Update am Morgen: Ermutigung. Ja, bitte.

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    Update am Morgen:Ermutigung. Ja, bitte.

    von Bettina Schausten
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    Bettina Schausten

    Guten Morgen,

    Ermutigung kann man in diesen Tagen gut gebrauchen. Auch dieser merkwürdig warme Oktober kann ja nicht darüber hinwegtäuschen: Winter is coming. Für die Abteilung Ermutigung hat Deutschland ein Verfassungsorgan - den Bundespräsidenten. Wo ist Steinmeier?, fragte vergangenen Sonntag "Berlin direkt" - nach Monaten, in denen der Bundespräsident beim Thema "Ukraine-Krieg und die Folgen" blockiert wirkte.
    Seine eigene Verantwortung als früherer Außenminister, seine engen Beziehungen zu Russland, Putin und Lawrow, hemmten das Staatsoberhaupt, die Sorgen der Menschen in diesem Herbst glaubwürdig in den richtigen Zusammenhang zu stellen. Dass sich Deutschland ohne Not derart abhängig von Putins Gas gemacht hat, dieser Vorwurf trifft ihn selbst. Und die Gretchen-Frage "Wie hältst du es mit Russland?" konnte Steinmeier auch deshalb nicht eindeutig beantworten, weil er den sichtbaren Beleg, fest an der Seite der Ukraine zu stehen, nicht lieferte.
    Kein Steinmeier in Kiew - zunächst ausgeladen vom ukrainischen Präsidenten, zuletzt ausgebremst wegen Sicherheitsbedenken. Das alles wirkte verzagt und ganz und gar nicht mehr nach dem selbstbewussten Aufschlag seiner Rede von Februar, als er mit großer Mehrheit im Amt bestätigt worden war. Dabei kann Steinmeier Ermutigung: Nicht derart, wie es kürzlich sein Vorgänger und Pastor der Nation, Joachim Gauck, im heute journal wieder einmal vorführte: von der globalen Krisenlage mit zwei Sätzen direkt ins Herz.
    Frank-Walter Steinmeier am 13.10.2022 in Neustrelitz
    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
    Quelle: dpa

    Steinmeier ist weniger der für die Erhebung der Herzen, aber er kann mit Menschen, ist nahbar, kann Kraft und Zuspruch vermitteln. Bei seinem Besuch diese Woche in der Ukraine ist ihm das gelungen. An der Seite der Menschen im Luftschutzkeller von Korjukiwka sah man, dass er es ernst meint mit der Solidarität. Das bringt auch zu Hause Glaubwürdigkeit zurück, und so kann diese Woche das Ende der präsidialen Blockade bringen.
    Dem Besuch in Kiew folgt eine große Rede am heutigen Vormittag in Berlin. Titel: "Alles stärken, was uns verbindet. Deutschland im Epochenbruch" - ZDFheute überträgt ab 11 Uhr im Livestream. Die Annonce schürt Erwartungen. Schon heißt es in Berlin, hier könne eine Art "Kennedy-Moment" entstehen - wohl unter Hinweis auf dessen historischen Satz "Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, frage, was du für dein Land tun kannst". Das große Unterhaken gegen gesellschaftliche Spaltung und für ein vertrauensvolles Miteinander.
    Die Latte könnte höher nicht liegen. Vielleicht liegt sie zu hoch und am Ende ist es keine epochale Kennedy-, sondern "nur" eine Frank-Walter Steinmeier-Rede? Für mich wäre das in Ordnung.
    Ein deutscher Bundespräsident mit bodenständiger Herkunft, keine Lichtgestalt, keiner, der es immer schon besser wusste, sondern einer, der als Politiker Fehler gemacht hat, der daraus Schlüsse zieht - und Autorität gewinnt, den Menschen seines Landes die Krise zu erklären und Glaubwürdigkeit beim Versuch, sie zu ermutigen. Das ist Steinmeiers Chance am heutigen Vormittag: Wo ist der Bundespräsident? Genau da, bei den Leuten.
    Kommen Sie gut durch den Tag
    Bettina Schausten, Chefredakteurin des ZDF

    Was in der Nacht im Ukraine-Krieg passiert ist

    IAEA plant noch diese Woche Inspektionen in Ukraine: Die Internationale Atomenergiebehörde will nach den Vorwürfen Moskaus, Kiew plane im Krieg den Einsatz einer "schmutzigen" Bombe, noch in dieser Woche eine Beobachtermission in die Ukraine entsenden. Experten der Organisation würden an zwei Standorten in der Ukraine Nachprüfungen durchführen - auf Bitten der Regierung in Kiew.
    Selenskyj vergleicht Aggressor Russland mit Nazis: Präsident Selenskyj hat den Kampf seines Landes gegen den Aggressor Russland mit dem Widerstand gegen die Nazis im Zweiten Weltkrieg verglichen. "Die Form des Bösen hat sich gewandelt, aber das Wesen ist unverändert", sagte Selenskyj in einer in der Nacht zum Freitag in Kiew verbreiteten Videobotschaft.
    Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

    Was heute noch wichtig ist

    Wie entwickelt sich das Bruttoinlandsprodukt? Heute legt das Statistische Bundesamt seine Schnellschätzung zum Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal vor. Experten gehen davon aus, dass die Wirtschaft nach dem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent im Frühjahr nun im Sommer um 0,2 Prozent geschrumpft ist. Damit dürfte Deutschland in eine Rezession rutschen.
    Musk übernimmt Twitter und feuert Chef High-Tech-Milliardär Elon Musk soll laut US-Medien das Social-Media-Unternehmen Twitter übernommen haben. In einem ersten Schritt habe er Twitter-Chef Agrawal entlassen.
    Tschentscher soll neuer Bundesratspräsident werden: Heute tagt der Bundesrat. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Wahl von Hamburgs Regierungschef Peter Tschentscher (SPD) zum neuen Bundesratspräsidenten. Zudem soll über die Energiepreispauschale für Rentnerinnen und Rentner sowie das neue Bürgergeld beraten werden.
    Aktuelle Corona-Zahlen und -Grafiken zur Situation in Ihrem Landkreis, zum Stand der Impfungen und zur allgemeinen Lage in Deutschland und weltweit.
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    Ausführlich informiert

    maybrit illner: Putins Terror-Strategie - Ukraine zerstören, Europa spalten? (63 Minuten)

    Zahl des Tages

    60: Nicht nur heute, sondern auch vor 60 Jahren gab es weltweite Sorgen vor einem Atomkrieg. Grund damals: die Kubakrise zwischen der Sowjetunion und den USA. Diese fand am 28. Oktober 1962 ihr Ende, als Nikita Chruschtschow, Parteichef und Ministerpräsident der Sowjetunion, den Abtransport der sowjetischen Raketen aus Kuba anordnete.

    Ein Lichtblick

    Sogenannte Stroke-Lotsen begleiten Patientinnen und Patienten nach dem Schlaganfall-Ereignis und koordinieren die notwendigen Hilfen. Die Erfahrungen zeigen, dass sie sehr erfolgreich sind:
    Infoschild der IMC-Stroke Unit
    27.10.2022 | 2:05 min

    Gesagt

    Freiheitsrechte sind Ausdruck der unantastbaren Menschenwürde und nicht vom Staat gnädig gewährte Privilegien, die zur beliebigen Disposition stehen.

    Gerhart Baum, FDP

    Er gilt als eine der wichtigsten linksliberalen Stimmen der FDP und gern gesehener Talkshow-Gast: Der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum feiert heute seinen 90. Geburtstag. Er wurde am 28. Oktober 1932 in Dresden geboren.

    Weitere Schlagzeilen

    Die Nachrichten im Video

    heute Xpress
    Kurznachrichten im ZDF - immer auf dem Laufenden25.04.2024 | 1:40 min

    So wird das Wetter heute

    Am Freitag scheint trotz zahlreicher dünner, hoher Wolken oft die Sonne. Im Südosten kann sich am Vormittag auch noch Nebel halten. Bei einem teils lebhaften südlichen Wind werden 17 bis 27 Grad erreicht.
    Wetterkarte: Vorhersage für den 28.10.2022
    Quelle: ZDF

    Zusammengestellt von Katja Belousova
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