Auf Instagram kursieren Gerüchte zu Corona-Verschwörungen. Promis stehen unter Druck, Stellung zu beziehen. Influencerin Louisa Dellert berichtet, warum auch sie Drohungen bekommt.
In den sozialen Medien kursieren Verschwörungstheorien zum Coronavirus. Und immer mehr Prominente wenden sich über ihre Accounts an Millionen Menschen. Sie sprechen einerseits aus, welche wirtschaftlichen und sozialen Sorgen gerade bestehen – verbreiten andererseits aber auch unreflektiert Verschwörungsmythen.
Xavier Naidoo, Til Schweiger, Sonja Zietlow, Attila Hildmann – sie alle werden aktuell dafür kritisiert, mal nebenbei, mal voll bewusst abstruse Behauptungen zur Corona-Krise zu verbreiten.
Gegen die staatlichen Maßnahmen in der Corona-Pandemie haben Menschen bundesweit am Wochenende protestiert. Bei den Protesten spielen auch Verschwörungstheorien eine Rolle.
Abseitige Theorien auf einmal im Mainstream
Warum ist das so? Viele der wilden Behauptungen über Bill Gates, die WHO, oder QAnon waren bis vor Kurzem nur Experten und aktiven Verschwörungstheoretikern bekannt. Für Schauspieler und Influencer hatten sie so wenig Bedeutung wie für die meisten Durchschnittsbürger.
Wie kommt es also, dass Promis gerade jetzt so vielen verschwurbelten Theorien eine große Bühne bieten? ZDFheute hat sich in der deutschen Instagram-Community umgehört.
Cecil, Attila, Jebsen - eine langsame Eskalation
"Die Leute haben gerade mehr Zeit und man denkt sich so in Themen ein", erklärt Louisa Dellert die aktuelle Entwicklung. Sie postet zu den Themen Politik und Nachhaltigkeit auf Instagram und hat dort 384.000 Follower.
Schon vor Wochen habe es angefangen, dass sie aus ihrer Community immer häufiger Nachrichten und Nachfragen zu verschwörungstheoretischen Inhalten bekommen habe:
"Angefangen hatte alles mit Coach Cecil. Seine Follower haben mir seine Sachen geschickt und gesagt, ich soll mir das mal ansehen. Dann kam Attila dazu und gerade erleben wir mit dem Ken-Jebsen-Video den bisherigen Höhepunkt."
Promis geht es wie einfachen Bürgern
Überall in Deutschland verspüren Instagrammer gerade Druck, sich positionieren zu müssen. Ein stetiger Schwall an Nachrichten voller Theorien und vermeintlicher Quellen prasselt auf sie ein.
Prominente sind da in keiner anderen Situation als viele einfache Bürger: Sie versuchen sich in einem unklaren Geflecht aus Meinungen und Gegenmeinungen zurecht zu finden. Und werden so anfällig für die einfachen Erklärungen der Publizisten, die oft schon seit Jahren abstruse Inhalte verbreiten und jetzt nur auf die Corona-Krise umgesattelt haben.
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Warum Sie Ken Jebsen nicht vertrauen sollten
Der Journalist Ken Jebsen mutmaßt in einem viralen Onlinevideo über verborgene Machenschaften in der Corona-Krise. Es ist voller Fehler, Verschwörungsmythen und Ungenauigkeiten.
Wer sich kritisch äußert, bekommt Drohungen
Und jeder weitere Prominente, der diese Videos teilt, verschafft ihnen mehr Legitimation im Mainstream. Als Dellert dann stattdessen kritische Videos zu verschwörungstheoretischen Inhalten, vor allem zu Ken Jebsen, veröffentlicht, schlägt die Stimmung um:
Diese viralen Videos gingen gerade durch alle Generationen hindurch: "Junge Leute sehen es auf Instagram und zeigen es dann ihren Eltern", sagt Dellert.
Sie hoffe, dass andere Influencer sich ihrer herausgehobenen Rolle bewusst sind: "Wenn wir etwas posten, dann beeinflussen wir viele Leute damit. Wir sind da in einer Verantwortung."
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Wie die Situation in Ihrer Region aussieht
Ob Corona-Maßnahmen gelockert oder verschärft werden, hängt auch von der sogenannten Sieben-Tage-Inzidenz ab. Eine Karte zeigt, ob die Obergrenze in Ihrer Region eingehalten wird.