Guten Abend,
es sind die Tage vor dem Herunterfahren: Am Mittwoch wechselt Deutschland vom weichen in den harten Shutdown. Über Weihnachten und Neujahr sollen nochmal mehr Kontakte vermieden werden, um die Infektionszahlen irgendwie wieder auf ein bewältigbares Level zu senken. Für wen diese Maßnahmen zu spät kommen, sind die Pflegekräfte und Ärzt*innen in Krankenhäusern.
Judith Heepe, Pflegedirektorin der Charité, beschreibt die Situation als "so dramatisch, dass ich nachts manchmal gar nicht schlafen kann". Man habe genug Betten. Die Zahl der freien Intensivbetten gilt oft als Messgröße für die Corona-Lage in einer Region. Was jedoch knapp werde, sei das Personal. Viele arbeiteten seit Monaten an der Belastungsgrenze - und die schweren Krankheitsverläufe der vielen Infektionen in den letzten Wochen kommen erst noch auf die Kliniken zu.
Ähnlich schätzt auch der Chef des Medizinkonzerns und Krankenhausbetreibers Fresenius die Lage ein: Dort, wo es zu Engpässen in Krankenhäusern gekommen sei, sei das meist wegen des Mangels an Intensivpflegekräften geschehen und nicht wegen fehlender Intensivbetten.
Zu der hohen Belastung kommt dann auch noch die ganz akute Corona-Gefahr am Arbeitsplatz: Die Gefahr einer schweren Covid-19-Erkrankung ist für Ärzt*innen, Pflegekräfte und Rettungssanitäter*innen einer britischen Studie zufolge siebenmal höher als für Menschen in sogenannten nicht-essenziellen Berufsgruppen.
Es bleibt also zu hoffen, dass der nun strenge Shutdown wirkt und sich die Lage in den Kliniken wieder etwas entspannt. Denn mit ausgebranntem und überarbeitetem Personal lässt sich keine Pandemie besiegen.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
In Deutschland gibt es 1.340.259 bestätigte Infektionsfälle. Im Schnitt kommen derzeit täglich 21.820 dazu. Insgesamt sind 22.432 Menschen gestorben. (Quellen: Risklayer, Johns-Hopkins-Universität)
Weitere Zahlen und aktuelle Grafiken zur Verbreitung des Coronavirus weltweit finden Sie unter dem Link.
Was sonst noch wichtig ist
Shutdown - wo es hakt und quietscht: Am Shutdown selbst zweifelt niemand. Selbst die Opposition ist sich fast einig: Es geht nicht anders. Wenn es jedoch um die Details geht, scheint vieles noch unklar zu sein. Meine Kollegin Kristina Hofmann fasst die Kritikpunkte zusammen.
Sicheres Weihnachten durch Selbstisolation: Wer Weihnachten mit der Familie feiern will, soll sich vorher eine Woche lang in Quarantäne begeben - das empfehlen Experten und Kanzlerin Merkel. Was Sie dabei beachten sollten, hat mein Kollege Nils Metzger zusammengefasst.
CDU stimmt Mitte Januar über Vorsitz ab: Nach fast einjähriger Hängepartie wegen der Corona-Pandemie will die CDU ihren neuen Vorsitzenden Mitte Januar auf einem fast vollständig digitalen Parteitag wählen. Das gab die Partei heute bekannt.
US-Wahlleute votieren für den neuen US-Präsidenten: Die Wahl ist gelaufen, eigentlich der Termin heute reine Formsache. Doch nicht mit Donald Trump: Er will das Votum anfechten, das seine Wahlniederlage besiegelt. Welche Chance hat er, Biden jetzt noch aufzuhalten?
Paketdienste im Test: Nie waren Paketzusteller so gefragt wie in der Corona-Pandemie - und nun kommt noch die Weihnachtszeit. Welche Paketdienste gibt es? Wer versendet am günstigsten? Wer am schnellsten? Wir haben uns umgeschaut.
Grafik des Tages
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ZDFheute live
Um 18:30 Uhr geht ZDFheute live auf Sendung: Zwei Tage vor dem Shutdown sind die Einkaufsstraßen voll. Wie sehr schadet das Weihnachtsshopping im Kampf gegen Corona? Der Experte für Klinische Pharmazie Prof. Dr. Thorsten Lehr von der Universität des Saarlandes berechnet mögliche Folgen.
Weitere Schlagzeilen
- Nawalny-Attentat: Russische Agenten im Visier: Mehrere Agenten des russischen Geheimdienstes sollen nach einem Bericht den Giftanschlag auf Kremlgegner Nawalny verübt haben. Das hätten unter anderen GPS-Daten ergeben.
- Schüsse vor Kathedrale in New York: In Manhattan hat ein Mann zum Ende eines Weihnachtskonzerts Schüsse abgefeuert. Die Polizei erschoss ihn, verletzt wurde sonst niemand.
- Weitreichende Störung bei Google: Gmail, Youtube und Drive - Bei vielen Diensten kam es am Vormittag weltweit zu Ausfällen.
Zahl des Tages
387 - So viele Journalistinnen, Journalisten und andere Medienschaffende sitzen weltweit wegen ihrer Arbeit im Gefängnis. Mehr als die Hälfte von ihnen verteilt sich auf nur fünf Länder: China, Saudi-Arabien, Ägypten, Vietnam und Syrien. 54 Journalistinnen und Journalisten gelten derzeit als entführt, vier sind 2020 verschwunden. Veröffentlicht wurden diese Zahlen in der Jahresbilanz der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen.
Gesagt
Der Physiker und Spezialist für computergestützte Epidemiologie, Dirk Brockmann, ist von der Wirksamkeit des neuerlichen harten Shutdowns überzeugt, um die Zahl der Neuinfektionen deutlich zu reduzieren. Trotz des "weichen" Shutdown von Anfang November bleiben die Infektionszahlen auf einem hohen Niveau und stiegen zuletzt sogar wieder leicht an, so der Experte vom Robert-Koch-Institut. Im ZDF-"Morgenmagazin" erklärte der Wissenschaftler, worauf es jetzt ankomme.
Streaming-Tipps für den Feierabend
Die Weihnachtszeit ist auch die Zeit der Film-Klassiker. Die einen schauen "Der kleine Lord", anderen wird es weihnachtlich warm ums Herz, wenn sie mit Bruce Willis in "Stirb Langsam" mitfiebern. Die ZDF-Mediathek bietet auch einen bunte Sammlung an Weihnachtsfilmen und -serien. Etwa die Komödie "Alle Nadeln an der Tanne" oder eine neue Staffel der Drama-Serie "Liebe. Jetzt!". Und für die kleinen Zuschauer gibt die sehr liebevoll erzählte Geschichte "Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel".
Kein Bock auf Weihnachten? "Fuck Fame" zeigt radikal authentisch, wie die Musikerin Uffie plötzlich zum Star wird. Uffie ist eines der ersten Internet-Phänomene: Sie macht aus Spaß einen Song, stellt ihn ins Netz und hat über Nacht Millionen von Klicks. Sie ist berühmt. Doch so entflammt ein Kampf zwischen ihrer persönlichen Identität und ihrer öffentlichen Person.
Genießen Sie Ihren Abend!
Jan Schneider und das gesamte ZDFheute-Team
Jan Schneider ist Redakteur im ZDFheuteCheck-Team. Auf Twitter: @janatorium
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