzt wurde und die Verantwortlichen vor Ort versagten, ist Gegenstand eines Untersuchungsausschusses, dessen Aufklärungsarbeit noch lange nicht abgeschlossen ist.
Die Verantwortung allerdings bei denen abzuladen, die als Ehrenamtliche vor Ort zuständig, aber zugleich auch selbst betroffen waren von der Katastrophe, wäre zu leicht. Auch die Landesregierung von Rheinland-Pfalz etwa, die sich ganz darauf zurückzieht, über den Ernst der Lage nicht voll informiert gewesen zu sein, muss überzeugende Antworten finden auf die Frage, was hätte anders laufen müssen.
Unsere Kolleginnen Sarah Tacke und Dunja Hayali haben sich in den Hochwassergebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ein Jahr danach umgeschaut. Ihr Film "Die Flut - Zwischen Wut und Mut" läuft heute Abend im ZDF und zeigt, wie groß der Aufbauwille in der Region ist, wie traumatisiert viele Menschen aber noch immer sind. Alarm ist hier schon, wenn es nur leicht beginnt zu regnen.
Zum Jahrestag der Katastrophe hat die Bundesinnenministerin gestern ein neues Bevölkerungsschutzkonzept vorgelegt. Warnungen soll es durch "Cell Broadcasting" künftig direkt auf die Handys der Menschen geben, der Sirenenausbau soll weiter gefördert und mehr Wissen zum Katastrophenschutz vermittelt werden. Es ist nötig. Auch wie Entwarnung klingt, haben wir vergessen.
Kommen Sie gut durch den Tag
Bettina Schausten, stellvertretende ZDF-Chefredakteurin
Was in der Nacht im Ukraine-Krieg passiert ist
Erster Durchbruch im Getreide-Streit: Im Streit um den Export von Getreide haben sich die Ukraine und Russland deutlich angenähert. Bei Gesprächen zwischen Vertretern der Vereinten Nationen, der Ukraine, Russlands und der Türkei in Istanbul sei ein "entscheidender Schritt" in Richtung einer Lösung vorgenommen worden, hieß es.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Was heute noch wichtig ist
Konferenz zu Kriegsverbrechen in der Ukraine: Auf Einladung der Niederlande treffen sich hochrangige Juristinnen und Juristen und befassen sich mit Fragen zur Strafverfolgung von Kriegsverbrechen in der Ukraine. Videobotschaften sind geplant von US-Außenminister Antony Blinken, dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell sowie dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
SPD verhandelt über Ausschluss Gerhard Schröders: Muss der ehemalige Bundeskanzler wegen seiner Nähe zu Russland und Wladimir Putin die SPD verlassen? Mit dieser Frage beschäftigt sich heute eine Schiedskommission der Partei. Ein Urteil wird heute aber noch nicht erwartet.
Urteile zu VW-Dieselskandal: Heute verkündet der BGH sein Urteil zur Verjährung von Schadenersatz-Ansprüchen im VW-Dieselskandal. Dieser war im Herbst 2015 ans Licht gekommen, die Verjährungsfrist beträgt drei Jahre. Eine Klägerin aus Baden-Württemberg war erst 2020 vor Gericht gezogen. Da ihr Audi neu gekauft wurde, kommt möglicherweise sogenannter Restschadenersatz in Betracht. Auch der EuGH fällt heute ein Urteil in dem Komplex: Dort geht es insbesondere um die Frage, ob ein spezielles Thermofenster unionsrechtlich zulässig ist.
Aktuelle Corona-Zahlen und -Grafiken zur Situation in Ihrem Landkreis, zum Stand der Impfungen und zur allgemeinen Lage in Deutschland und weltweit.
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Zahl des Tages
21 Serpentinen müssen Radprofis auf dem Weg nach Alpe d'Huez passieren. Heute - am französischen Nationalfeiertag - steht die berühmte Bergetappe wieder mal auf dem Programm der Tour de France. Wer wird den über 1.800 Meter hohen Berg als erster bezwingen und sich in eine Reihe mit berühmten Alpe-d'Huez-Gewinnern wie Marco Pantani oder Bernard Hinault stellen? Die Entscheidung fällt am Nachmittag.
Ein Lichtblick
In Norwegen ist das erste selbstfahrende, elektrische Containerschiff in Betrieb gegangen. Es soll jährlich 40.000 Lastwagenfahrten und einen CO2-Ausstoß von 1.000 Tonnen sparen:
Gesagt
Vor einem Jahr stellte die EU-Kommission das Maßnahmenpaket "Fit for 55" vor, um den Klimawandel zu bekämpfen. Doch an der Umsetzung hapert es. Kritikerinnen und Kritiker bemängeln, dass viele Vorschläge verwässert werden, etwa das geplante Aus für neue Benzin- und Dieselautos bis 2035. Auch die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine erschweren die Klima-Bemühungen der EU.
Weitere Schlagzeilen
- Gaspreise werden sich ab 2023 laut Bundesnetzagentur verdreifachen: Verbraucher müssen spätestens ab dem nächsten Jahr deutlich tiefer in die Tasche greifen.
- Westliche Waffen für ukrainische Gegenoffensive entscheidend: Andras Racz und Christian Mölling erklären, warum die Ukraine wohl nicht alle besetzten Gebiete zurückerobern kann.
- Nahrungsmittel teurer, Bahnfahren günstiger: Unsere Überblicks-Grafiken zeigen, wie sich die Inflation entwickelt.
- Flug abgesagt? Das können Sie tun: Mitten in der Hauptreisezeit streichen Lufthansa und die Tochter Eurowings Tausende Flüge.
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So wird das Wetter heute
Am Donnerstag scheint die Sonne im Südwesten am längsten. Sonst ist der Himmel unterschiedlich bewölkt. Schauer treten am ehesten in Schleswig-Holstein und im östlichen Bergland auf. Hier kann es auch einzelne Gewitter geben. Der Wind weht mäßig, an den Küsten und in Gewitternähe mit starken Böen aus Nordwest. Die Höchsttemperatur liegt in der Nordhälfte zwischen 18 und 27 Grad, in der Südhälfte werden 27 bis 37 Grad erreicht.
Zusammengestellt von Katja Belousova
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