Guten Morgen,
zwei Frauen aus Deutschland, machtbewusst und erfolgreich, Spitzenpolitikerinnen beide und jetzt in einem gemeinsamen Kampf vereint: Angela Merkel, deutsche Kanzlerin, und Ursula von der Leyen, EU-Kommissionschefin. Seit Deutschland gestern die EU-Ratspräsidentschaft übernommen hat, kämpfen sie Seit‘ an Seite für die Rettung Europas in der Corona-Krise und werden sich heute Nachmittag erstmals in einer gemeinsamen Pressekonferenz (live bei ZDFheute) der Öffentlichkeit stellen.
Botschaft: Wir ziehen an einem Strang, Europa ist jede Anstrengung wert. Schulterschluss eines deutschen Doppels, das nun gemeinsam Europa steuert. Und ein weiteres Kapitel im Verhältnis der beiden, das keinesfalls immer ungetrübt war. Jedenfalls eines mit Höhen und Tiefen. Zu den Tiefen gehörte zweifellos das Jahr 2010 als Merkel von der Leyen vor den Kopf stieß und Christian Wulff zum Bundespräsidenten machte. Von der Leyen war sich sicher gewesen, dass die Wahl auf sie fiele. Auch deshalb wurde der Niedersächsin später unterstellt, Merkel vom Thron stoßen zu wollen, was sie stets elegant nur halb dementierte mit der Formel: "In jeder Generation gibt es nur einen Kanzler. Und in meiner ist das Angela Merkel."
14 Jahre lang war von der Leyen, die vier Jahre jüngere, Ministerin unter Merkel, brennend ehrgeizig und zugleich hilfreich. Ihr Elterngeld etwa war ein wichtiges Modernitätsprojekt, das Merkel als CDU-Chefin stützte und nutzte. Mit dem Amt der Verteidigungsministerin gab Merkel von der Leyen eine neue, wenn auch ausgesprochen gefährliche Chance. Das Amt ist ein Schleudersitz, entweder man scheitert oder empfiehlt sich für Höheres. Bevor von der Leyens Sitz durch eine Berateraffäre ernsthaft ins Schleudern kam, ereilte sie die Berufung zu Höherem: an die Spitze der EU-Kommission. Eine Idee allerdings nicht von Merkel, sondern von Frankreichs Regierungschef Macron. Für von der Leyen auch eine Emanzipation von der Chefin.
Seitdem sind sie nun also auf Augenhöhe. Sie sind keine Freundinnen, aber kennen sich lange. Sie vertrauen sich nicht 100prozentig, aber wissen, was die andere kann und will. Und beide wollen jetzt den Erfolg: Merkel, um ihre Kanzlerschaft am Ende europäisch glänzen zu lassen, von der Leyen, um nach einem holprigen Start im Amt nun historische Akzente zu setzen. Zwei, die sich brauchen. Mit von der Leyen ist das heute-journal am Abend zum Interview verabredet. Es dürfte auch um Merkel gehen.
Einen schönen Tag und viel Spaß beim Weiterlesen wünscht Ihnen
Bettina Schausten, Stellvertretende ZDF-Chefredakteurin
Was heute noch wichtig ist
- Der Bundestag will nach langem koalitionsinternen Streit die Grundrente verabschieden. Das Gesetz soll zum 1. Januar 2021 starten. Die Renten von rund 1,3 Millionen Menschen mit kleinen Bezügen sollen damit aufgebessert werden. Sie müssen aber mindestens 33 Jahre Beiträge eingezahlt haben. Außerdem soll über eine Gutscheinlösung für Pauschalreisende in der Corona-Krise abgestimmt werden.
- Fußball: Im Relegations-Hinspiel gegen den 1. FC Heidenheim geht es für Werder Bremen darum, sich eine gute Ausgangslage für das Rückspiel zu verschaffen. Der Tabellen-16. der Fußball-Bundesliga geht gegen den Zweitliga-Dritten ab 20.30 Uhr als klarer Favorit in die Partie.
- Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu und Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy kommen nach Deutschland, um mit der Bundesregierung über die Reisewarnung für die Türkei zu sprechen. Cavusoglu will sich mit Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) treffen, Ersoy mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).
Für die Türkei gilt eine Reisewarnung der Bundesregierung. Das trifft das Land am Mittelmeer hart, denn der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
In Deutschland gibt es laut Johns-Hopkins-Universität 195.893 bestätigte Infektionsfälle. Im Schnitt kommen derzeit täglich 420 dazu. Insgesamt sind 8.995 Menschen gestorben. (Stand: 02.7.2020 5:32 Uhr, Quelle: Johns-Hopkins-Universität)
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Grafik des Tages
Zahl des Tages
1.700: So viele Schweine können in modernen Schlachtbetrieben pro Stunde getötet werden. Mehr Infos zum Leben eines Schweins in der konventionellen Tierhaltung gibt es in unserer interaktiven Story:
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Vom Schwein zum Schnitzel
Das kurze Leben eines Schweins
Gesagt
EU-Ratspräsidentschaft und Vorsitz im UN-Sicherheitsrat –auf Deutschland kommt eine Menge diplomatischer Arbeit zu. Auch auf Heiko Maas warten anstrengende Monate. Das wichtigste Ziel: Europa zu einen im Kampf gegen die Folgen der Corona-Pandemie.
Weitere Schlagzeilen
- Verfassungsreferendum in Russland: Mehrheit der Russen stimmt für Putins Machterhalt
- Corona-Ansteckungen in den USA auf Rekordhoch
- London lockert Einwanderung für rund 3 Millionen Hongkonger
- Strafrecht bei Kindesmissbrauch: Lambrecht-Reform: Union will mehr Maßnahmen
- Suche nach Corona-Impfstoff: Positive Nachrichten vom Mainzer Unternehmen Biontech und dem US-Konzern Pfizer.
- Germanwings-Absturz: Gericht weist Klage von Angehörigen ab
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So wird das Wetter heute
Am Donnerstag ist es wechselnd oder stark bewölkt. Vor allem im Nordwesten und im Südosten bilden sich viele Schauer und Gewitter. Sonst ist es auch mal länger sonnig und Schauer sind seltener. Bei einem mäßigen Westwind werden 18 bis 26 Grad erreicht.