Guten Abend,
lange wurde darauf gewartet, nun sind die Ergebnisse des Stresstests der Netzbetreiber zur Stromversorgung im kommenden Winter da - und damit auch die Diskussionen, was getan werden muss, um die Stromversorgung zu sichern.
Kurz zusammengefasst besagt der Stresstest: Es könnte passieren - unter bestimmten, ungünstigen Bedingungen -, dass im Winter tatsächlich zu wenig Strom erzeugt wird. Mehrere Probleme in der Stromerzeugung kommen dabei zusammen:
- Von den 50 Atomkraftwerken in Frankreich sind derzeit 30 vorübergehend abgeschaltet.
- Die Pegel vieler Flüsse in Europa sind so niedrig, dass Kühlwasser und Kohletransport für Kraftwerke nicht gesichert sind.
- Die Wasserstände in den Speicherseen Österreichs, der Schweiz und Norwegens sind so niedrig, dass Wasserkraftwerke nicht mehr mit voller Kraft laufen können.
Hinzu kommt die Gasknappheit, die schnell hochfahrbaren Gaskraftwerke als Reservelösung disqualifizieren. Zurück in den Fokus rücken Atomkraftwerke, die eigentlich zum Ende des Jahres abgeschaltet werden sollten.
- Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will zwei der drei laufenden AKWs noch bis 2023 als "Notreserve" erhalten.
- Nach dem Winter sei aber "Schluss" mit Atomkraft, pflichtete Grünen-Co-Chef Omid Nouripour seinem Parteikollegen bei.
- Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm fordert dagegen, die Kernkraftwerke noch fünf Jahre weiterzubetreiben. Nur so könne die Energieversorgung garantiert und der Strompreis niedrig gehalten werden.
- Auch die FDP fordert einen Weiterbetrieb und stellt sich damit gegen den grünen Koalitionspartner: Habeck müsse "sich gegen die Ideologen in seiner Partei durchsetzen und den Weiterbetrieb aller drei Anlagen ermöglichen", fordert etwa FDP-Fraktionsvize Konstantin Kuhle.
- CDU-Chef Friedrich Merz hat dieselbe Forderung und fürchtet ansonsten eine "Energieversorgungskrise".
Bis zum Winter wird noch einiges diskutiert werden, und auch der Stresstest an sich ist unter Wisseschaftler*innen umstritten. Christian Rehtanz von der Technischen Universität Dortmund fasst die Lage so zusammen:
Wäre die Situation jedoch ein paar Jahre später eskaliert, nachdem mehr Kraftwerke endgültig stillgelegt worden wären, "wäre eine Absicherung der Versorgung nicht mehr möglich gewesen", so Rehtanz.
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
Putin segnet neue außenpolitische Doktrin ab: Russlands Präsident Wladimir Putin hat eine neue außenpolitische Doktrin gebilligt, die auf dem Konzept der "russischen Welt" basiert. Russland solle "die Traditionen und Ideale der russischen Welt schützen, bewahren und fördern", heißt es in dem 31 Seiten langen Dokument.
Russland kauft Waffen aus Nordkorea: Das Land will sich laut US-Kreisen für seinen Krieg gegen die Ukraine in großem Stil mit Waffen aus Nordkorea eindecken. Grund dafür seien auch die westlichen Sanktionen.
Erdogan macht Sanktionen für Energiekrise verantwortlich: Europa werde es in diesem Winter schwer haben, sagt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Den Grund sieht er in den Sanktionen des Westens, die Energie teurer machten.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Was darüber hinaus wichtig ist
Queen ernennt Liz Truss zur Premierministerin: Großbritannien hat zum vierten Mal in sechs Jahren einen neuen Regierungschef. Liz Truss übernimmt von Boris Johnson, der heute offiziell abgetreten ist. Auf die Neue kommt gleich viel Arbeit zu.
Kein Streik von Lufthansa-Piloten am Mittwoch: Die Lufthansa und die Piloten haben sich laut Gewerkschaft im Tarifkonflikt geeinigt. Damit ist der Streik für Mittwoch vom Tisch.
Ab wann mit dem Omikron-Booster geimpft wird: Lange hat Deutschland auf die Omikron-Booster gewartet. Jetzt sind sie da. Arztpraxen können die angepassten Impfstoffe schon bestellen. Wann es mit dem Impfen losgehen kann.
Maskenpflicht künftig in allen Arztpraxen: In Flugzeugen kann sie weggelassen werden, in Arztpraxen soll sie demnächst bundesweit Pflicht sein: die Maske. Das soll im neuen Infektionsschutzgesetz stehen.
Zerstört die Champions League die Bundesliga? Seit Start der Champions League geht die finanzielle Schere in der Bundesliga immer weiter auf, ab 2024 wird sie noch größer und lukrativer. Was wird sich für wen ändern?
Aktuelle Corona-Zahlen und -Grafiken zur Situation in Ihrem Landkreis, zum Stand der Impfungen und zur allgemeinen Lage in Deutschland und weltweit.
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Ausführlich informiert
ZDFheute live: Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig vor, das AKW in Saporischschja zu beschießen und damit das Risiko eines nuklearen Unfalls zu schüren. Wie groß ist die Gefahr wirklich? Wie schätzt die IAEA die Lage ein? Kann die Behörde langfristig vor Ort bleiben und die Sicherheit gewährleisten? Über die Situation vor Ort spricht ZDFheute live um 19:30 Uhr mit ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf. Atom-Experte Sebastian Stransky von der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit erklärt die Gefahrenlage.
Weitere Schlagzeilen
- Feuer am Brocken unter Kontrolle: Drei Tage nach dem Ausbruch eines Waldbrands im Nationalpark Harz ist das Feuer Behörden zufolge unter Kontrolle.
- Verdächtiger gesteht Tötung im Fall Ayleen: Der Tatverdächtige hat die Tötung der 14-jährigen Schülerin aus Südbaden gestanden.
- Vereine sollen Energie sparen: Der DOSB appelliert an die Sportvereine, mindestens 20 Prozent Energie zu sparen, da sonst die Schließung von Schwimmbädern und Sportstätten drohe.
- 26 Prozent des Amazonas zerstört: Die restlichen 74 Prozent benötigten laut der Vertreter der indigenen Völker Südamerikas sofortigen Schutz
- Harry und Meghan in Düsseldorf: Dass sich das Glamour-Paar aus Kalifornien ins Rheinland verirrt, hat einen triftigen Grund: die Invictus Games.
Ein Lichtblick
Vor 50 Jahren rüttelte der Thinktank Club of Rome mit seinem Bericht "Die Grenzen des Wachstums" die Welt auf. Sie gilt heute als einflussreichste Publikation zur drohenden Überlastung unseres Planeten. Nun gibt es einen neuen Bericht, der heute in deutscher Fassung erschienen ist: In "Earth for All" geht es um nichts weniger als die wichtigsten Maßnahmen, mit denen eine lebenswerte Zukunft der Menschheit noch möglich wäre.
- Wie sich die Menschheit noch retten kann
Gibt es eine lebenswerte Zukunft ohne Armut, Ungleichheit, Klimawandel? Der Club of Rome erörtert in seinem neuesten Report, wie sich die Menschheit noch retten kann.
Zahl des Tages
158 Milliarden Euro - so viel Geld hat Russland in den ersten sechs Monaten des Ukraine-Krieges mit fossilen Energieexporten eingenommen. Wie das in Finnland ansässige Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) mitteilte, betrugen die Einnahmen damit mehr als die geschätzten Kriegskosten in Höhe von hundert Milliarden Euro. Erfasst werden in der Analyse die Exporte von Öl, Gas und Kohle zwischen dem 24. Februar und dem 24. August dieses Jahres.
Gesagt
Israels Präsident hat sich mit einer Botschaft der Versöhnung an den Bundestag gewandt und den Blick in die Zukunft gerichtet. Gleichzeitig betonte er die Bedeutung des Erinnerns.
Streaming-Tipps für den Feierabend
Kinderbetreuung ist zwischen Nika und Tom ein ständiges Diskussions- und Streitthema. Bis das scheinbar perfekte Kindermädchen in ihr Leben drängt. Doch sind ihre Kinder bei Manu sicher? "In falschen Händen" ist ein spannender Thriller, direkt aus der Lebensrealität junger Eltern. (88 Minuten)
Müll. Morgens vor die Tür gestellt, mittags schon entsorgt, Hauptsache weg. Dabei bergen Mülltonnen wahre Schätze. Forschende fahnden mit Hightech danach. Sparen wir so knappe Ressourcen? Harald Lesch öffnet die "Blackbox Mülltonne". (29 Minuten)
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