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Russlands "Krieg basiert auf Lügen". So deutlich benannte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock Putins Einmarsch in die Ukraine bei der Dringlichkeitssitzung der UN-Vollversammlung in New York.
Und es sind absurde Lügen, die nicht nur Putin selbst, sondern auch seine Vertrauten der Welt präsentieren: Außenminister Sergej Lawrow etwa sprach - ebenfalls vor den UN - von einem "Genozid" an der Bevölkerung in der Ostukraine, die die Regierung in Kiew angeblich seit 2014 betreibe. Viele Diplomaten verließen, während er sprach, den Saal.
Das Problem dabei: Diese Lügen sind für viele in Russland die einzige Wahrheit, die ihnen präsentiert wird. Die letzten unabhängigen Sender sind seit dieser Woche abgeschaltet. Begriffe wie "Krieg", "Angriff" oder "Invasion" müssen in den staatlich kontrollierten Medien gelöscht werden, wie die Medienaufsichtsbehörde Roskomnadzor bereits am Wochenende verfügte. Journalisten, die trotzdem über Russlands Krieg in der Ukraine berichten, laufen Gefahr, mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft zu werden.
Und auch wenn Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sich optimistisch zeigt, wenn er sagt, "Kiew steht und wird stehen", wird die Ukraine den militärischen Konflikt gegen Putin kaum gewinnen können - sondern höchstens in die Länge ziehen.
Beenden könnte den Konflikt möglicherweise die russische Zivilgesellschaft: Der inhaftierte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ruft in diesem Sinne zu täglichen Protesten gegen den russischen Einmarsch auf. Proteste gegen den Krieg sind in Russland offiziell verboten. Dennoch gab es in den vergangenen Tagen Anti-Kriegs-Kundgebungen in vielen russischen Städten. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation OVD-Info wurden dabei 6.800 Menschen festgenommen.
Um die staatliche Zensur zu umgehen, haben Menschen im Netz begonnen, Informationen über den Krieg in Restaurantkritiken in Russland oder Bemerkungen auf Kartendiensten wie Google Maps zu hinterlassen. Alles, um die Bevölkerung aus dem Netz der Lügen herauszuholen.
Wie ist die Lage in der Ukraine? ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf berichtet aus der Nähe von Kiew:
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Streaming-Tipps für den Feierabend
Das Weltgeschehen ist aktuell nicht geeignet für einen ruhigen Feierabend, dafür gehen einem die Ereignisse in der Ukraine zu nah. Vielleicht können Sie aber mit dieser satirischen Miniserie wenigstens für kurze Zeit auf andere Gedanken kommen:
Neustadt heißt die fiktive Stadt, deren Bewohner*innen einen liebevoll überhöhten Einblick in die seltsamsten und skurrilsten Nischen Deutschlands geben. "Normaloland" ist eine satirische Nabelschau in fünf Teilen. Ein festes Ensemble an Schauspieler*innen nimmt pro Folge in jeweils neuen Rollen einen anderen Mikrokosmos unter die Lupe. Da geht es um Populismus, den absurden Kunstmarkt, lukrative Verschwörungstheorien und den lokalen Apachen-Verein. (14 min, verfügbar bis 25.02.2023)
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