Update am Abend: Spurensuche im Einschlagkrater

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    Update am Abend:Spurensuche im Einschlagkrater

    Jan Schneider
    von Jan Schneider
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    ZDFheute Update

    Guten Abend,

    es sind diese Momente, in denen die westliche Welt die Luft anhält: Als gestern Abend die Meldung die Runde machte, dass eine Rakete auf polnischem Staatsgebiet eingeschlagen ist und zwei Menschen getötet hat. War das ein russischer Angriff auf Nato-Territorium? Kommt es jetzt zum Bündnisfall? Werden wir noch aktiver in diesen Krieg hineingezogen?
    Heute Vormittag folgte eine Dringlichkeitssitzung des westlichen Verteidigungsbündnisses in Brüssel. Der Tenor dort: Bloß keine voreiligen Schlüsse ziehen.
    Mittlerweile gibt es mehr Informationen zu dem Vorfall: Es gebe "keine Hinweise auf einen vorsätzlichen Angriff" auf Polen, betonte die Nato. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handele es sich bei dem Einschlag um eine ukrainische Flugabwehrrakete. Fotos von Trümmern im Einschlagskrater stützen diese These.
    Russland hatte am Dienstag 90 Raketen auf das Gebiet der Ukraine abgefeuert. Ziel war es wohl, die Energieversorgung des Landes weiter zu zerstören. 73 dieser Raketen konnten abgefangen werden, vermeldete die ukrainische Luftwaffe. Bei einem solchen Abfangversuch könnte also auch eine Rakete in Polen eingeschlagen sein.
    Der Einschlag sei keinesfalls die Schuld der Ukraine, betonte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg: Würde Russland nicht mit Marschflugkörpern angreifen, müsste sich die Ukraine nicht mit Abwehrraketen verteidigen. Die Gesamtverantwortung für den Krieg liege in Moskau.
    Ähnlich äußerte sich auch Bundeskanzler Scholz im ZDF-Interview kurz vor seiner Abreise vom G20-Gipfel in Bali:

    Wir wissen natürlich gleichzeitig, dass alles, egal von wem die Rakete abgeschossen wurde und welches Ziel sie eigentlich hatte, nicht stattfinden würde, wenn es nicht den furchtbaren Krieg Russlands gegen die Ukraine gäbe.

    Olaf Scholz, Bundeskanzler

    Und jetzt? Die Luftabwehr der Nato in Osteuropa soll gestärkt werden. Deutschland hat Polen Hilfe bei der Sicherung seines Luftraums angeboten. "Bereits ab morgen" könnten deutsche Eurofighter zum Einsatz kommen. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow forderte derweil erneut die Einrichtung einer Flugverbotszone über der Ukraine. Sein Land hat wegen der russischen Luftangriffe vom Westen schon mehrfach eine solche Flugverbotszone verlangt, bisher war das jedoch für die Nato-Staaten ein zu großer Eingriff in den Krieg. Die Fähigkeit zur Luftabwehr in der Ukraine wird aber sicherlich weiter unterstützt und ausgebaut.
    Ganz ausführlich hat auch unser Team von ZDFheute live über die Ereignisse in Polen berichtet. Die Sendung finden Sie hier:
    Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

    Was darüber hinaus wichtig ist

    Ergebnisse des G20-Gipfels auf Bali: Die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer billigten eine Abschlusserklärung, die überraschend deutlich den russischen Angriff auf die Ukraine kritisiert.
    Berliner Chaos-Wahl wird komplett wiederholt: Wegen zahlreicher Pannen muss die Berlin-Wahl vom September 2021 komplett wiederholt werden. Schon im Februar könnte es zur Abstimmung kommen. Das sei auch die einzig richtige Entscheidung, kommentiert Kristina Hofmann.
    Isolationspflicht endet in zwei Bundesländern: Ab heute müssen sich positiv Getestete in Bayern und Baden-Württemberg nicht mehr an strikte Corona-Isolationsvorgaben halten.
    Trumps mögliche Partei-Rivalen für US-Wahl: Donald Trump will wieder Präsident werden. Ob ihn die Republikaner aber wirklich aufstellen, ist noch nicht sicher. Denn er hat mehrere potenzielle Partei-Rivalen um die Kandidatur.
    Was erwartet die Fans in Katar? Deutsche Fans haben für die WM in Katar deutlich weniger Tickets gekauft als bei vorherigen Turnieren. Reise-Umstände und die strikten Regeln im Land machen Fanvertretern Sorgen.
    Aktuelle Corona-Zahlen und -Grafiken zur Situation in Ihrem Landkreis, zum Stand der Impfungen und zur allgemeinen Lage in Deutschland und weltweit.
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    Grafik des Tages

    Studierende sind vermehrt armutsgefährdet
    Ein großer Teil der Studierenden hierzulande war nach neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes 2021 von Armut bedroht. Fast vier von zehn Studierenden seien armutsgefährdet.

    Weitere Schlagzeilen

    Ein Lichtblick

    Heute mal ein ganz regionaler Lichtblick für die Landeshauptstadt von Sachsen: Dresden ist auf der neuen Liste der besten Reiseziele 2023 des bekannten Reiseführers Lonely Planet. In der heute veröffentlichten Online-Liste "Best in Travel 2023" steht Dresden als "Stadt des Aufbruchs" neben Metropolen wie Lima in Peru, Accra in Ghana, Montevideo in Uruguay sowie ganzen Staaten wie Guyana und Albanien.
    Blick auf die Semperoper Dresden
    Die Semperoper in Dresden könnte bald Lonely-Planet-Leser begrüßen.
    Quelle: dpa

    Zahlen des Tages

    37. So viele Terawattstunden Gas benötigt der Chemiekonzern BASF allein in seinem Hauptsitz in Ludwigshafen - mehr als die gesamte Schweiz. Etwa 39.000 Menschen arbeiten am Hauptsitz des Unternehmens. Doch die Energiekrise macht dem Unternehmen zu schaffen: in den ersten neun Monaten des Jahres habe man 2,2 Milliarden Euro mehr Energiekosten gehabt als im Vergleich zum Vorjahr. Wie geht es weiter für den Chemie-Riesen?

    Kriegs- und Krisenfolgen
    :Was droht beim Mega-Konzern BASF?

    Das größte Chemie-Unternehmen der Welt arbeitet an einem gewaltigen Sparprogramm. Stellen werden abgebaut. Wie gut wird die deutsche Industrie durch die Krise kommen?
    von Anselm Stern
    Anlage der BASF in Ludwigshafen
    mit Video

    Gesagt

    Klimakrise ist Gesundheitskrise.

    Protestierende beim UN-Klimagipfel in

    Bei der Weltklimakonferenz in Scharm el Scheich haben Mediziner protestiert und auf die Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel hingewiesen. Bereits jetzt befinde sich die Welt in einem Gesundheitsnotstand.

    Streaming-Tipps für den Feierabend

    Die alleinerziehende Mutter Alexandra verschwindet spurlos. Ihre Schwester Karen, Berufssoldatin, wird von einem Auslandseinsatz in Mali nach Hause gerufen, um sich ihrer Nichten anzunehmen. Was niemand weiß: Karen ist suchtkrank. Plötzlich kommt es immer öfter zu Gewaltausbrüchen unter Grundschulkindern. Die Drama-Serie "Neuland" berichtet von einem beschaulichen Städtchen Sünnfleth in einer Abwärtsspirale. (44 min)
    Die Proteste im Iran gehen weiter: In der November-Ausgabe der Satire-Sendung "Die Anstalt" widmen sich Max Uthoff, Claus von Wagner und ihre Gäste Negah Amiri, Maike Kühl und Enissa Amani den aktuellen Geschehnissen im Land. (49 min)
    Die Anstalt vom 15. November 2022
    15.11.2022 | 49:17 min
    Cyril Dion ist ein französischer Schriftsteller und Aktivist. Und er hat erkannt, dass die Lage viel ernster ist als gedacht. Im Gespräch mit weltweiten Spezialisten muss er feststellen, dass der Klimawandel vor allem ein strukturelles Problem ist, das mit Wirtschaft und Politik zusammenhängt. Für lokale Maßnahmen ist es längst zu spät, mittlerweile muss in größerem Maßstab gehandelt werden. In der dreiteiligen Doku "Eine neue Welt" beschäftigt er sich mit den großen Konzepten "Widerstand", "Anpassung" und "Regeneration". (52 min, verfügbar bis 15.12.2022)

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    Jan Schneider und das gesamte ZDFheute-Team
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