Guten Abend,
es ist immer noch Krieg in der Ukraine. Seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar sind nach Angaben der Vereinten Nationen inzwischen mehr als fünf Millionen Menschen aus dem Land geflohen. Wenn man die Bilder sieht, wie in Mariupol Wohnsiedlungen durch Artillerie- und Raketenbeschuss dem Erdboden gleichgemacht werden, bleibt keine Hoffnung auf ein Ende der Kämpfe, bevor nicht eine der Konfliktparteien komplett aufgerieben ist.
In Deutschland hält derweil die Diskussion um Waffenlieferungen für Kiew an: Gestern Abend hatte Bundeskanzler Scholz angekündigt, Rüstungslieferungen der deutschen Industrie zu finanzieren - darunter auch schwere Waffen - doch insgesamt blieb er vage. Heute legte die Bundesregierung nach:
Auch der stellvertretende Generalinspekteur der Bundeswehr, Markus Laubenthal, erklärte im ZDF-Morgenmagazin, die Bundeswehr könne aktuell schwere Waffen nicht entbehren. Der Sicherheitsexperte Carlo Masala bezweifelte diese Darstellung.
Zum Vergleich: Die US-Regierung brüstet sich mit dem enormen Tempo, mit dem sie Waffen an die Ukraine liefert. Gerade mal 48 Stunden seien von der Genehmigung bis zu den ersten Verschiffungen von Waffen vergangen, erklärte Pentagon-Sprecher John Kirby am Montag. Es scheint, die USA machen und Deutschland zögert.
Es ist jedoch gut möglich, dass Deutschland auch bereits liefert, öffentlich aber einfach nicht darüber spricht: Nach Recherchen von Bloomberg wird Deutschland der Ukraine Munition für das Artilleriesystem "Panzerhaubitze 2000" zur Verfügung stellen und Ukrainer an den Waffen ausbilden. Polnischen Medienberichten zufolge könnten auch die Kampfflugzeuge des Typs MiG-29 an die Ukraine geliefert worden sein. Die Lieferung war bereits vor Wochen beabsichtigt worden, doch der Plan, die Flugzeuge über einen US-Stützpunkt in Deutschland zu liefern, ist damals von den USA abgeschmettert worden. "Dinge dieser Art müssen still ablaufen", antwortete der polnische Regierungssprecher auf die Frage nach entsprechenden Berichten aus den USA.
Was wann wie und wohin geliefert wurde: Auch das werden wir bestmöglich recherchieren und Ihnen berichten.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
Das Robert-Koch-Institut meldet heute 198.583 Neuinfektionen, die Inzidenz liegt bei 688,3. Unsere Karte zeigt, wie es in Ihrem Landkreis aussieht.
In Deutschland sind bisher 76,6 Prozent mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft worden. 76,1 Prozent sind zweimal, 59,1 Prozent dreimal geimpft. Hier erfahren Sie, wie es in Ihrem Bundesland aussieht.
Weitere Zahlen und aktuelle Grafiken zur Verbreitung des Coronavirus weltweit finden Sie unter dem Link.
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
Russlands Wirtschaft leidet: Lange war unklar, ob die westlichen Sanktionen die russische Wirtschaft überhaupt treffen. Jetzt macht die Zentralbankchefin ein überraschendes Eingeständnis: Die Sanktionen wirken doch.
Ukraine gibt Fragebogen für EU-Beitritt ab: In Rekordzeit hat die Ukraine einen Fragebogen der EU abgegeben - für einen möglichen Beitritt in die Europäische Union. Was das bedeutet - und was nicht, fasst unser Brüssel-Korrespondent Florian Neuhann zusammen.
Die aktuellen Entwicklungen am 56. Tag im Ukraine-Krieg fassen wir in unserem Überblick zusammen. Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Was darüber hinaus wichtig ist
Baerbock verspricht baltischen Staaten Hilfe: Außenministerin Baerbock hat den baltischen Staaten Deutschlands Hilfe zugesichert. Man werde "im Notfall jeden Quadratzentimeter unseres gemeinsamen Bündnisgebiets verteidigen", so die Grünen-Politikerin. Es gebe zudem viel, was man von Lettland, Litauen und Estland im Umgang mit Moskau lernen könne.
Shanghai lockert Corona-Beschränkungen: Nach fast einem Monat müssen manche Einwohner Shanghais nicht mehr zwangsweise in Corona-Isolation. Zwölf von insgesamt 25 Millionen Menschen dürfen damit wieder vor die Tür.
Linken-Chefin Hennig-Wellsow tritt zurück: Die Parteivorsitzende der Linken tritt "mit sofortiger Wirkung" aus ihrem Amt zurück. Als Grund nannte Sie unter anderem den "Umgang mit Sexismus" in ihrer Partei.
Letztes TV-Duell zwischen Macron und Le Pen: Am Sonntag wird in Frankreich gewählt, davor können die Kandidaten der Stichwahl, Emmanuel Macron und Marine Le Pen, in einem letzten TV-Duell um Wählerstimmen kämpfen. Verfolgen können Sie das TV-Duell ab 21 Uhr im Livestream.
Wenn Sie unser ZDFheute Update abonnieren möchten, können Sie das hier tun oder in Ihrer ZDFheute-App unter Meine News / Einstellungen / ZDFheute-Update-Abo.
Story des Tages
Familie Verbytska ist aus der Ukraine nach Deutschland geflohen und will ihr Leben hier selbst stemmen – Starthilfe kommt vor allem von Freiwilligen. Wie Geflüchteten in Deutschland geholfen wird, zeigt unsere Story:
Weitere Schlagzeilen
- KfW-Bauförderung schon wieder gestoppt: Kurz nach ihrer Neuauflage war die Fördermilliarde für energieeffizientes Bauen schon wieder ausgeschöpft. Bau- und Wohnungswirtschaft fordern eine Lösung.
- Details zu geplanter Lauterbach-Entführung: Im Zusammenhang mit der geplanten Entführung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach haben Ermittler eine Kerngruppe identifiziert. Vier Männer sitzen nun in U-Haft.
- Gericht erlaubt Assange-Auslieferung an USA: Sollte nun auch die Regierung zustimmen, wollen die Anwälte des Wikileaks-Gründers Einspruch einlegen.
- Bielefeld trennt sich von Trainer Kramer: Die Ostwestfalen stehen vier Runden vor Saisonschluss auf einem direkten Abstiegsplatz.
Zahl des Tages
221,6 Millionen. So viele Abo-Kunden zählt der Streaming-Anbieter Netflix weltweit. Nun hat der Dienst zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt einen Rückgang der Kundenzahl hinnehmen müssen: Netflix gab für das erste Quartal einen Verlust von 200.000 Abonnenten bekannt. Allein die Aussetzung des Dienstes in Russland nach dem Einmarsch in die Ukraine habe zu einem Verlust von 700.000 Abonnenten geführt. Die Netflix-Aktie verlor nach der Mitteilung mehr als ein Viertel an Wert.
Gesagt
Xavier Naidoo trat in den vergangenen Jahren mit sogenannten Reichsbürgern auf, verbreitete Theorien der QAnon-Bewegung, äußerte sich antisemitisch und machte umstrittene Äußerungen zu der Corona-Pandemie. Nun gibt sich der Sänger geläutert: Der Krieg in der Ukraine habe zu einem Sinneswandel geführt. Kenner der Reichsbürger-Szene und Corona-Protestbewegung sehen die neuen Äußerungen allerdings kritisch.
Streaming-Tipps für den Feierabend
Die wortgewandte und stets angriffslustige Literaturprofessorin Harry pfuscht gerne mal in den Mordermittlungen ihres Sohnes herum - zum Leidwesen der Dubliner Polizei mit durchschlagendem Erfolg. "Harry Wild - Mörderjagd in Dublin" ist eine humorvolle irisch-britische Krimiserie mit Jane Seymour in der Hauptrolle, bekannt unter anderem aus dem Bond-Film "Leben und sterben lassen" oder aus "Dr. Quinn – Ärztin aus Leidenschaft". (49 min, verfügbar bis 16.04.2023)
Spannend wird es in unserem Fernsehfilm der Woche "Gefährliche Wahrheit": Bei einem Brand in einer Sozialbausiedlung sterben mehrere Menschen. Maren Gehrke, Journalistin bei einer finanziell angeschlagenen Tageszeitung, recherchiert die Hintergründe. Bei ihrer Berichterstattung kämpft die Redaktion um die richtige Balance zwischen Emotionalität und Recherche, während die Politiker die Tragödie für ihren Wahlkampf ausnutzen.
Um die Wahrheit geht es auch in der ZDFinfo-Doku-Reihe "Lüge und Wahrheit - Die Macht der Information". Die sechs Folgen erzählen, wie mit Lügen Geschichte gemacht wurde und welche Rolle die Medien bei Propaganda und Wahrheit gespielt haben. Thema in Episode eins: Skandale. (45 min)
Genießen Sie Ihren Abend!
Jan Schneider und das gesamte ZDFheute-Team
Alles gut? Danke, dass Sie unser ZDFheute Update lesen! Empfehlen Sie das Briefing gerne an Ihre Freunde und Bekannte weiter - hier ist der Anmeldungs-Link. Außerdem freuen wir uns weiterhin über Ihr Feedback, was Ihnen besonders gut gefällt und was wir noch besser machen sollten an zdfheute-feedback@zdf.de. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!