man stelle sich vor: Ein ranghoher Politiker ist in Deutschland zu Besuch. Er ist zusammen mit dem Bundeskanzler auf großer Bühne. Sie reden über den Konflikt im Nahen Osten. Über mögliche Lösungen. Man stelle sich vor, der Politiker wirft Israel vielfachen "Holocaust" an den Palästinensern vor. Man stelle sich vor, der deutsche Bundeskanzler steht daneben und sagt: nichts.
So geschehen gestern Abend in Berlin. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat Israel bei seinem Besuch in Berlin mehrfachen "Holocaust" an den Palästinensern vorgeworfen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte nichts, schaute sichtlich entsetzt zu.
Scholz' Schweigen wurde noch am Abend hart kritisiert. Sein Sprecher hatte die Pressekonferenz direkt im Anschluss beendet - später erklärte er, das sei ein Fehler gewesen. Er habe keinen Blickkontakt zum Bundeskanzler gehabt, so der Regierungssprecher.
17.08.2022 | 3:20 min
Eine Erklärung, die nicht ganz überzeugt, schreibt mein Kollege Mathis Feldhoff: "Zwischen dem Satz, der den Holocaust relativiert, und dem Ende der Erklärung Abbas' liegen genau eine Minute und zehn Sekunden."
Eine Minute und zehn Sekunden, in denen entweder dem Regierungssprecher oder dem Regierungschef die Ungeheuerlichkeit der Aussage des Palästinenserpräsidenten hätte auffallen können und in denen man hätte reagieren können.
Die Kritik an Abbas fällt härter aus, sowohl in Israel als auch in Deutschland. Auch der Bundeskanzler meldete sich später, schrieb, er sei "zutiefst empört" über die "unsäglichen Aussagen des palästinensischen Präsidenten".
Heute meldete sich auch Abbas noch einmal, versuchte, die Empörung über seine umstrittenen Äußerungen zum Holocaust zu dämpfen. Der Holocaust sei das abscheulichste Verbrechen der modernen menschlichen Geschichte, wird er zitiert.
Man stelle sich vor, der Kanzler reagiert verspätet auf einen Eklat in seinem Haus. Wann ist spät zu spät?
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
Separatisten wollen mit Nordkorea kooperieren:Nordkorea ist eines der wenigen Länder, das die Unabhängigkeit der Volksrepubliken Luhansk und Donezk in der Ukraine anerkannt hat. Nun will Donezk mit Pjöngjang zusammenarbeiten.
Wie Russland das Öl-Embargo der EU umgeht: Die EU will verhindern, dass Russlands Präsident Wladimir Putin weiter Öl verkauft, um seine Kriegskasse zu füllen. Doch russische Tanker pumpen ihre Ladung einfach um, mitten auf dem Meer.
Treffen angekündigt: Am Donnerstag wollen UN-Generalsekretär Antonio Guterres und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan mit Präsident Wolodymyr Selenskyj über Lösungsansätze im Ukraine-Krieg sprechen.
Rheinpegel bei Emmerich unter Null: Nachdem das Wasser am Dienstag die Nullmarke erreichte, sank es am Mittwoch darunter. Schiffe fahren noch - aber mit weniger Last.
Lebenserwartung gesunken: Durch Corona ist die Lebenserwartung in Deutschland zurückgegangen - in einigen Regionen um rund eineinhalb Jahre.
Studie zu Bildung in Bundesländern: Eine Studie hat untersucht, wie gut die Bildungssysteme in den verschiedenen Bundesländern sind. Sachsen ist auf Platz eins, Bremen bildet das Schlusslicht.
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European Championships in München
Neun olympische Sportarten, die gleichzeitig ihre Europameisterschaften in München austragen: Das sind die European Championships. Wir zeigen Ihnen hier die wichtigsten Entscheidungen des Tages kompakt zusammengefasst:
Mein Kollege Stefan Leifert aus dem Studio München zieht eine Zwischenbilanz zu dem Mega-Event:
Die gerade laufenden European Championships sind ein Mega-Event: sportliche Begeisterung, Medaillen-Regen und Party-Stimmung. Vergleichbar mit Olympia '72? Ein Halbzeit-Kommentar.
von Stefan Leifert
Kommentar
Grafik des Tages
Nicht nur Tanken, Heizen und Essen wird in Deutschland deutlich teurer, sondern auch der Schulbesuch: Für den Kauf von Schulmaterialien mussten Verbraucherinnen und Verbraucher im Juli teils deutlich mehr ausgeben als ein Jahr zuvor.
"Gründe für die hohe Preissteigerung bei Schulheften und Zeichenblöcken dürften unter anderem die anhaltende Papierknappheit sowie die zunehmenden Kosten in der Papierproduktion sein", so das Statistische Bundesamt.
Mails von Scholz' Büroleiterin durchsucht: Mails der Büroleiterin von Kanzler Scholz sind offenbar beschlagnahmt worden. Es bestehe der Verdacht, dass im Zusammenhang mit dem Cum-Ex-Skandal Daten gelöscht wurden.
Neuwahl in Berlin? In der Bundeshauptstadt könnte die Bundestagswahl 2021 wohl wiederholt werden, zumindest in einzelnen Wahlbezirken.
Industrie kommt bei Aufträgen kaum hinterher: Die Auftragsbücher der deutschen Industriebetriebe sind voll wie noch nie. Doch knappe Vorprodukte und gestörte Lieferketten sorgen für Probleme.
5.400.000.000 Euro wurden in Deutschland 2021 für Fisch und Meeresfrüchte ausgegeben - so viel wie nie. Insgesamt seien im zweiten Corona-Jahr im Lebensmitteleinzelhandel für 495.053 Tonnen Fisch und Meeresfrüchte rund 5,4 Milliarden Euro bezahlt worden, so das Fisch-Informationszentrum in Hamburg.
Lieblingsfisch sei erneut der Lachs gewesen, gefolgt vom Alaska-Seelachs, der den Thunfisch beziehungsweise die Boniten auf den dritten Platz verdrängt habe.
Streaming-Tipps für den Feierabend
Füttern, wickeln, Medikamente geben und die Mobilität trainieren, das machen Eltern mit ihren Kindern. Doch in vielen Familien in Deutschland sind diese Rollen vertauscht. Knapp eine halbe Million Kinder und Jugendliche pflegen erwachsene Angehörige.
Die "37 Grad"-Reportage "Große Last auf schmalen Schultern" begleitet Eva, Pascal und Alexa durch ihren Alltag. Sie offenbaren ihre Gedanken, die im belastenden Familienalltag oft keinen Raum finden. Sie erklären aber auch, dass es ihnen viel bedeutet, Verantwortung mitzutragen. (28 Minuten)
23.08.2022 | 28:33 min
In der Free-TV-Premiere "Bent - Korruption kennt keine Regeln" will Polizist Danny Gallagher den Tod seines Partners Charlie rächen. Beide waren Teil einer verdeckten Ermittlung, flogen aber auf. Charlie kam bei einer Schießerei ums Leben. (96 Minuten, Video verfügbar bis 15.9.2022, ab 16 Jahre)
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