Guten Abend,
die politische Osterruhe ist vorbei. Über die Feiertage hatten sich viele Politikerinnen und Politiker noch zurückgehalten mit Corona-Debatten - pünktlich am ersten Tag nach Ostern wird aber wieder heiß diskutiert. Stein des Anstoßes: Armin Laschets Forderung nach einem "Brücken-Lockdown".
So lange nicht genug Menschen geimpft seien, fordert der CDU-Chef und NRW-Ministerpräsident, das öffentliche Leben herunterzufahren - vergleichbar mit der ursprünglich geplanten Osterruhe. Mit der Ausnahme, dass der Laschet-Lockdown nicht nur ein paar Tage, sondern "zwei bis drei Wochen" dauern soll, wie er im ZDF-Interview erklärte.
Die SPD ist wenig begeistert von dem Plan. Vizekanzler Olaf Scholz lehnt ihn ab und stichelt, dass der NRW-Ministerpräsident sich selbst nicht an vereinbarte Regelungen aus der Bund-Länder-Runde gehalten habe. Laschets Amtskollege aus Niedersachsen, Stephan Weil (SPD), bezeichnet den Vorstoß als Aktionismus.
Mit Letzterem dürfe Weil nicht ganz falsch liegen: Armin Laschet will sich jetzt als Macher präsentieren, denn in den kommenden Wochen entscheidet die Union über ihren Kanzlerkandidaten. Der CDU-Chef will in der Corona-Debatte den Ton vorgeben - daher sein Lockdown-Vorstoß. Die Frage ist nur: Wer will über Laschets Brücken gehen?
Markus Söder offenbar nicht: Dass Bayerns Ministerpräsident und Laschets Hauptkonkurrent um die Unions-Kanzlerkandidatur viele Stunden so gar nichts zur Idee eines Brücken-Lockdowns sagt und stattdessen seinen Gesundheitsminister vorschickt, ist schon fast vernichtend, analysiert meine Kollegin Kristina Hofmann.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
In Deutschland gibt es 2.905.263 bestätigte Infektionsfälle. Im Schnitt kommen derzeit täglich 15.420 dazu. Insgesamt sind 77.720 Menschen gestorben. (Quelle: Risklayer)
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Was sonst noch wichtig ist
Telefon in Arztpraxen steht nicht mehr still: Seit heute dürfen auch die Hausärztinnen und Hausärzte das tun, worin sie seit Jahrzehnten Experten sind: Impfen. Zwei Hausärzte haben meiner Kollegin Florence-Anne Kälble Einblicke in ihre Erfahrung mit der Corona-Schutzimpfung gegeben.
Mit der Kalaschnikow ins Parlament: Werner S., Anführer der mutmaßlichen rechtsextremen Terrorzelle Gruppe S., versuchte vor seiner Festnahme im Februar 2020, an Kriegswaffen für einen Anschlag im Bundestag zu kommen. Das ZDF-Magazin Frontal21 durfte gemeinsam mit den "Stuttgarter Nachrichten" die Ermittlungsakten einsehen. Joachim Bartz berichtet.
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(K)ein Lichtblick
Schafe leisten einen wichtigen Dienst für die Natur: Sie betreiben Landschaftspflege und fördern die Artenvielfalt. Doch der Beruf des Schäfers bzw. der Schäferin stirbt aus - auch wegen finanziellen Drucks aus dem Ausland.
Zahl des Tages
6: Um 6 Prozent soll die Weltwirtschaft laut Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) im Jahr 2021 wachsen - und das trotz anhaltender Corona-Pandemie. Für das kommende Jahr prognostiziert der IWF einen Anstieg um 4,4 Prozent.
Streaming-Tipps für den Feierabend
Wer Single ist und jemanden kennenlernen möchte, geht heute nicht mehr in eine Bar, sondern installiert sich eine Dating-App. Zum Beispiel Tinder. Einmal über die Oberfläche des Smartphones gewischt, und die andere Person gilt als interessant - oder ist weg. So schnell wie die Menschen auf der Bildschirmoberfläche auftauchen, so verheißungsvoll erste Treffen verlaufen, so schnell verschwinden sie auch wieder. Wie frustrierend das sein kann, zeigt die 37-Grad-Doku "Wisch und Weg - Wie man sich heute findet und verpasst". Zu sehen ist sie heute Abend im ZDF (22:15 Uhr) und schon jetzt in der ZDF-Mediathek.
In diesem Jahr, am 27. März, war der 150. Geburtstag Heinrich Manns. Obwohl er noch immer im Schatten seines jüngeren Bruders Thomas steht, bleibt sein Werk unvergessen, vor allem seine bitterböse Satire "Der Untertan". Die Geschichte des Fabrikantensohns Diederich Heßling, der sich nach oben hin beugt und nach unten austeilt, ist eine Abrechnung mit Opportunismus und Nationalismus. Regisseur Peter Staudte machte aus Manns Vorlage 1951 ein filmisches Meisterwerk - das Sie sich aktuell in der Mediathek von 3sat ansehen können.
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Katja Belousova und das gesamte ZDFheute-Team
Katja Belousova ist Redakteurin und Reporterin bei ZDFheute. Auf Twitter: @belojakatja
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