Guten Morgen,
wahre Sieger brauchen kein Treppchen. Das können wir von Boris Herrmann lernen, dem Weltensegler, der heute aufwachen wird als vielleicht glücklichster Verlierer auf Erden.
Gestern Abend habe ich mit ihm gesprochen für unser heute journal up:date. Da war er nach 80 einsamen und unfassbar anstrengenden Tagen auf See - das Wort Einhand-Segler sagt alles - gerade wenige Stunden an Land. Nach einem Weg, mit dem er Geschichte machen wollte: als erster Nicht-Franzose, der die Vendée Globe gewinnt, die härteste und längste Segelregatta der Welt. Nun macht er anders Geschichte: als ein Kämpfer, der im Unglück das Glück sieht und sich freut, wohlbehalten zurück zu sein bei seiner Familie und seinen Freunden - "einer der schönsten Momente überhaupt".
Den wohl schlimmsten Moment seiner Profisegler-Karriere hatte er da gerade 20 Stunden hinter sich. Auf dem Atlantik in Stockfinsternis, nur noch 90 Seemeilen vom Ziel entfernt, knallt sein Segelboot gegen einen spanischen Fischtrawler. Boris Herrmann wird aus seinem 20-Minuten-Schlaf gerissen: "Ich guck hoch an diese Wand von dem Fischerboot. Mein Boot klebt an denen dran und wird vom Wind dagegen gedrückt; von den Wellen dagegen geworfen, stark beschädigt." Aus der Traum, auf der Zielgeraden noch ein richtig gutes Rennen zu machen. Von da an ging es ihm nun nur noch darum, überhaupt wieder in Sicherheit zu kommen.
Der Atlantik ist auf dieser Strecke stark befahren, 15 andere Boote hatte Hermanns Radar erfasst, wodurch er selbst gewarnt wurde. Dieses Fischerboot jedoch nicht, so Herrmann. "Warum, ist mir ein Rätsel." Doch jeden Verdacht, alles was nach Konspiration klingt, wischt das Unglücksopfer sofort beiseite. Zufall, mehr nicht.
Herrmanns anstrengende Reise hat mehr gebracht als Ruhm: Erkenntnisse für die Klimaforschung. Er hat mit einem Labor an Bord den CO2-Gehalt des Ozeans gemessen auf seiner 50.000-Kilometer-Tour. Das seien Werte, die kein Satellit erfassen könne und auch keine schwimmenden Bojen, weil die zu viel Strom dafür bräuchten. So war sein Einhand-Segler auch ein Forschungsschiff. Boris Herrmann hat für die Wissenschaft kostbare Daten an Land gebracht - und die kluge Einsicht: Auch wer nicht siegt, kann gewinnen.
Einen gewinnenden Tag wünscht
Wulf Schmiese, Leiter heute journal
Was heute noch wichtig ist
Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage: Im Kampf gegen Corona befindet sich Deutschland seit mehreren Wochen im Shutdown. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) informiert um 10 Uhr zur aktuellen Corona-Lage. Die Pressekonferenz können Sie hier live verfolgen.
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Spahn erwartet bedingte Zulassung am Freitag
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rechnet nicht damit, dass die EMA den Astrazeneca-Impfstoff am Freitag uneingeschränkt zulassen wird. Es lägen zu wenige Daten über Ältere vor.
Was über das Astrazeneca-Vakzin bekannt ist: Heute entscheidet die Europäische Arzneimittelbehörde EMA über die Zulassung eines weiteren Impfstoffs gegen Sars-CoV-2. Fragen und Antworten.
Erwartungen an Impfgipfel runtergeschraubt: "Es wird keine schnelle Lösung geben", sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) bei maybrit illner und dämpfte die Erwartungen. Reine Symbolik sei der Impfgipfel am Montag aber nicht, weil es immer möglich sei, dass neue, umsetzbare Ideen gefunden würden.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
In Deutschland gibt es 2.194.780 bestätigte Infektionsfälle. Im Schnitt kommen derzeit täglich 12.270 dazu. Insgesamt sind 56.232 Menschen gestorben. (Quelle: Risklayer)
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Corona-Check des Tages
Impfangebot für alle bis Ende Sommer? Bis zum 22. September soll laut Bundesregierung jede Person in Deutschland ein Impfangebot gegen das Coronavirus erhalten. Ist das möglich? Das Impftempo müsste deutlich zunehmen.
Ausführlich informiert
Corona kennt keine Grenzen - seine Mutanten erst recht nicht. Trotz sinkender Zahlen in Deutschland hat das Virus Europa weiter fest im Griff. Ein Grund: Die Impfstoff-Beschaffung hier läuft schlechter als im Rest der Welt. Thema bei maybrit illner: Virus ohne Grenzen - hat Europa die Kontrolle verloren? (62 Minuten)
Zu Gast bei Markus Lanz äußerte sich Martin Schulz (SPD) zur Vorgehensweise der EU-Kommission bei der Impfstoffbeschaffung und zur Strategie der SPD im Superwahljahr 2021. (76 Minuten)
Das Attentat auf Walter Lübcke schockierte ganz Deutschland. Im Juni 2019 wurde der Kasseler Regierungspräsident erschossen - von einem Rechtsextremisten. Der Täter erhielt jetzt die Höchststrafe. Analysen und Einordnung, unter anderem mit Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) im ZDF spezial: "Gefahr von rechts - Urteil im Lübcke-Prozess". (12 Minuten)
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Gesagt
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Zusammengestellt von Andreas Kronhart
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