Corona vs. Sex: ein Widerspruch? Nein, sagen junge Filmemacher aus Berlin. Mit ihrem Porno "Sex In Times Of Corona" sammeln sie Geld für Sexarbeiter in Not.
Dass unter Corona viele Branchen leiden, ist bekannt. Beispiele dafür sind meistens die Autoindustrie, die Gastronomie oder der Tourismus. Unter dem Radar bleiben häufig Sexarbeiter. Dabei leiden viele von ihnen ganz besonders unter den Folgen des Virus.
Sexarbeiter in Not
Die Berlinerin Candy Flip arbeitet als Escort und als Sklavin in einem Studio. Ohne Körperkontakt geht also gar nichts. Wegen Corona ins Netz ausweichen und dort sexuelle Dienstleistungen via Webcam anbieten? Auch das stellen sich viele einfacher vor, als es tatsächlich ist.
Ein schneller Umstieg auf digitale Angebote ist also kaum möglich. Hinzu kommt das Thema Privatsphäre im Netz. Nicht jeder sei bereit, seinen Körper und sein Gesicht online zu zeigen, sagt Flip.
Da wegen Corona das Gehalt vieler Sexarbeiter also plötzlich ausblieb, wollte die Berlinerin Geld für ihre Branche sammeln. Gemeinsam mit Mitbewohnern und Freunden entstand so das Projekt "Sex In Times Of Corona".
Eine Gruppe Filmemacher aus Berlin versucht mit ihrem Porno "Sex in Times of Corona" mit Humor aufzuzeigen, wie Sex mit Mindestabstand funktionieren kann. Das Projekt soll Sexarbeiter in Not mit Spenden unterstützen.
Dildo am Stiel
Der Film besteht aus elf kurzen Episoden, die alle zeigen, wie sexuelle Befriedigung in Zeiten von Corona sicher statt finden kann. Natürlich mit einem Augenzwinkern.
Ein Darsteller turnt sich zum Beispiel selbst vor dem Spiegel an, ein anderer probiert es mit Telefonsex und ein Pärchen greift zum "Dildo am Stiel", mit dem die geforderten 1,5 Meter Mindestabstand zwischen den beiden eingehalten werden.
Im Interview mit ZDFheute erzählen die Filmemacher Theo Meow und Jo Pollux von den Dreharbeiten. Ihnen war wichtig, dass diese sicher ablaufen und die Corona-Regeln eingehalten werden.
Solo-Dreh in Quarantäne
"Sehr spannend war, dass manche Szenen tatsächlich solo gedreht wurden. Eine Person hat es also komplett mit sich alleine gemacht, weil sie alleine in Quarantäne war", erzählt Pollux.
Um mit dem fertigen Porno auch tatsächlich Geld für Sexarbeiter zu sammeln, verbreitete die Gruppe auf Social Media Spendenaufrufe für den Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V.. Wer spendet, erhält als Dankeschön den Link zum Film.
Mehr als 6.000 Euro konnte die Gruppe mit "Sex In Times Of Corona" sammeln. Die Spenden waren aber nicht der einzige Anreiz für die Gruppe, den Film zu drehen.
Mehr als Straßenstrich
Was Pollux, Meow, Flip und Co. mit ihrem Projekt auch gezeigt haben: Porno heißt nicht gleich Hardcore, Sexarbeit ist nicht nur Straßenstrich.
"Wir sehen in unseren eigenen Filmen, auch außerhalb dieses Clips, immer eine Möglichkeit, mit sexuellen Praktiken zu spielen, sexuelle Identitäten zu hinterfragen und versuchen auch, Begriffe von Begehren zu erweitern", erklärt Meow.
Auch wenn die Filme nicht dem entsprechen, was man von PornHub oder anderen Seiten kenne, handele es sich bei ihnen aber trotzdem um Pornos.
Und auch Sexarbeit als solche ist diverser, als das typische Klischeebild vermuten lässt. Um das zu erklären, nutzt Flip im Interview einen Vergleich zu Restaurants.
Von Tantra bis Bondage
"Wir haben McDonalds und wir haben Sternerestaurants, wo man kleine Portionen genießt zu riesigen Preisen. Genauso ist es in der Sexarbeit", sagt sie. Das Feld sei riesig, die Preismodelle, Anbieterinnen und Leistungen ganz unterschiedlich.
Zudem seien auch die Hinter- und Beweggründe der Arbeiterinnen sehr verschieden. So lasse sich gar keine allgemeine Aussage treffen, sagt Flip.
Sie, ihre Mitbewohner und Freunde setzen sich dafür ein, dass Sexarbeiter mehr Gehör und mehr Rechte bekommen. Mit ihrem Film haben sie es geschafft, Aufmerksamkeit auf eine Branche zu lenken, die trotz ihrer Größe nur selten gesellschaftliche Anerkennung erfährt.