Die Suchmaschine Ecosia hat mit ihren Werbeeinnahmen mehr als 100 Millionen Bäume gepflanzt. Das Startup ist eins der führenden Sozialunternehmen Deutschlands.
"Als ich Ecosia vor zehn Jahren gegründet habe, hätte ich das nicht für möglich gehalten", sagt Christian Kroll. Er meint die 100 Millionen Bäume, die sein Unternehmen weltweit gepflanzt hat - und die, die noch dazu kommen werden.
Nach einer Weltreise gründete Kroll das Startup Ecosia, eine Suchmaschine, deren Werbeeinnahmen in Bäume investiert werden. Jede Suchanfrage finanziert neue Setzlinge.
Ecosia investiert in Bäume, Landwirtschaft, Solar
Und es funktioniert. 2019 generierte das Unternehmen nach eigenen Angaben 19,3 Millionen Euro Umsatz aus der Suchmaschinenwerbung. Ecosia investierte davon 11,5 Millionen Euro in Bäume, regenerative Landwirtschaft und Solaranlagen.
Der Erfolg lässt sich auch an der Zahl der Mitarbeiter ablesen. Sie hat sich verdoppelt, das Unternehmen größere Büros bezogen. Das nächste Ziel sind eine Milliarde Bäume. "Das ist realistisch", sagt Kroll, "unser Startup wächst exponentiell und wir arbeiten an weiteren Geschäftsmodellen." Zum Beispiel filtert Ecosia Suchergebnisse nach ökologischen Kriterien. Bald sollen User über die Suchmaschine auch ökologische Hotels buchen können.
Der Ansatz von Ecosia hat den größten Partner des Berliner Startups überzeugt: Microsoft, das mit seiner Suchmaschine Bing den Algorithmus und die Ergebnisse liefert, denkt um. Das Unternehmen will bis 2050 alle Emissionen neutralisiert haben, die es seit seiner Gründung 1975 produziert hat. "Das haben wir immer wieder angeregt und offensichtlich etwas bewegt", freut sich Kroll. Er will nicht nur Bäume pflanzen, sondern Vorbild sein.
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Immer mehr Sozialunternehmen
Längst zählt Ecosia zu den führenden Sozialunternehmen Deutschlands. Die Branche wächst stetig. Egal, ob Chancen eG, die Studienplätze finanzieren, das Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de, Solarkiosk, die Strom für ländlichen Regionen in Afrika liefern oder Lemonaid, das mit seiner Limonade soziale Projekte fördert – allen ist gemeinsam, nicht nur das eigene Wohl im Blick zu haben.
Mit Gutmenschentum haben Sozialunternehmen jedoch nichts zu tun. Allein in der Hauptstadt beschäftigte die Branche nach einer Studie der Investitionsbank Berlin (IBB) bereits 2017 185.000 Menschen in sozialversicherungspflichtigen Jobs. Das sind 14 Prozent aller Beschäftigten. Sie erwirtschafteten eine Wirtschaftsleistung von rund sieben Milliarden Euro.
Darüber hinaus erzielen die Unternehmen positive Effekte für die Zivilgesellschaft, unterstreicht Jürgen Allerkamp, Vorstandsvorsitzender der IBB. Vor allem die Bereiche Kultur und Freizeit, Bildung und Forschung, Gesundheitswesen, Soziale Dienste, Natur- und Umweltschutz, Wohnungswesen, würden davon profitieren, aber auch Industrie und Handwerk.
Mit 25 Milliarden Euro will die Bundesregierung mittelständischen Betrieben durch die Corona-Krise helfen. Das Geld müssen die Unternehmen nicht zurückbezahlen.
Sozialunternehmen haben es schwerer
Aber Sozialunternehmen haben es schwerer als klassische Wirtschaftsunternehmen oder Startups. Laut des Social Entrepreneurship Netzwerks Deutschland, eine Art Bundesverband, könnten ihre Mitglieder schneller wachsen. Ihnen fehle jedoch der Zugang zu Finanzierungen, Förderungen und Beratungen zum Beispiel durch die Industrie- und Handelskammern.
Die mangelnde Unterstützung kritisiert auch Kroll. Er sei immer wieder überrascht, mit wie viel Geld Unternehmen unterstützt werden, selbst Firmen, deren Geschäftsmodelle nicht nachhaltig und ökologisch seien. Seiner Ansicht nach sollte das Geld auch Sozialunternehmen zugutekommen, die Gesellschaft werde durch sie gestärkt.