Guten Morgen,
nun tobt seit fünf Monaten Krieg. Damals, am Tag nach dem Einmarsch, hatte die ganze Welt gedacht, das Ganze dauert keine Woche. Dann wäre die Ukraine eingesackt ins Russische Reich. Von wegen! Seit 152 Tagen hält sie stand.
Die Ukraine hat geschwächelt, aber sie fällt nicht. Doch in der EU fangen die ersten an zu wanken: Ungarns Premier Viktor Orban drängt auf einen Verhandlungsfrieden. Ihm passt eh nicht, dass sich die freie Welt gegen seinen Gas-Geber Wladimir Putin stellt.
Nun versucht er, wie Populisten das so machen, mit Egoismen die Stimmung gegen diesen Krieg anzufachen. Dass uns diese Sanktionen nur viel kosten würden, aber nichts brächten, klagt er. Soll heißen: Die Solidarität mit der Ukraine ist zu teuer und nervt. Europa sollte sich nicht mehr auf deren Seite stellen, sondern in die Mitte zwischen Moskau und Kiew. Äquidistanz zwischen einer Auto- und einer Demokratie - das ist schon eine seltsame Forderung von einem EU-Mitglied.
Man könnte das für brutale Realpolitik halten. Nach dem Motto Charles de Gaulles: Staaten haben keine Freunde, sondern Interessen. Aber damit macht der Möchtegern-Realo Orban genau das, was nicht passieren darf. So sieht es jedenfalls der Ultra-Realpolitiker Henry Kissinger, den ich gestern Abend im heute-journal interviewt habe. Der Altmeister sagt klipp und klar: Wenn verhandeln, dann muss sich der Westen einig sein, was geht und was nicht.
Orban meißelt gerade an diesem Block der Einigkeit. Putin wird das freuen. Ihm hilft Streit in der EU. Denn seine politische Agenda ist ganz simpel: teile und herrsche. Einfach den Gegner zerkrümeln. Noch besser, wenn der das selbst erledigt. Orban legt da gut vor, vielleicht folgen bald andere.
Vielleicht aber auch nicht. Kissinger vergleicht die derzeitige Phase mit der Zeit der Aufklärung. Am Ende könnten wir gestärkt daraus hervorgehen als Gemeinschaft demokratischer Staaten. Weil wir Zähne gezeigt und durchgehalten haben. Weil wir zusammenhalten.
Wie die Ukraine seit fünf Monaten.
Einen guten Start in die Woche wünscht
Wulf Schmiese, Leiter heute journal
Was in der Nacht im Ukraine-Krieg passiert ist
Moskau will laut Lawrow Regimewechsel in Kiew: Russland strebt den Sturz der ukrainischen Regierung an - das erklärte Außenminister Lawrow. Damit verschärft die russische Führung einmal mehr ihre Position im Ukraine-Krieg.
Russland fordert Tribunal für Ukraine: Russland will über 200 ukrainische Soldaten wegen angeblicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor einem neuen internationalen Tribunal anklagen.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Was heute noch wichtig ist
Gaskrisengipfel in Baden-Württemberg: Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) fürchtet die Folgen eines Energiemangels. Heute will er alle Verantwortlichen an einen Tisch holen, unter anderem den Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. Ulrike Hauswald hat zusammengefasst, wie Kommunen schon jetzt Energie sparen - und was Laterne abschalten und Homeoffice bringen.
Papst Franziskus in Kanada: Das katholische Kirchenoberhaupt besucht Vertreter der Ureinwohner. Es wird erwartet, dass der Papst bei dem Treffen um Entschuldigung dafür bittet, dass indigene Kinder über Jahrzehnte hinweg in Internaten misshandelt wurden.
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Gesagt
Im ZDF-Sommerinterview hat sich Friedrich Merz gegen ein Tempolimit in Deutschland ausgesprochen. Das beträfe "vielleicht drei Prozent der Strecken, auf denen es in Deutschland noch kein Tempolimit gibt", sagte er.
Terra X - die Wissens-Kolumne
Der Blick in den Kosmos fasziniert - weil er uns aus dem Alltag holt. Über die Faszination der unendlichen Weiten schreibt Astrophysikerin Suzanna Randall in der Terra-X-Kolumne. In unserem Archiv finden Sie alle bisherigen Ausgaben:
- Terra X - die Wissens-Kolumne
Welche Lösungen bietet die Wissenschaft für aktuelle Probleme? Alle bisher erschienenen Ausgaben der Terra X-Kolumne finden Sie jederzeit in unserem Archiv.
Grafik des Tages
Der Deutsche Wetterdienst warnt in fast allen Teilen Deutschlands vor Waldbränden. Besonders im Süden und Osten herrschen höchste Warnstufen.
Zahl des Tages
300 km/h - so schnell kann Deutschlands ICE 3 in der Spitze fahren. Vor genau 20 Jahren startete der erste ICE 3 auf der Strecke Frankfurt-Köln. Allerdings lassen der Zustand von Zügen und Trassen die Höchstgeschwindigkeit oft nicht zu. Auch deswegen investiert die Bahn seit 2014. Im Jahr 2021 waren es pro Kopf 124 Euro. Zum Vergleich: In Großbritannien waren es im gleichen Jahr 158 Euro, in der Schweiz 413 Euro. Unter dem Link erfahren Sie mehr dazu, warum die Deutsche Bahn so oft zu spät ist.
Weitere Schlagzeilen
- Grüne in Berlin wollen Wasserverschwendung eindämmen: Der umweltpolitische Sprecher fordert, Wasser rationieren und Rasensprengen oder Autowäsche im Notfall zu verbieten zu dürfen.
- Triumphfahrt in Gelb für Vingegaard: Der Däne hat zum ersten Mal die Tour de France gewonnen.
- Lehrerverband warnt vor erneuten Schulschließungen im Herbst: Die Politik habe es auch im dritten Jahr der Pandemie nicht fertiggebracht, die Schulen auf den erwarteten Anstieg des Infektionsgeschehens im Herbst vorzubereiten, so die Kritik.
Ein Lichtblick
Sie haben gar keine Lust zu arbeiten heute? Dann geht es Ihnen wie Millionen anderen Menschen in Deutschland. Doch auch nach mehreren Job-Jahren kann es sich noch lohnen, den Beruf zu wechseln, wie Marcel Burkhardt an einem schönen Beispiel beschreibt: dem von Frau Müller, die jetzt in Pfützen hüpft.
Ausblick in die Woche
Die Nachrichten im Video
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So wird das Wetter heute
Am Montag ziehen von der Nordsee her Schauer und teils kräftige Gewitter auf, die im Tagesverlauf etwa eine Linie von der Eifel bis nach Mecklenburg-Vorpommern erreichen. Nordöstlich dieser Linie liegen die Temperaturen bei 25 bis 30 Grad. Sonst werden nochmal heiße 32 bis 36 Grad erreicht.
Zusammengestellt von Jan Schneider
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