Die US-Luftfahrtaufsicht schränkt den Flugbetrieb ein. Die Chefs der Fluggesellschaften warnen vor 5G-Mobilfunk. Doch wie stark sind die Flieger wirklich durch 5G gefährdet?
Die Lufthansa hat auf der Strecke Frankfurt-Chicago zeitweise andere Boeing-Modelle eingesetzt. Emirates bediente Flüge nach Boston, Houston und San Francisco nicht mit den vorgesehenen Maschinen von Boeing, sondern setzte Airbus-Modelle ein. Flüge von Air India und Japan Airlines fielen aus. Das alles aus Sicherheitsgründen.
Der Grund für die Aufregung: Die Mobilfunkbetreiber AT&T und Verizon haben am 19. Januar große Teile des 5G-Mobilfunknetzes in Betrieb genommen. Und die 5G-Basisstationen senden auf Frequenzen, die gefährlich nahe an denen der Flugsysteme liegen.
Fluggesellschaften schreiben Brandbrief wegen 5G-Ausbau
Der amerikanische Präsident Joe Biden nahm das Thema auf und sprach von Beeinträchtigungen des Luftverkehrs an Flughäfen, die eine Schlüsselrolle in seinem Land einnähmen. Und die Chefs der Fluggesellschaften American Airlines, Delta, Jetblue und Southwest schrieben einen Brandbrief, weil sie fürchteten, dass "ein Großteil der Flotte auf unbestimmte Zeit am Boden bleiben muss".
Die Manager der Logistikkonzerne UPS und FedEx teilen die Sorge ihrer Kollegen von den Fluggesellschaften. Von bis zu 1.100 Flügen, die an einem einzigen Tag betroffen sein könnten, mit rund 100.000 Passagieren war in dem Brandbrief die Rede.
Viele Anbieter versprechen nun schon seit Längerem das schnelle 5G-Netz. Doch wie ist der Stand beim Ausbau?
Frequenzüberlagerung an Flughäfen ist ein Problem
Höhenmesser arbeiten im Frequenzbereich von 4,2 bis 4,4 Gigahertz. Die 5G-Antennen in den USA nutzen den Bereich zwischen 3,7 und 4 Gigahertz. Wird da der Frequenzbereich auch nur geringfügig überschritten, können die Frequenzen der Höhenmesser und anderer flugtechnischer Systeme überlagert werden.
Beim Landeanflug könnte der Höhenmesser ausfallen oder unter Umständen falsche Werte liefern. Darauf hatte vor gut einer Woche die amerikanische Luftfahraufsicht Federal Aviation Administration (FAA) hingewiesen. Die FAA-Beamten hatten eine Liste von betroffenen Flugzeugtypen und Flughäfen veröffentlicht. Und das sorgte für richtig großes Aufsehen.
Dieser Liste zufolge hätten 55 Prozent der Flieger amerikanischer Fluggesellschaften keine volle Landeerlaubnis mehr, wenn AT&T und Verizon am 19. Juli auch die 5G-Stationen in Flughafennähe einschalten würden.
5G-Stationen senden erstmal nicht mit voller Kraft
Eine Krisensitzung jagte die nächste. Auch europäische Verkehrspolitiker ließen sich von der Hektik anstecken und forderten Maßnahmen, um die Flugsicherheit zu gewährleisten.
In den Vereinigten Staaten ist das Problem jetzt zunächst einmal für ein halbes Jahr aufgeschoben worden. AT&T und Verizon sagten zu, die 5G-Stationen nicht mit voller Sendekraft zu betrieben und 5G-freie Pufferzonen um die Flughäfen einzurichten.
Mit 5G kommt in Deutschland eine neue Strahlungsquelle hinzu. Zeit für die Radioastronomin Suzanna Randall, sich mit dem Thema zu befassen.
Kein Risiko für deutsche Flughäfen
Das ist auf Dauer keine Lösung. Denn die Mobilfunkkunden wollen natürlich die angebotenen 5G-Services auch in Flughäfen und Flughafennähe nutzen. Und die Reduzierung der Sendeleistung der Basisstationen beseitigt das Problem auch nicht.
Flugzeughersteller Boeing hat bereits zugesagt, die Höhenmesser der Baureihen 777 und 787 besser abzuschirmen. Ob das ausreicht, ist im Augenblick noch unklar.
Klar hingegen ist, dass die Anfang vergangener Woche unter europäischen Verkehrspolitikern ausgebrochene Hektik unbegründet war.
Auch nach Angaben der Deutschen Flugsicherung gibt es für die Flieger in Deutschland keine 5G-Problematik. "5G nutzt bei uns Frequenzbereiche unterhalb von 3,7 Gigahertz, so dass es keine Frequenzüberlagerung mit den Höhenmessern gibt", sagte Ute Otterbein von der Deutschen Flugsicherung dem ZDF.
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