Guten Morgen,
ein Kardinal gibt sich entschlossen. Am 18. März werde ein Gutachten zum Umgang des Kölner Bistums mit Missbrauchsfällen veröffentlicht und darin Verantwortlichkeiten klar benannt. Danach stelle sich "sofort" die Frage nach personellen Konsequenzen, denn Vertuschung und Mauschelei dürfe es nicht mehr geben. All das kündigte Rainer Maria Woelki am Sonntag über den Bistumssender Domradio an - und dann sprach er noch dies: Er sei als Bischof und Christ zutiefst davon überzeugt, dass nur die Wahrheit befreien könne von den Schatten der Vergangenheit.
Ist Aufklärung in der katholischen Kirche also neue Kardinalstugend? Für viele Betroffene von sexueller Gewalt durch Priester klingt das scheinheilig und schal. Denn Woelkis Worte zur Wahrheitsfindung wiederholen sich. Schon vor Jahren hatte er Aufklärung durch ein Gutachten versprochen und eine Kanzlei damit beauftragt. Auch dabei sollten die Namen von Verantwortlichen für Vertuschung klar benannt werden. Das Gutachten wurde auch angefertigt, aber Woelki hält es bis heute unter Verschluss - wegen angeblicher methodischer Mängel - und beauftragte ein neues.
Die Erstgutachter würden sich gerne verteidigen, aber das Erzbistum Köln verhinderte bislang eine Stellungnahme der Kanzlei aus München. So etwas habe er in dreißig Jahren anwaltlicher Praxis nicht erlebt, meint der Autor des Gutachtens, Ulrich Wastl, im Frontal21-Interview. Er sehe zwei Lager in der katholischen Kirche wirken. Es gebe diejenigen, die tatsächlich für eine ehrliche Aufarbeitung kämpfen, aber die würden diskreditiert durch diejenigen, die Aufklärung verzögern oder gar verhindern.
Frontal 21 berichtet heute Abend um 21 Uhr über katholische Vertuschung und das Leid von Betroffenen. Sie hatten zumindest auf Trost durch Transparenz gehofft - bislang vergebens.
Herzliche Grüße aus Berlin
Ilka Brecht, Moderatorin und Leiterin des ZDF-Magazins Frontal 21
Was heute noch wichtig ist
Integrationsgipfel im Kanzleramt: Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (beide CDU) und Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) empfangen Vertreter aus Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft. Außerdem soll eine neue Studie zur politischen Partizipation von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund vorgestellt werden.
Symbolischer Neustart der transatlantischen Beziehungen: Außenminister Heiko Maas redet bei einer Veranstaltung des US-Forschungsinstituts Brookings in Washington. Es ist die erste größere Rede des Außenministers zu den transatlantischen Beziehungen seit der Vereidigung des neuen US-Präsidenten Joe Biden.
So geht's Baden-Württemberg: Am Sonntag ist Landtagswahl in zwei Bundesländern. Baden-Württemberg ist eines davon. Grund genug mal ein bisschen auf die Zahlen und Fakten rund ums Ländle zu blicken.
Holpriger Corona-Teststart: In vielen Bundesländern sind seit dem Wochenstart weitere Corona-Lockerungen in Kraft. Mit den Schnelltests geht es nicht ganz so schnell. Neben aller Freude herrscht viel Verunsicherung.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
In Deutschland gibt es 2.513.809 bestätigte Infektionsfälle. Im Schnitt kommen derzeit täglich 8.310 dazu. Insgesamt sind 72.700 Menschen gestorben. (Quelle: Risklayer)
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Grafik des Tages
Gesagt
Nach der Masken-Affäre in der Union will der Union-Fraktionschef im Bundestag, Ralph Brinkhaus, alle Nebentätigkeiten von Abgeordneten genau unter die Lupe nehmen, erklärte er im ZDF heute journal.
Weitere Schlagzeilen
- Union kritisiert Plan von Scholz und Heil: Der Finanzminister und der Arbeitsminister wollen den Mindestlohn schon bis 2022 auf zwölf Euro je Stunde anheben
- Uefa sperrt Referee bis zum Saisonende: Nach dem Rassismusvorfall während eines Champions-League-Spiels im vergangenen Dezember wird der Schiedsrichter vorerst nicht zum Einsatz kommen
- Kamala Harris veröffentlicht Autobiografie: "Der Wahrheit verpflichtet" - die Geschichte einer Kämpferin heißt das auf Deutsch erschienene Buch.
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So wird das Wetter heute
Am Dienstag ist der Himmel vielerorts stark bewölkt oder bedeckt und vor allem vom Nordwesten bis zur Mitte fällt Regen, anfangs bis in tiefe Lagen auch Schnee. Die Sonne scheint nordöstlich der Elbe und am Alpenrand am längsten. Die Höchsttemperatur liegt zwischen 2 und 9 Grad.
Zusammengestellt von Jan Schneider.
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