Guten Abend,
"einheitliche Maßnahmen" wirken am effektivsten, meint der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx. Deutschland soll kein Flickenteppich sein, meinte vor einigen Tagen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Doch schon einen Tag nach den Corona-Beschlüssen von Bund und Ländern gehen einzelne Bundesländer ihre eigenen Wege:
Wer bereits geboostert ist, wird in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz ab Samstag von der Testpflicht befreit. Für dreifach Geimpfte genügt dann der Nachweis über die Impfungen, wenn sie ins Kino oder ins Restaurant wollen.
Gleichzeitig zeichneten Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Chef Lothar Wieler am Vormittag bei ihrer Pressekonferenz wieder mal ein düsteres Bild für die kommenden Wochen:
Selbst, wenn die Corona-Maßnahmen schon morgen volle Wirkung zeigten, würde die Belastung der Kliniken weiter ansteigen. Deutschland werde die Zahl von mehr als 5.000 Intensivpatienten in den nächsten Tagen und Wochen deutlich übersteigen. Die Lage werde "rund um Weihnachten ihren traurigen Höhepunkt erreichen".
Dass die Infektionszahlen am Anfang der Woche leicht gefallen sind, ist laut Wieler auch kein Anzeichen dafür, dass die vierte Corona-Welle schon gebrochen wurde. Das Gegenteil sei der Fall. Für eine Trendumkehr seien die täglich gemeldeten Zahlen der Neuinfektionen noch viel zu hoch, auch die Todesfälle stiegen deutlich.
Warum die aktuellen Zahlen keine Trendwende anzeigen, hat auch mein Kollege Oliver Klein aus dem ZDFheuteCheck-Team recherchiert und zusammengefasst:
- Experten sehen keine Trendwende
Seit Tagen stagniert die Inzidenz. Doch Experten sehen keine Trendwende. Zwar wirken auch die Maßnahmen, doch die Zahlen spiegeln nicht das wahre Infektionsgeschehen.
ZDFheute Live beschäftigt sich um 19:30 Uhr mit der Lage auf den Intensivstationen: Lässt sich die Überlastung noch verhindern? Zugeschaltet sind Dr. Karsten Schmitt vom Uniklinikum Saarbrücken und Dr. Christoph Spinner vom Uniklinikum Rechts der Isar.
Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland
Das Robert-Koch-Institut meldet heute 74.352 Neuinfektionen, die Inzidenz liegt bei 442,1. Unsere Karte zeigt, wie es in Ihrem Landkreis aussieht.
In Deutschland sind bisher 71,7 Prozent mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft worden. 68,8 Prozent sind vollständig geimpft, 14,7 Prozent haben eine Auffrischung erhalten. Hier erfahren Sie, wie es in Ihrem Bundesland aussieht.
Weitere Zahlen und aktuelle Grafiken zur Verbreitung des Coronavirus weltweit finden Sie unter dem Link.
Was sonst noch wichtig ist
Sebastian Kurz' türkises System implodiert: Österreichs Ex-Kanzler will sich aus der Politik zurückziehen. Wenige Stunden später gaben auch der aktuelle Kanzler und der Finanzminister ihren Rückzug bekannt. ÖVP-Bundesparteiobmann Karl Nehammer übernimmt nun ein schweres Erbe. Nach der Implosion des politischen Systems muss er als künftiger Kanzler ein eigenes Profil finden.
Was macht eine Impfpflicht mit Ungeimpften? Lange hieß es, es gebe keine Impfpflicht. Jetzt ist die Lage anders. Das Vertrauen vieler Ungeimpfter ist geschädigt, erklärt Psychologin Schmelz. Damit sinke die Impfbereitschaft.
Alle aktuellen Entwicklungen zur Corona-Krise lesen Sie jederzeit in unserem Liveblog.
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Grafik des Tages
Der 3. Dezember ist der internationale Tag der Menschen mit Behinderungen. Corona erschwert die Situation für Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor.
Weitere Schlagzeilen
- Europarat leitet Verfahren gegen Türkei ein: Der Fall um den inhaftierten Kulturförderer Osman Kavala spitzt sich weiter zu.
- Horst Eckel ist tot: Der letzte verbliebene Held der legendären Weltmeister-Elf von 1954 ist im Alter von 89 Jahren gestorben.
- Island bohrt ins Herz des Krafla-Vulkans: Es entsteht das weltweit erste unterirdische Magma-Observatorium.
- "Wellenbrecher" ist Wort des Jahres: Auch in diesem Jahr geht es bei der Wahl zum Wort des Jahres vor allem um Corona.
Gesagt
Streng genommen hat Hörmann diesen Satz nicht gesagt, sondern geschrieben. Er setzt sich dafür ein, dass die "sozialen Tankstellen" des Landes, die Sportvereine, nicht wieder zugesperrt werden.
- "Soziale Tankstellen" bleiben zumeist offen
Die jüngsten Corona-Beschlüsse betreffen den Breitensport kaum. Für den gilt weiter der Flickenteppich von freiem Sport für alle Geimpften bis zur Schließung aller Anlagen.
Streaming-Tipps für den Feierabend
Nach fünf glücklosen Jahren in Berlin will Edda (Alli Neumann) anlässlich des Geburtstages ihres Vaters (Detlev Buck) erstmals wieder ihr brandenburgisches Heimatdorf besuchen. Vor ihrer Abreise aus der Hauptstadt verbringt sie eine Liebesnacht mit dem campenden Juniorliteraturprofessor Sam (Kostja Ullmann) und überredet ihn, sie mit seinem Wohnmobil zu begleiten. Doch dort geraten sie nach einem vereitelten Mordversuch ins Fadenkreuz der kriminellen Ortsfeuerwehr. In "Wir können nicht anders" mischen sich Elemente einer ostdeutschen Provinzkomödie mit denen des Gangster-Thrillers zu einem beiläufigen Gesellschaftsporträt. (98 min, verfügbar bis 05.03.2022, Altersbeschränkung)
Das Gendersternchen ist für Manche ein Zeichen für gelebte Vielfalt, für Andere die Zerstörung der Sprache. Höchste Zeit, mal ausführlich darüber zu reden: In der neuen Folge "Auf der Couch" diskutieren die beiden Gäste, Teresa Reichl und Torben Hundsdörfer, mit dem Psychologen Dr. Leon Windscheid über Sprache, die aufregt.
Kontrovers geht es auch in der Dokumentation "Die Wahrheit über Desinformation" von Katharina Gellein Viken und Charles Kriel zu: Die Frage nach dem richtigen Umgang mit einem Virus droht, die Gesellschaft zu spalten. Ein Grund: Desinformation. Wieso sind so viele anfällig dafür? Und wer profitiert von der Verbreitung? Das Center zur Bekämpfung von Digitalem Hass (CCDH) hat im Frühjahr 2021 in einer Studie herausgefunden, dass hinter 65 Prozent aller Falschinformationen zu Corona nur zwölf Impfgegner und ihre Organisationen stecken. Und die verdienen viel Geld mit dem Verbreiten von Falschinformationen und dem Verkauf ihrer eigenen Produkte. (28 min, verfügbar bis 01.12.2023)
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Jan Schneider und das gesamte ZDFheute-Team.
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