Die Corona-Warn-App der Bundesregierug funktioniert nicht auf älteren Smartphones. Das sorgt für Unmut. Warum die App nur auf bestimmten Geräten läuft.
Die Entwicklung hat zwar lange gedauert, doch seit Dienstag kann die deutsche Corona-Warn-App heruntergeladen werden. Und das machen auch viele: Nach ZDF-Informationen sind es mehr als sieben Millionen Downloads an diesem Mittwoch. Auf einigen Geräten läuft die App aber nicht. Das sorgt für Unmut:
Die Corona-Warn-App lässt sich in den App-Stores von Google und Apple herunterladen. Voraussetzung ist, dass eine aktuelle Version des jeweiligen Betriebssystems installiert ist. Der Grund: Die Warn-App benötigt eine Schnittstelle zu den Betriebssystemen. Apple und Google haben die mit einem Update ihrer Betriebssysteme zur Verfügung gestellt. Für einige ältere Smartphone-Modelle stehen aber keine Updates mehr zur Verfügung, weshalb die App dort nicht genutzt werden kann.
Auch die Hardware spielt eine Rolle: Die App zeichnet mit der Bluetooth-LE-Technologie auf, wann und wie lange sich jemand in der Nähe eines anderen Smartphone-Nutzers aufgehalten hat, der ebenfalls die App aktiviert hat. Bluetooth LE ist eine neue Funktechnik, die im Vergleich zum herkömmlichen Bluetooth stromsparender ist.
Seit Dienstag steht die Corona-Warn-App zum Download bereit.
"Häufig ärmere Menschen betroffen"
Anke Domscheit-Berg, netzpolitische Sprecherin der Linken, kritisiert: "Das ist ein Nachhaltigkeits- und soziales Problem, denn es sind überdurchschnittlich häufig ärmere Menschen betroffen", sagt sie ZDFheute. Das Problem müsse grundsätzlich gelöst werden, etwa durch ein Recht auf Reparatur. "So könnte man heute zum Beispiel ein Bluetooth-Modul austauschen und auch ältere Handys mit der Corona-App kompatibel machen."
Laut Klaus Müller, dem Vorstandsvorsitzenden des Verbraucherzentrale Bundesverbands, haben sich einige Menschen beschwert, dass sie die App nicht benutzen können. Im ZDF-Morgenmagazin nahm er aber die Bundesregierung in Schutz:
Bei der Corona-Warn-App sei "viel in die Sicherheit investiert worden", sagt Klaus Müller vom Verbraucherzentrale Bundesverband.
Welches Betriebssystem ist nötig?
Beim iPhone muss das aktuelle Betriebssystem iOS 13.5 installiert sein. Das gibt es für Geräte ab dem iPhone 6s oder dem iPhone SE. Die älteren iPhones 5, 5s oder 6 reichen nicht aus, weil auf ihnen die aktuellste Version von iOS nicht mehr läuft.
Bei Android-Handys ist die Lage etwas unübersichtlicher. Hier ist Android 6 und die Unterstützung von Bluetooth LE Mindestvoraussetzung. Zudem müssen auch die Google Play Services laufen, weil der Konzern die Schnittstellen nicht über Android selbst zu Verfügung stellt, sondern über diese Google-Dienste.
Nutzer eines freien Android-Systems ohne Google-Services können die App nicht installieren. Für die aktuellen Huawei-Modelle, die wegen des Handelskonflikts zwischen den USA und China die Google-Dienste nicht nutzen dürfen, will der chinesische Hersteller die notwendigen Schnittstellen nachbauen. Das wird aber noch etwas dauern.
Wie viele Nutzer sind ausgeschlossen?
Das Gesundheitsministerium betont: "Wir entwickeln die Lösung grundsätzlich für die Betriebssysteme iOS und Android. Die gängigsten Handy-Typen sind (...) auf jeden Fall berücksichtigt." Tatsächlich laufen nahezu alle verkauften Smartphones in Deutschland mit den Betriebssystemen iOS (21,3 Prozent Marktanteil im März 2020) oder Android (78,2 Prozent).
Für Smartphone-Nutzer mit älteren Betriebssystemen ist die Situation dennoch nicht zufriedenstellend: Sie müssten sich gegebenenfalls ein neues Smartphone kaufen, um die App zu installieren. Auch gibt es Menschen, die kein Smartphone besitzen. Die Bundesregierug betont daher, dass die App nur ein Baustein sei, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.
Freiwilligkeit im Gesetz festschreiben?
Für Verbraucherschützer Müller ist ein weiterer Punkt wichtig: die Freiwilligkeit. In einer Pressemitteilung des Verbands forderte er: "Es darf nicht sein, dass Arbeitgeber, Restaurants oder staatliche Behörden die App-Nutzung als Zutrittsvoraussetzung definieren und damit die Freiwilligkeit schleichend zum Zwang machen." Grüne und Linke fordern eine Gesetz für die Corona-App. Darin könnte die Freiwilligkeit festgeschrieben werden.
Mit Material der dpa.