Bitcoin und andere Krypto-Anwendungen sollen die Finanzwelt demokratischer, vielseitiger und sicherer machen. Und doch erbeuten Krypto-Kriminelle unglaubliche Summen.
Was waren Verbrecher doch früher Dilettanten! Sie überfielen Banken und liefen mit gerade mal so viel heraus, wie sie tragen konnten. Heutzutage geht es beim Crypto-Crime um Milliarden.
Der 3. Januar 2009 kommt als unscheinbares Datum daher. Und doch geschah an diesem Tag Außergewöhnliches: Der erste Bitcoin wurde erschaffen. Mitten in der Finanzkrise, nur wenige Wochen nach der Pleite von Lehman Brothers, als die Welt des Geldes in den Abgrund trudelte, entstand mit der ersten Kryptowährung eine Art Gegenentwurf.
Satoshi Nakamoto entwickelte mit dem Bitcoin und seiner technischen Basis, der Blockchain, ein System zur Demokratisierung des Geldes. Das heute berühmte, begleitend veröffentlichte "White Paper" skizziert eine Technologie, in der Teilnehmer einander Geld transferieren können - ganz ohne Banken.
- Wie Hessen Millionen mit Kryptowährung macht
Das Land Hessen hat mit Kryptowährungen aus Beschlagnahmungen ein Millionengeschäft gemacht. Doch wie kam es dazu? Und kann das Beispiel Schule machen? Fragen und Antworten.
Bitcoin-Erfinder oder -Erfinderin bleibt ein Mythos
Satoshi, der geniale Erfinder, bleibt bis heute ein Pseudonym, ein Mythos. Niemand weiß, wer er - oder sie - ist. Oder war. Sein (oder ihr) Baby aber hat die Welt verändert. Der Bitcoin, anfangs nur Bruchteile eines Cents wert, kostet heute rund 37.000 Dollar.
Doch mit dem Erfolg kamen die Gauner.
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Die "Krypto-Queen" - eine Betrügerin
Es gibt irre Geschichten. Zum Beispiel die der "Krypto-Queen". Dr. Ruja Ignatova trat auf wie ein Popstar. Als sie 2016 die Londoner Wembley Arena betrat, traf sie auf eine begeisterte - und zahlungswillige - Menge. Was sich anfühlte wie eine bombastische Bühnenshow, war tatsächlich eine Werbeveranstaltung - für One Coin.
One Coin, prophezeite die Krypto-Queen, werde Bitcoin in die Bedeutungslosigkeit schicken. One Coin, der Bitcoinkiller, die einzig wahre Kryptowährung, hieß es. Und die Leute kauften. One Coin gab es für das Geld zwar noch nicht, lediglich "Educational Packages", Fortbildungsbroschüren, die später in One Coin eingelöst werden könnten. Vier bis fünf Milliarden Dollar soll Ruja Ignatova eingesammelt haben. Bis zum 25. Oktober 2017. An diesem Tag verschwand sie, spurlos - und mit ihr das Geld.
Das Justizministerium in Nordrhein-Westfalen will heute die erste Onlineauktion mit beschlagnahmten Bitcoins starten. Die Bitcoins, im zweistelligen Millionenwert, stammen aus kriminellen Geschäften.
Kimberly Grauer ist Head of Research bei Chanalysis in New York, einem Unternehmen, das darauf spezialisiert ist zu ermitteln, wo und wie Kryptowährungen weltweit eingesetzt werden - legal oder illegal. Sie sagt:
Africrypt: zwei Brüder sammelten 3,6 Milliarden Dollar ein - und verschwanden
Zwei Brüder aus Johannesburg, Südafrika, hatten ebenfalls den Traum, schnell reich zu werden. Raees und Amir Cajee, 18 und 21 Jahre alt, gründeten 2019 Africrypt, eine Art Vermögensverwaltung für Kryptowährungen. Ihre Kunden: "High net worth individuals", wie es in Finanzkreisen heißt, also: reiche Leute.
Eine Handelssoftware hätten sie entwickelt, mit der sie in Kryptowährungen investieren und eine Rendite von bis zu 20 Prozent pro Monat erzielen würden. Wie das geht? Mit Künstlicher Intelligenz! In nur zwei Jahren sammelten die beiden unfassbare Summen ein. Bis sie im April 2021 verschwanden - mit Bitcoin im Wert von rund 3,6 Milliarden Dollar.
Verführbarkeit durch Gier
Alles deute auf einen "exit scam" hin, sagt Kimberly Grauer, Autorin, die auch den jährlichen Crypto Crime Report verfasst, dessen Erkenntnisse unter anderem von Ermittlungsbehörden genutzt werden. Die Brüder sollen sich Pässe des pazifischen Inselparadieses Vanuatu besorgt haben. Ihre Spur verliert sich vorerst in Dubai. Dubai liefert nicht aus. Sie bleiben verschwunden.
Eine gerechtere Finanzwelt wollte Satoshi Nakamoto schaffen durch die Demokratisierung des Geldes per Blockchain. Die Blockchain selbst ist manipulationssicher, bis heute, und entwickelt sich zu einem festen Bestandteil unserer Finanzwelt.
Bitcoin ist ein Riesenerfolg. Im Herbst 2021 erreichte er sein bisheriges Rekordhoch von knapp 69.000 Dollar. Die kriminelle Energie des Menschen und seine Verführbarkeit durch Gier hat Satoshi aber offenbar unterschätzt.
"Das ist für uns alle neu", resümiert Kim Grauer. "Und es gibt noch viel herauszufinden."
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