Guten Abend,
Hand aufs Herz, die vergangenen zweieinhalb Jahre waren für die meisten von uns ganz schön anstrengend. Die Corona-Pandemie und das Infektionsrisiko sind mittlerweile zum Grundrauschen im Stress-Potpourri geworden, neue Sorgen machen der Krieg in der Ukraine, die Energieknappheit und stark steigende Preise. Verständlich also, wenn sich die Menschen nochmal mehr auf den Sommerurlaub freuen, um für einige Tage vom Alltag abzuschalten.
Doch genau das ist gar nicht so selbstverständlich, zumindest für alle, die mit dem Flugzeug in Richtung Entspannung starten wollen. Mehr als 5.000 Flüge hat allein die Lufthansa in den letzten Monaten bereits gestrichen - hauptsächlich, weil zu viel Personal krankheitsbedingt ausgefallen ist.
Und in dieser Kombi aus Feriensaison und Personalnotstand hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi nun zum Warnstreik aufgerufen, um mehr Lohn für die rund 20.000 Beschäftigten am Boden zu erreichen. Insgesamt sollen mehr als 1.000 Flüge ausfallen, mit 134.000 betroffenen Passagieren.
Die Reaktion darauf kam prompt - und von allen Seiten. Etwa von Unions-Fraktionsvize Ulrich Lange. Ihm fehlt "angesichts der ohnehin bereits chaotischen Lage an vielen Flughäfen" das Verantwortungsbewusstsein:
Linken-Chefin Janine Wissler dagegen begrüßt den Warnstreik des Lufthansa-Bodenpersonals:
Die Forderung der Gewerkschaft Verdi nach 9,5 Prozent mehr Gehalt sei bei einer Inflation von rund acht Prozent "mehr als angemessen".
Verdi lässt die Muskeln spielen, schreibt unsere Wirtschaftsredakteurin Stephanie Barrett und fragt, ob dieser Streik zur Unzeit wirklich nötig gewesen wäre. Sicher ist: Es wird ein Streik, der viel Geduld fordern wird.
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
Panzer-Ringtausch mit Prag vor Abschluss: Die Verhandlungen zwischen Deutschland und Tschechien über einen Panzer-Ringtausch zur Unterstützung der Ukraine sind laut Bundesaußenministerin Annalena Baerbock so gut wie geschafft. Aus ihrer Sicht könnte die Vereinbarung Vorbildcharakter für Vereinbarungen mit anderen Ländern haben.
Berlin hat Mehrfachraketenwerfer geliefert: Am Montag kamen die ersten Gepard-Panzer aus Deutschland in der Ukraine an, jetzt hat Berlin auch die zugesagten Mehrfachraketenwerfer vom Typ Mars II geliefert.
IEA-Chef warnt vor großer Gaskrise: Der IEA-Chef warnt, dass Europa nicht ausreichend auf einen Gasmangel im Winter vorbereitet ist: 20 Prozent unseres Gasverbrauchs müssten wir einsparen, sagte er dem ZDF: "Dieser Winter wird ein historischer Test für Europa"
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Was darüber hinaus wichtig ist
EU verabschiedet Notfallplan zum Gassparen: Die EU-Staaten haben das Beschlussverfahren für einen Notfallplan zur Drosselung des Gaskonsums auf den Weg gebracht. Dieser enthält aber viele Ausnahmen.
Waldbrände in Brandenburg und Sachsen weiten sich aus: Der Waldbrand im Landkreis Elbe-Elster in Brandenburg umfasst mittlerweile eine Fläche von 850 Hektar. In Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Die Lage ist "angespannt".
Lehrer warnen vor Ende der Isolationspflicht: Mehrere Lehrerverbände haben sich gegen ein Ende der Corona-Isolationspflicht ausgesprochen. "Die Selbstisolation jetzt aufzugeben, käme bei den aktuellen Infektionszahlen einer Durchseuchung gleich", sagte der GEW-Vizevorsitzende Keller.
Aktuelle Corona-Zahlen und -Grafiken zur Situation in Ihrem Landkreis, zum Stand der Impfungen und zur allgemeinen Lage in Deutschland und weltweit.
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Zahl des Tages
15,87 Milliarden Euro: So viel setzte der Handel 2021 laut Marktforschern vom Arbeitskreis Biomarkt mit Biolebensmitteln um. Doch seit dem Krieg in der Ukraine wendet sich das Blatt. Im ersten Quartal 2022 sanken die Umsätze im Bio-Fachhandel um 13,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
- Wenn Bio zu teuer wird
In den letzten zwei Jahren der Pandemie gaben viele mehr Geld für teurere Bio-Lebensmittel aus. Mit der Inflation ist das nun vorbei. Wie Läden und Bauern davon betroffen sind.
Weitere Schlagzeilen
- Russland verlässt ISS nach 2024: Russland wird sich nach dem Jahr 2024 nicht mehr am Betrieb der Internationalen Raumstation beteiligen.
- Mann in Japan wegen Amoklauf hingerichtet: Er hatte 2008 in Tokio sieben Menschen getötet - nun wurde der 39-Jährige in einer Haftanstalt gehängt.
- Altkanzler Schröder erneut in Moskau: Kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine flog Altkanzler Schröder nach Moskau - und erntete Kritik. Nun reiste er offenbar wieder in die russische Hauptstadt.
- Bühl fällt für EM-Halbfinale aus: Klara Bühl fällt für das EM-Halbfinale gegen Frankreich wegen einer Corona-Infektion aus. Weitere Testungen im Team fielen negativ aus.
- Angreifer von Würzburg kommt in Psychiatrie: Ein 32-Jähriger hat vergangenes Jahr drei Frauen in Würzburg mit einem Messer getötet. Nun kommt er dauerhaft in eine Psychiatrie.
Ein Lichtblick
Gesagt
Eigentlich sind die Grünen gegen Atomenergie. Auf die Nachfrage von ZDF-Moderator Christian Sievers, ob die Grünen damit auch bei einer Ablehnung von verlängerten Atomkraftlaufzeiten blieben, reagierte der Ministerpräsident von Baden-Württemberg mehr als deutlich - mit neunmal "Nein".
Streaming-Tipps für den Feierabend
Die französische Bankerin Alexandra Pacquart (Karin Viard) kommt 2011 gerade nach Tokio, als das Erdbeben mit Tsunami im Kernkraftwerk von Fukushima einen GAU auslöst: Tokio droht die atomare Verseuchung. In dem schnell einsetzenden Chaos muss sie entscheiden, ob sie wie ihre französischen Kollegen mithilfe ihrer Bank das Land verlässt oder die Verantwortung für ihre japanischen Mitarbeiter übernimmt, auch wenn sie damit ihr eigenes Leben riskiert. "Tokio bebt" ist ein psychologisch ungewöhnlich spannender Katastrophenfilm, der die Frage des nackten Überlebens seiner Figuren nach dem Reaktorunfall von Fukushima auch als eine Frage nach ihrer moralischen Haltung stellt. (93 Minuten, verfügbar bis 24.08.2022, Altersbeschränkung)
Oder darf es eine Krimikomödie sein? Jan Remus, der Koch eines gerade erst renovierten und auf viele Gäste angewiesenen Restaurants, wird ausgerechnet im Müllcontainer gefunden - erstochen und mit gebrochenem Genick. Mit ihren sympathisch-verschrobenen Verhörmethoden findet Kommissarin Maxxie Schweiger in "Der Koch ist tot" heraus, dass sowohl der tote Koch als auch noch zwei seiner Kollegen die Messer gewetzt hatten, um die Nachfolge des cholerischen Küchenchefs anzutreten. (88 Minuten, verfügbar bis 09.07.2023)
Genießen Sie Ihren Abend!
Jan Schneider und das gesamte ZDFheute-Team
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