Beim Bund-Länder-Treffen morgen könnte es zu weiteren Lockerungen kommen. Doch wie das Infektionsgeschehen im Blick behalten? Apps könnten Kontakte schnell nachverfolgbar machen.
Wenn die Cafés, Bars und Restaurants in Deutschland wieder öffnen können, werden die Betreiber wie im vergangenen Sommer wohl auch diesmal verpflichtet, eine Liste ihrer Besucher zu führen und deren Kontaktdaten zu erfassen.
Das Kontaktverfolgungssystem hat in den vergangenen Monaten nur mäßig funktioniert. Oft saßen "Donald Duck" oder "Micky Maus" am Gästetisch. Denn die Wirte waren für die Angaben der Gäste rechtlich nicht verantwortlich und durften auch nicht die Personalien kontrollieren. Dieses Recht haben nur das Ordnungsamt und die Polizei.
Am Mittwoch beraten Bund und Länder über das weitere Corona-Vorgehen.
In Kontakt-Apps hat "Donald Duck" eine Handynummer
Die Betreiberfirma Culture4Live verspricht, eine schnelle und lückenlose Kontaktnachverfolgung zu ermöglichen. Auch hier könnten sich die User als "Donald Duck" registrieren. Im Unterschied zur Gästeliste aus Papier wird aber die Mobilfunknummer mit einer SMS gecheckt, so dass die Gesundheitsämter immerhin wüssten, unter welcher Telefonnummer "Donald Duck" nach einem Risiko-Vorfall erreicht werden kann.
Die App-Macher wollen aber nicht nur Fake-Einträge vermeiden, sondern die sensiblen Gästedaten besser schützen als auf Papierlisten. Denn, so Smudo gegenüber der Deutschen Presse-Agentur:
Datenschutz in App besser als bei Papierlisten
Der Musiker sieht keinen Gegensatz zwischen der offiziellen Corona-Warn-App und der Luca-App. Die App des RKI sei geeignet, flüchtige Begegnungen zu erfassen, quasi ein individuelles Radarsystem. Die Luca-App dagegen könne bei privaten Treffen und im Restaurant oder auch bei Sportveranstaltungen, Konzerten und im öffentlichen Nahverkehr eingesetzt werden, um sich gezielt an einem Ort einzuchecken.
Für die Corona-Warn-App steht womöglich eine Erweiterung zur Verfügung. Der Mediziner Gernot Beutel hat ein digitales Kontakttagebuch namens "Kadoin" entwickelt.
Sicherheitsexperte Rüdiger Trost von F-Secure bezeichnet die App als sicher:
Die Luca-App sei deutlich besser als die Kontaktlisten auf Papier, denn der Betreiber könne bei der App nicht auf die Daten zugreifen, nur das Gesundheitsamt.
Trost sieht aber auch einen Nachteil: "Dass nicht alle Gesundheitsämter angeschlossen sind, und weite Teile Deutschlands damit zunächst noch außen vor sind, ist zu bemängeln." Bislang probieren nur wenige Gesundheitsämter die Kooperation aus, etwa auf Sylt, Amrum und Föhr oder in Schwerin und Rostock.
Mehrere Kontaktverfolgungs-Apps schon in Betrieb
Gegenwind kommt von anderen Start-ups, die über kein so prominentes Aushängeschild wie Smudo verfügen.
erklärten unter anderen die Anbieter Darfichrein.de, Railslove, CoronaAssist:Presence, Kontakterfassung.de und Hygieneranger.
Railslove-Geschäftsführer Jan Kus verweist darauf, seine Lösung Recover sei bereits seit Mai 2020 bei Gastronomen, im Einzelhandel, bei Konferenzen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie seit September 2020 in Sportarenen im aktiven Einsatz.
Vernetzung der Check-In-Apps als Unterstützung für Lockerungen
Bei Recover muss auf dem Smartphone keine App installiert werden. Ähnlich wie bei Luca wird mit der Kamera ein QR-Code erfasst und eine Webseite von Recover aufgerufen. Dort werden die Kontaktdaten eingetragen und der Veranstaltung zugeordnet.
Kus regt an, dass sich die 16 Start-ups - darunter auch die Macher der Luca-App - möglichst schnell an einen Runden Tisch setzen, um die unterschiedlichen Ansätze zur Risikoermittlung zu konsolidieren - damit Kontaktnachverfolgungs-Apps eine nützliche Unterstützung bei einer Öffnungsstrategie aus dem Shutdown sein können.