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Update am Abend:Mitgefühl für die Russen?
22.09.2022 | 17:00
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Guten Abend,
seit Februar gab es wenig Momente, in denen ich mit Empathie an die Menschen in Russland gedacht habe. Das Land, das die Ukraine brutal überfallen hat, dafür verantwortlich ist, dass dort Menschen getötet, vergewaltigt und in die Flucht getrieben werden.
Gestern hat sich meine Perspektive etwas verändert: Russlands Präsident Putin kündigte an, 300.000 Reservisten einzuberufen - und löste damit einen Ansturm auf One-Way-Tickets ins Ausland aus. Offenbar gebucht von jungen Männern und Familienvätern, die der Todesgefahr im Krieg entgehen wollen. Zugleich gingen Menschen in vielen Städten auf die Straße, obwohl die Polizei massiv einschritt - "mit einer enormen Brutalität, wie wir sie hier lange nicht erlebt haben", sagt ZDF-Moskau-Korrespondent Christian Semm.
Sind die Russen also Opfer ihrer eigenen Regierung? So einfach ist die Sache nicht. "Wer Reservist ist, hat auch einen Vertrag mit dem Staat beziehungsweise mit dem Militär", sagt Patrick Sensburg, Präsident des Reservistenverbands der Bundeswehr im Gespräch mit meinem Kollegen Jan Schneider.
Und der Politikwissenschaftler Nico Lange sagte in ZDFheute live, viele Russen hätten den Krieg bisher unterstützt - unter der Bedingung, dass sie ihn selbst nicht führen müssen. "Für viele Bürger in Sankt Petersburg und in Moskau waren die Grausamkeiten gegen die Ukrainer und die vielen toten russischen Soldaten aus dem Fernen Osten bisher auch kein Problem. Aber jetzt, wenn sie selbst betroffen sind, dann ändert sich plötzlich die Lage."
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
Viktor Medwedtschuk (links) im Gespräch mit Putin (Archivbild)
Quelle: Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa
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Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
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