Andrij Melnyk ist der Botschafter der Ukraine in Deutschland. Aber diplomatisch ist er oft nicht. "Scheinheilig" sei die deutsche Politik, hat er in der Vergangenheit gesagt, der Bundeskanzler Olaf Scholz sei eine "beleidigte Leberwurst". Er kritisierte Angela Merkel wüst dafür, dass sie eine Urlaubsreise nach Florenz angetreten hat und nicht nach Kiew gefahren ist. Und jetzt hat er wieder einen rausgehauen. Viele Flüchtende aus der Ukraine fühlten sich in Deutschland nicht willkommen, sagt er nun. Wir sollten uns Gedanken darüber machen, wieso viele Ukrainer "keine Lust haben, hier zu bleiben".
Nun ja, ich bin mir nicht sicher, ob der Botschafter da richtig liegt. Im Morgenmagazin berichten wir heute über die Situation ukrainischer Flüchtender in Berlin. Rund 276.000 sind allein in der Hauptstadt registriert, in ganz Deutschland sind es rund 828.000, inoffiziell wohl mehr.
14.06.2022 | 2:10 min
Die meisten von ihnen wollen zurück in die Ukraine wegen der Familie. Und weil es in manchen Gebieten wieder sicher ist. Weil sie ihre Heimat vermissen. So wie die Ukrainerin Yevgeniya (32), die mit ihrem kleinen Sohn und der Schwiegermutter aus Kiew nach Berlin flüchtete. Sie wohnt bei einer Berliner Gastfamilie und ist sehr dankbar. Sie sagt aber: "Wenn ich morgen höre, dass der Krieg zu Ende ist, dann gehen wir zurück."
Warum immer wieder so drastische Worte des ukrainischen Botschafters? Das habe ich ihn vor zwei Wochen in einem Moma-Interview gefragt. Er wolle die Menschen in Deutschland wachrütteln, er wolle mahnen, sagte Andrij Melnyk in unserer Sendung. Nach dem Live-Interview konnten wir noch ein paar Minuten ohne Kamera miteinander sprechen. Er habe große Angst, dass dieser Krieg bei uns in Vergessenheit gerät, sagte er. Daher immer wieder seine drastische Wortwahl.
03.06.2022 | 5:13 min
Ich finde, der Botschafter schießt immer wieder übers Ziel hinaus. Aber ich kann verstehen, was er damit bezweckt. Und kann mir kaum vorstellen, unter welchem Druck Andrij Melnyk steht. Wie viel Tragik und Trauer er und seine Landsleute gerade durchmachen.
"Ich weine jeden Tag", sagte er mir noch, bevor wir uns verabschiedeten und er das Moma-Studio verließ.
Herzliche Grüße aus Berlin
Andreas Wunn, Leiter und Moderator von ZDF-Morgenmagazin und ZDF-Mittagsmagazin
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Täglich werden in Deutschland rund 14.000 Blutpräparate benötigt. Derzeit kommt es in der Versorgung mit Blut zu erheblichen Engpässen. Dabei muss die Spende auch kompatibel sein.
von Nadja Baran
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Quelle: ZDF
Zusammengestellt von Katrin Meyer
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