Ökonom im ZDF: "Jobs sind weggefallen - und neue entstanden"

    Interview

    Jobkiller oder Chance?:Experte: So wird KI die Arbeitswelt verändern

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    Ist Künstliche Intelligenz ein Jobkiller? Ökonom Jens Südekum glaubt, die Arbeitswelt werde sich natürlich ändern – es werde aber "für Menschen weiterhin genug zu tun geben".

    Krankenpfleger, Bankkaufleute, Verkäuferinnen - welche Jobs werden künftig noch "sicher" sein? Die digitale Transformation wird die Arbeitswelt verändern. Aber Angst vor drohender Massenarbeitslosigkeit muss nicht sein, meint Ökonomie-Experte Jens Südekum.
    Sehen Sie oben das vollständige Interview und lesen Sie hier das Gespräch in Auszügen:
    Das sagt Experte Südekum dazu...

    ...dass KI vielleicht mehr Jobs überflüssig macht als neue schafft:

    "Die ehrliche Antwort ist, wir können es noch nicht so genau sagen. weil diese Technologie relativ neu ist. Sie ist noch nicht so weit verbreitet. Es wird dauern, was die Auswirkungen betrifft. Aber wenn man extrapoliert von vergangenen technologischen Sprüngen her, etwa der Robotik oder Computerisierung. Dann ist es immer so gewesen dass es sich die Waage gehalten hat. Es sind Jobs weggefallen, aber es sind neue Jobs entstanden. Mindestens im gleichen Ausmaß. Bei KI ist das sicher nicht anders".
    Ein Roboter auf der Messe in Hannover, Hannover 16.04.2023
    Klimawandel, hohe Energiepreise, Fachkräftemangel – die Herausforderungen für die Industrie sind groß. Die Hannover Messe zeigt: Künstliche Intelligenz bietet innovative Lösungen. 16.04.2023 | 2:38 min

    ...dass KI auch Berufs-Verlierer erzeugten wird:

    "Grundsätzlich ist das das Bild, was kommen könnte. Wir haben einerseits wegbrechende Stellen, vielleicht also Arbeitslosigkeit, dann aber im anderen Segment hängeringenden Fachkräfte-Mangel. Und dann ist es nicht so leicht, die Menschen von A nach B zu bringen, was große Umschulung bedeuten würde.
    Was man aber gesehen hat: als die Roboter kamen, ist es gelungen, dass da Arbeitsplätze stabil gehalten wurden und Menschen, die vorher in der manuellen Produktion beschäftigt waren, hinterher ganz andere Dinge gemacht haben: Wartung, Marketing, ganz andere Dinge - und die Jobs sind stabil geblieben. Ob das bei KI so ist, das müssen wir leider noch abwarten".
    [Künstliche Intelligenz im Alltag: Wo Bots und intelligente Software drin sind]

    ...dass KI auch neue Job-Chancen eröffnet:

    "Ich glaube, das geht in vielen Bereichen, wo es Routine-Tätigkeiten gibt, die relativ gut und einfach automatisiert werden können,  im Bankenwesen, im Versicherungswesen, im Journalismus vielleicht.
    Das Muster ist ja dann, bei Berufen, die aus vielen Tätigkeiten zusammengesetzt sind, dass dort die langweiligen Routenarbeiten automatisiert werden können. Dafür können die Menschen mehr Energie auf die Dinge verwenden, mehr Zeit auf die Berufssachen, die spontaner, interaktiver sind. Und dadurch kann in vielen Bereichen ein viel besseres Produkt herauskommen".

    ...forscht zu Fragen des internationalen Handels und der Regionalpolitik. Er ist Professor an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf und am Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE). Er berät die Bundesregierung auf dem Gebiet Künstliche Intelligenz.

    ...wie die Transformation durch KI gelinge kann:

    "Ich glaube, das wichtigste ist, einen Rahmen für Umschulungen und Weiterbildungen aufzubauen. Eben genau für den Fall, dass einerseits im Arbeitsmarkt Jobs wegfallen und andererseits Menschen gesucht werden. Da muss man schauen, wie bekomme ich die Beschäftigten von A nach B. Und wenn das im Unternehmen funktioniert, dann war es einfach eine firmeninterne Weiterbildung".
    Schwieriger wird es da, wo im Strukturwandel ein ganzes Unternehmen verschwinden und sich die Frage stellt, wie schafft man es, die Umschulung so zu organsieren, dass die Beschäftigten nicht durch ein "Tal der Tränen" gehen müssen, durch eine längere Phase der Arbeitslosigkeit?
    Das ist nicht einfach, doch die demographische Entwicklung in Deutschland spielt uns ganz gut in die Karten. Wir haben ja nunmal ein akutes Problem des Fachkräftemangels, in das wir reinkommen werden. Auch wenn Jobs wegfallen durch KI oder andere Prozesse, haben die, die es betrifft, gute Chancen, wieder Arbeit zu finden - und nicht nur eine Arbeit, sondern eine gut bezahlte Arbeit".
    Das Interview führte ZDF-heute-journal-Moderatorin Dunja Hayali
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