Guten Morgen,
jetzt also läuft er, der Countdown für den befürchteten Gas-Stopp. Die jährlichen Wartungsarbeiten an der Ostseepipeline Nord Stream 1 beginnen - und ab dem heutigen 11. Juli tickt der Countdown zehn Tage lang. Wenn danach nichts passiert, dann passiert ganz viel. Will sagen: Wenn Russland den Gashahn einfach weiter geschlossen lässt, dann - so die Sorge nicht weniger Kassandra-Rufer - setzt sich hierzulande eine Kaskade in Bewegung, an deren Ende eine soziale und wirtschaftliche Katastrophe stehen könnte.
Der Bundeskanzler warnt vor einer langanhaltenden Krise und "sozialem Sprengstoff", der Vizekanzler hat Angst vor einer "Zerreißprobe" und fürchtet, die gesellschaftliche Solidarität könne über die Grenze hinaus strapaziert werden.
Es sind massive Warnungen - und das ist auch gut so. Die Politik will diesmal den häufig bei großen Krisen gemachten Fehler vermeiden, das wirkliche oder zumindest mögliche Ausmaß zu verschleiern. Wir erinnern uns an die Deutsche Einheit: Die wirklichen wirtschaftlichen Kosten wollte Helmut Kohl partout nicht benennen - am Ende hat die Schönfärberei der blühenden Landschaften viel an vorhandener Solidarität gekostet und stattdessen Enttäuschungen produziert.
Diesmal steht die Warnung also deutlich an der Wand. Wie katastrophal die Krise aber wirklich wird, weiß niemand seriös einzuschätzen. Die Bundesnetzagentur hat in drei von sieben Szenarien einen Gasmangel für den kommenden Winter berechnet.
Einige deutsche Wirtschaftsinstitute sehen in ihrer gemeinschaftlichen Diagnose die Lage aber entspannter: Selbst im ungünstigsten Fall drohe für dieses Jahr kein Gas-Engpass und auch im kommenden Jahr nur in den schlechteren Verläufen.
Wir werden es bald wissen - und auch, wie widerstandsfähig wir als Gesellschaft sind.
Courage - und kommen Sie gut durch die Woche
Theo Koll, Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios Berlin
Was in der Nacht im Ukraine-Krieg passiert ist
Ukraine fordert Zivilisten im Süden zur Flucht auf: Die Menschen im besetzten Süden des Landes sollen wegen geplanter Armee-Offensiven fliehen.
Kubicki reagiert mit Unverständnis auf Schröders Äußerungen über Putin: "Grundsätzlich ist es natürlich immer besser, auch mit den Führungsspitzen von autoritären Staaten im Gespräch zu bleiben, und niemand kann dies dem Ex-Kanzler verwehren", sagte der FDP-Vorsitzende. "Wer aber meint, Deutschland hätte eine diplomatische Bringschuld, um den Krieg in der Ukraine zu beenden, verdreht die Tatsachen. Das ist jedenfalls kein ernst zu nehmender Beitrag, der den Krieg beenden hilft."
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Was heute noch wichtig ist
Baerbock setzt Japan-Besuch fort: Nur wenige Tage nach dem tödlichen Anschlag auf den ehemaligen Premierminister Shinzo Abe ist die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) Japan eingetroffen. Der Besuch war schon lange geplant - jetzt trifft die Ministerin auf ein Land in Trauer.
Gedenktag für Opfer von Srebrenica: 8.000 muslimische Männer und Jungen wurden 1995 von Truppen bosnischer Serben in Srebrenica ermordet. An dieses Kriegsverbrechen wird heute erinnert. Im Januar 2009 beschloss das Europäische Parlament, den 11. Juli zum Europäischen Gedenktag für die Opfer des Massakers in Bosnien und Herzegowina zu erklären.
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Terra X - die Wissens-Kolumne
Die Inflation treibt die Preise nach oben. Drohen uns auch für Wasser absurde Preise? Warum ein radikales Umdenken für Trinkwasser nötig ist, erklärt Gewässerökologe Klement Tockner in der Terra-X-Kolumne. In unserem Archiv finden Sie alle bisherigen Ausgaben:
- Terra X - die Wissens-Kolumne
Welche Lösungen bietet die Wissenschaft für aktuelle Probleme? Alle bisher erschienenen Ausgaben der Terra X-Kolumne finden Sie jederzeit in unserem Archiv.
Zahl des Tages
45 Grad in Nordrhein-Westfalen? Wettermodelle sagen für diese Woche Rekordtemperaturen in Deutschland voraus. Auch wenn sich die Vorhersage in den nächsten Tagen noch stark verändern kann: "Die Hitzewelle an sich wird wohl kommen", schreibt ZDF-Meteorologe Özden Terli, "da sich bereits die entsprechende Wetterlage einstellt. Die Frage ist nur: Wie heftig wird das Ganze?"
- Wettermodelle: 45 Grad in NRW möglich
Fragen und Antworten zur kommenden Wetterlage.
Ein Lichtblick
Der Versuch, die Natur nachzubauen, ist selten von Erfolg gekrönt. Kelly Latijnhouwers und Valérie Chamberland aber scheint das zu gelingen: Die beiden Meeresbiologinnen züchten Korallen:
Gesagt
Heute vor 75 Jahren, am 11. Juli 1947, lief das Schiff "Exodus 1947" in Frankreich aus. Das Ziel: Palästina, das damals noch unter britischer Besatzung stand. An Bord: 4.500 jüdische Flüchtlinge, die Europa nach dem Grauen des Zweiten Weltkriegs in Richtung Gelobtes Land verlassen wollten. Doch aus dem Traum wurde ein Albtraum, als britische Kriegsschiffe es angriffen und die Passagiere daran hinderten, an Land zu gehen. Das Schiff durfte zwar in Haifa anlegen, doch während einige, wenige Verletzte von Bord gebracht wurden, musste der Rest der Flüchtlinge zurück nach Europa.
Weitere Schlagzeilen
- Müssen "der Regierung auf die Füße treten": Linken-Chef Martin Schirdewan im ZDF-Sommerinterview
- Leclerc schlägt Verstappen, Schumacher stark: Ferrari meldet sich im Formel-1-Titelrennen zurück
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- Djokovic gewinnt Wimbledon: Serbe holt gegen den Australier Nick Kyrgios seinen 21. Grand-Slam-Titel
Ausblick in die Woche
Die Nachrichten im Video
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So wird das Wetter heute
Am Montag ist der Himmel in einem Streifen von der Nordsee bis zum Bayerischen Wald stark bewölkt oder bedeckt, örtlich kann es leicht regnen. Südwestlich und nordöstlich dieses Streifens ist es freundlicher: Hier scheint oft und lange die Sonne. Der Wind weht schwach bis mäßig aus Nordwest bis Nord. Die Höchsttemperatur liegt zwischen 18 und 23 Grad, im Südwesten werden 22 bis 28 Grad erreicht.
Zusammengestellt von Katja Belousova
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