Die EU will allen Geräteherstellern eine USB-Schnittstelle vorschreiben - und hofft gerade bei Ladekabeln auf einheitliche Standards. Doch ganz so einfach ist das nicht.
Vom Spielzeughubschrauber über das neue Smartphone bis hin zum Akkuschrauber - immer mehr Weihnachtsgeschenke haben einen USB-C-Anschluss. Nur wenn ein neues iPhone unter dem Baum liegt, benötigt man immer noch ein Extra-Kabel zum Aufladen.
Die EU-Kommission will diesen Trend zur Pflicht machen. Im September hat sie einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, der Hersteller von Smartphones, Tablets, Kameras, Kopfhörern, tragbaren Lautsprechern und tragbaren Videospielkonsolen dazu verpflichtet, eine USB-C-Schnittstelle zum Laden anzubieten. Der Gedanke dahinter: Verbraucher sollen nicht mehr gezwungen sein, schubladenweise Ladegeräte zu kaufen und aufzubewahren.
Apples "Lightning" hat ein Ende
Bei der Industrie trifft das Vorhaben auf Vorbehalte. Apple hat sich zwar mit dem Ende seiner Lightning-Schnittstelle abgefunden. Hatte diese bei der Einführung vor neun Jahren noch handfeste technische Vorteile gegenüber USB, hat die Konkurrenz inzwischen aufgeholt. Der iPhone-Konzern will nun aber eine längere Übergangsfrist durchsetzen.
Verzichteten die europäischen Gesetzgeber darauf, würden sie ihrem eigenen Ziel schaden, argumentiert der US-Konzern. "Konsumenten wird die Gelegenheit vorbehalten, ältere Modelle zu einem verringerten Preis zu kaufen, die mit ihren bisherigen Ladegeräten und dem Zubehör kompatibel sind", schreibt der Konzern in seiner Stellungnahme. Ergebnis sei, dass Apple-Kunden gezwungen wären, viele Geräte vorzeitig wegzuwerfen.
Droht dem Schnelllademodus ein Rückschritt?
Andere in der Branche schrecken gleich davor zurück, den USB-Standard zu stark an ein europäisches Gesetzeswerk zu binden. Ihre Befürchtung: Neuentwicklungen wie ein besonders effektiver Schnelllademodus könnten so blockiert werden. Denn auf technischer Ebene ist in den vergangenen Jahren viel geschehen. Diese Entwicklung ist so dynamisch, dass die Industrie befürchtet, eng gefasste Gesetzestexte könnten die Entwicklung behindern.
Konnte die erste Generation der Schnittstelle angeschlossene Geräte gerade einmal mit maximal 2,5 Watt versorgen, wurde die maximale Leistung mittlerweile auf 240 Watt erhöht. Die maximal Datenübertragungsrate hat sich sogar um mehr als das 3.000-fache auf 40 Gigabit pro Sekunde erhöht.
Könnten Gesetze hier eher bremsen?
Solche Werte machen USB zur ultimativen Schnittstelle. Arbeitnehmer können etwa ihren Dienst-Laptop im Büro einfach anstöpseln und alle Zusatzgeräte vom hochauflösenden Bildschirm bis zum Drucker sind automatisch verbunden.
Mehr noch: Über Power Delivery können die Monitore sogar den Laptop mit Strom versorgen, so dass sogar dieses Netzteil unnötig wird. So eine technische Vielfalt lässt sich schwer in ein europäisches Gesetzwerk fassen.
Auch Akkuschrauber und Gartenscheren bekommen einen USB-C-Anschluss
Diese Flexibilität lockt immer mehr Gerätehersteller jenseits des Smartphone- und Computer-Marktes an. So bietet zum Beispiel Bosch in seinem Sortiment für Heimwerker bereits Akkuschrauber, Heißklebepistolen und sogar Gartenscheren mit USB-C-Anschluss an.
Der Vorteil - so verspricht Bosch: Die Kunden können ihre Geräte im Prinzip auch mit ihrem Smartphone-Netzteil aufladen. "Einen Schlagschrauber, der direkt über USB-C versorgt wird, wird es nach unserer Einschätzung - jedenfalls in naher Zukunft - aber nicht geben", erklärt Stefan Rübenacke, Leiter der Akku-Entwicklung bei Bosch Power Tools. "Dazu ist die Leistung zu gering."
Ein besonders ungeduldiger Bastler hat inzwischen auch gezeigt, dass das iPhone prinzipiell schon heute USB-fähig ist. Der Schweizer Student Ken Pillonel hat in monatelanger Kleinarbeit ein iPhone X mit einer voll funktionsfähigen USB-Schnittstelle ausgerüstet. Die Kuriosität kam an: Auf Ebay erlöste die Bastelarbeit im November 86.001 US-Dollar.
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