Guten Abend,
Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, der eigentlich nur wenige Tage dauern sollte, geht nun schon in den siebten Monat. Dass die russische Armee Wladimir Putins Ziele mehr als verfehlt hat, dürfte jedem im Kreml klar sein. Nachdem der Ukraine zuletzt eine erfolgreiche Gegenoffensive gelang, forciert Putin nun die Lage.
Einerseits sollen in den noch von Russland besetzten ukrainischen Gebieten ab Freitag übereilte Scheinreferenden über einen Beitritt zur Russischen Föderation stattfinden. Auch wenn in der internationalen Gemeinschaft kaum jemand das Ergebnis anerkennen wird: Putin will sich so eine Pseudo-Legitimation für sein weiteres Vorgehen in den Regionen schaffen. Denn etwaige Angriffe auf die annektierten Gebiete wären in seinen Augen dann Attacken auf russisches Territorium. Zugleich will er damit wohl auch den Verhandlungsdruck auf die Ukraine und ihre Verbündeten im Westen erhöhen.
Andererseits hat der Kreml-Chef eine Teilmobilmachung angeordnet, weil ihm in der Ukraine die Kräfte ausgehen. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu zufolge sollen 300.000 Reservisten gegen die Ukraine mobilisiert werden. Insgesamt gebe es 25 Millionen Reservisten in Russland.
Damit umgeht Putin eine unpopuläre Generalmobilmachung und wählt eine Art "Mittelweg", wie Militärexperte Carlo Masala analysiert.
Und wie reagieren die Menschen in Russland auf die Entwicklungen? Einige - zumindest finanziell besser gestellte - versuchen, das Land in Richtung Armenien oder Türkei zu verlassen, weil sie dort kein Visum brauchen. Die Nachfrage nach Flügen nach Eriwan und Istanbul stieg deutlich. Dies deckt sich mit einer Beobachtung, die Lew Gudkow, Direktor des Meinungsforschungsinstituts Lewada, heute im ZDF äußerte. "Die Menschen wollen nicht direkt am Krieg beteiligt sein", erklärte er. Und das gilt mit Sicherheit nicht nur für die Normalbevölkerung, sondern auch für manch einen Reservisten.
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
UN-Rede von Selenskyj per Videobotschaft: Heute werden US-Präsident Joe Biden und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor der UN-Vollversammlung sprechen. Selenskyj wird per Video zugeschaltet.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
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Gesagt
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