Guten Abend,
es ist eine der zentralen Fragen, die ich mir seit dem ersten Tag der russischen Invasion in der Ukraine stelle: Warum tun Menschen so etwas? Über die Beweggründe von Präsident Wladimir Putin wurde ja schon viel spekuliert und analysiert. Er könnte schwer erkrankt sein, verrückt geworden durch die Corona-Isolation oder einfach ein skrupelloser Diktator, der den Untergang der Sowjetunion nicht verwunden hat.
Doch auf den Schlachtfeldern in der Ukraine kämpft nicht der Präsident, sondern Männer, meist noch sehr jung, die teilweise gar nicht wussten, wen sie da eigentlich gerade angreifen. Wie kommt man an den Punkt, gefesselte Zivilisten in einem Vorort von Kiew zu erschießen oder Wohnhäuser auszurauben?
Der wohl wichtigste Teil ist der Erfolg der russischen Propaganda über angebliche Gräueltaten der Ukrainer: Auf der Rakete, die heute den für Evakuierungen genutzten Bahnhof von Kramatorsk getroffen hat, war eine Botschaft aufgesprüht: "Für [die] Kinder" stand darauf, als sei der Angriff ein Racheakt für angeblich getötete Kinder in der Donbass-Region. Ein Vorwurf, den Russland schon oft als Grund für den Angriffskrieg genannt hat, bisher aber keine Beweise vorgelegt hat, die international anerkannt wurden.
Auch Neid kann eine Rolle spielen: Die russischen Soldaten stammen meist aus einfachen Verhältnissen. In einer Ruine nahe Kiew war nach dem Abzug der Soldaten in einem Haus der Schriftzug an die Wand gesprüht: "Wer hat euch erlaubt, so gut zu leben?"
Um zu verstehen, was eigentlich nicht zu verstehen ist, nämlich wie es zu Kriegsverbrechen wie in Butscha kommen kann, haben meine Kollegen Nils Metzger und Ole Apitius mit einem Historiker und einem Menschenrechtsexperten gesprochen. Das Ergebnis können Sie hier nachlesen:
- Warum Soldaten zu Kriegsverbrechern werden
Russlands Soldaten foltern und ermorden Zivilisten - in Butscha und anderen Orten. Experten erklären, wie Russlands Art der Kriegsführung Kriegsverbrechen wahrscheinlicher macht.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
Das Robert-Koch-Institut meldet heute 175.263 Neuinfektionen, die Inzidenz liegt bei 1181,2. Unsere Karte zeigt, wie es in Ihrem Landkreis aussieht.
In Deutschland sind bisher 76,6 Prozent mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft worden. 76 Prozent sind zweimal, 58,9 Prozent dreimal geimpft. Hier erfahren Sie, wie es in Ihrem Bundesland aussieht.
Weitere Zahlen und aktuelle Grafiken zur Verbreitung des Coronavirus weltweit finden Sie unter dem Link.
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen ist in Kiew eingetroffen: Zusammen mit dem EU-Außenbeauftragte Josep Borrell ist von der Leyen mit dem Zug in Kiew angekommen. In der ukrainischen Hauptstadt will unter anderem den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen. Die weiteren Entwicklungen des Tages, lesen Sie in unserer Zusammenfassung.
Was darüber hinaus wichtig ist
Grundsicherung für Geflüchtete beschlossen: Bund und Länder haben sich über die Aufteilung der Kosten für die Versorgung von Flüchtlingen aus der Ukraine geeinigt. Sie sollen zudem Grundsicherung erhalten.
Winter ohne russisches Gas möglich: Wegen Russlands Angriff auf die Ukraine will Deutschland so bald wie möglich auf russische Gasimporte verzichten. Einer Studie des DIW zufolge könnte das noch in diesem Jahr möglich sein.
Milliardenhilfen für deutsche Unternehmen: Seit Wochen arbeitet die Bundesregierung auf "Hochtouren" an Hilfen für Unternehmen, die von den Folgen des Krieges betroffen sind. Jetzt gibt es ein Maßnahmenpaket.
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Weitere Schlagzeilen
- Mutmaßlicher Attentäter in Tel Aviv erschossen: Eine tödliche Attacke in Tel Aviv hat die neue Reihe von Anschlägen in Israel fortgesetzt.
- Bayern behält Punkte trotz Wechselfehler: Der 4:1-Sieg des FC Bayern beim SC Freiburg bleibt bestehen.
- Geschworene sprechen Boris Becker schuldig: Der Ex-Tennisstar habe seinem Insolvenzverwalter Teile seines Vermögens vorenthalten.
- ZDF besetzt Leitungspositionen neu: Nadine Bilke wird Programmdirektorin, Bettina Schausten wechselt an die Spitze der Chefredaktion.
Ein Lichtblick
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die gemeinsame Pressekonferenz zur Corona-Lage mit dem Chef des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, mit einer positiven Nachricht eröffnet: "Die Fallzahlen gehen deutlich zurück". Die Infektionszahlen geben ihm Recht:
Zahl des Tages
79,5. So viele Rubel muss man heute bezahlen, um dafür einen Dollar zu bekommen. Damit ist der Kurs der russischen Währung in etwa wieder auf dem Niveau vor dem Krieg in der Ukraine. Sind Russlands Finanzen inzwischen also wieder solide? Keinesfalls, erklärt Sina Mainitz aus dem ZDF-Börsenstudio.
- Russische Währung zurück auf Vorkriegsniveau
Der russische Rubel ist wieder so viel wert wie vor dem Krieg. Doch Russland gehen die Dollars aus. Die Anzeichen für eine drohende Staatspleite des Landes mehren sich.
Gesagt
Das Verhältnis der beiden Nachbarn Finnland und Russland ist kompliziert. Präsident Niinistö gibt erstmals seit dem Überfall auf die Ukraine deutschen Journalisten ein Interview.
Streaming-Tipps für den Feierabend
Paul Raymond eröffnet 1958 eine Bar in Soho. Als Privatklub deklariert, wird sie zum ersten Strip-Klub des Landes. Im prüden Nachkriegs-England zieht Raymond ein Sex-Imperium auf. In den 90er-Jahren gilt Raymond als reichster Mann Englands. Privat jedoch setzt ihm das Schicksal hart zu. Regisseur Michael Winterbottom zeigt mit "The Look of Love - Das Geschäft mit dem Sex" das Leben Paul Raymonds als steile Aufstiegsgeschichte in schillernden Zeiten. (96 min, verfügbar bis 14.04.2022, Altersbeschränkung)
85 Millionen Menschen leben im Einzugsgebiet der Ostsee. Tausende Wracks am Meeresgrund zeugen davon, wie Handel und Krieg das Schicksal der Region seit Jahrhunderten prägen. Doch selbst dort, wo man sie gut zu kennen glaubt, ist die Ostsee immer für eine Überraschung gut. Meeresbiologe und Forschungstaucher Uli Kunz war "Faszination Wasser - Geheimnisvolle Ostsee" unterwegs und hat so einiges Erstaunliche und auch Beunruhigendes entdeckt. (43 min)
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