Millionen Klicks in kürzester Zeit - der Hashtag #Männerwelten geht viral. Während viele Männer über den Inhalt geschockt sind, ist für Frauen Belästigung oft Alltag.
Es sei die "vielleicht gruseligste, aber nötigste Ausstellung der Welt". So kündigt Journalistin Sophie Passmann gestern Abend #Männerwelten an. Eine Ausstellung, in der die Exponate Penis-Fotos, sexistische Nachrichten und Kleidungsstücke sind, die Frauen getragen haben als sie vergewaltigt wurden.
Beitrag wird millionenfach geklickt
Das enorme Echo scheint Passmann Recht zu geben. Das Video wurde bereits millionenfach geklickt. Der Hashtag klettert in kürzester Zeit auf Platz 1 der Twitter-Trends. Vielleicht, weil das Gesehene für viele ein Skandal ist. Vor allem aber auch, weil #Männerwelten zur PrimeTime um 20:15 auf ProSieben läuft. Zu einer Zeit, in der die Zuschauer eigentlich mit den Moderatoren Joko und Klaas vor der Kamera rechnen.
Hier ist das Video zur Sendung auf Twitter nochmal zum Anschauen:
Stattdessen begrüßt Journalistin Sophie Passmann das Publikum und führt 15 Minuten lang durch eine Ausstellung, in der Frauen schonungslos von ihren Erfahrungen mit sexueller Belästigung und Missbrauch berichten. Selten wird dem Thema eine so große Plattform gegeben.
Palina Rojinski präsentiert "Penis-Galerie"
Der erste Punkt der Ausstellung ist die Enthüllung zahlreicher "Dick-Pics", eine umgangssprachliche Bezeichnung für Fotos, die Männer von ihren Penissen machen. Die Moderatorin Palina Rojinski hat zahlreiche dieser Fotos gesammelt, die Männer Freundinnen und ihr auf sozialen Kanälen geschickt haben. "Ich find’s einfach unter aller Sau und ich finde das verstörend und ich finde das grenzt an virtuellen Missbrauch", kommentiert Rojinski die Penis-Galerie.
Als nächstes lesen die Moderatorinnen Jeannine Michaelsen, Visa Vie und Model Stefanie Giesinger Kommentare vor, die Männer unter Videos von ihnen geschrieben haben. Allesamt beleidigend und sexistisch. Laut Passmann sind unter Videos von weiblichen Influencerinnen im Schnitt 16 von 100 Kommentaren sexistisch - bei männlichen Influencern hingegen null.
Jede dritte Frau betroffen
Jeannine Michaelsen sagt dazu gegenüber dem ZDF: "Ich hab aufgehört zu zählen, wie oft ich 'Jetzt sei doch nicht so empfindlich, das war doch nur ein dummer Spruch' gehört hab." Dass der #Männerwelten jetzt das Internet flutet, empfindet Michaelsen als dringend notwendig. Sie selbst wolle, dass ihre Tochter und alle anderen Mädchen und Frauen nicht mit denselben Dingen zu kämpfen hätten wie sie. "Wir können erst was verändern, wenn wir erkennen, was schief läuft", sagt Michaelsen.
Ein Bewusstsein dafür, wie viele Frauen tatsächlich schon sexuelle Belästigung und Missbrauch erfahren haben:
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"Was hattest du an?"
Im Video sagt Sophie Passmann außerdem, dass jede zweite Frau in ihrem Leben sexuelle Belästigung erlebt hat. Dabei stützt sie sich auf die Ergebnisse einer bundesweiten Studie des Familienministeriums von 2004, der zufolge 58 Prozent der Frauen in Deutschland Formen von sexueller Belästigung und 42 Prozent Formen von psychischer Gewalt erlebt haben.
Männerwelten endet, indem die Kamera durch einen Raum führt, in dem Outfits von Frauen präsentiert werden, die sie bei ihren Vergewaltigungen getragen haben. Dazu Stimmen der Opfer. Die Kamera endet bei einem Schlafanzug. Dazu der Text:
Das Video wird im Netz millionenfach geteilt. Sophie Passman schreibt auf Instagram, dass sie noch nie so wenige unfreundliche Nachrichten nach einem feministischen Beitrag bekommen habe. Das liege vor allem daran, dass es die Macher geschafft hätten, nicht wie ein "feministisches Proseminar" zu klingen.
Eine Sammlung an Reaktionen zum Video #Männerwelten auf Twitter: