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Digitale Selbstverteidigung : Anonymisierungs-Werkzeug Tor wird 25

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Ende 1995 begann die Arbeit an einem legendären Militärforschungsprojekt: dem heutigen Anonymisierungs- und Darknet-Werkzeug Tor. Die Technologie steckt voller Widersprüche.

Anonymes Surfen mit dem Internetbrowser Tor
Tor ermöglicht anonymes Surfen im Internet.
Quelle: imago/Addictive Stock

Irgendwann im November oder Dezember 1995 war es, erinnerte sich der US-Mathematiker Paul Syverson. Von da an tüftelte er an einem Projekt zur Anonymisierung im Internet. Syverson war Mathematiker an einem Forschungsinstitut der US-Marine, dem Naval Research Laboratory.

Auf seiner Webseite hat er die frühen Jahre dokumentiert. Der ursprüngliche Zweck von Tor war, Regierungs- und Geheimdienstkommunikation zu verschleiern. [Was Sie selbst für Ihren digitalen Datenschutz tun können, lesen Sie hier.]

Mit Tor gegen staatliche Überwachung

Heute gilt Tor als wichtigster Gegenspieler staatlicher Überwachung und Edward Snowden ist sein größter Fan. Mit dem kostenlos verfügbaren Tor-Browser kann man anonym im Netz surfen.

Ruft man eine Webseite auf, schickt Tor die Anfrage über drei zufällig ausgewählte Tarnstationen ans Ziel. Auch das Darknet, das versteckte und unzensierbare Webseiten ermöglicht, basiert auf Tor.

Tor öffnet sich für die Gesellschaft

Einige Jahre nach Syversons Tüfteleien war Tor gesellschaftlich geöffnet worden. Die Software wurde freigegeben und es wurden zivile Nutzerinnen und Nutzer zugelassen. Syverson übergab die Führung des Projekts an zwei Absolventen des renommierten Massachusetts Institute of Technology.

Roger Dingledine war einer von ihnen. In einem Vortrag auf der Berliner Konferenz Wizard of OS im Jahr 2004 erläuterte er, wieso die paradox wirkende Öffnung des Militär-Forschungsprojekts notwendig war.

Unverfänglicher Datenverkehr benötigt

Man brauchte unverfänglichen Datenverkehr: "Die US-Regierung kann nicht ein Anonymisierungssystem für jedermann betreiben und es dann nur selbst nutzen. Jedes Mal, wenn es eine Verbindung gibt, würden die Leute dann sagen: 'Oh, da ist noch ein CIA-Agent, der sich meine Webseite anschaut.'"

Im Jahr 2006 wurde die Nicht-Regierungsorganisation Tor Project gegründet. Seitdem koordiniert sie die weitere Entwicklung.

Problem: Die Finanzierung hinter Tor

Ein Blick in die Jahresberichte des Projekts zeigt jedoch eine historische Kontinuität, die wie ein schlechter Scherz anmutet: Lange Zeit stammten zwischen 80 und 90 Prozent des Budgets von Tor aus staatlichen US-amerikanischen Quellen, vom Verteidigungsministerium, dem Außenministerium, dem Auslandssender Radio Free Asia und der Forschungsförderung National Science Foundation.

Diese Konstellation sorgt traditionell für Spott, Verschwörungstheorien und Kopfschütteln. Schon länger verspricht die Organisation, die Abhängigkeit zu reduzieren.

Vor Kurzem hat das Tor Project seinen jüngsten Jahresbericht veröffentlicht. Der Bericht, der sich auf den Zeitraum von Juli 2018 bis Juni 2019 bezieht, zeigt: Dem Tor Project ist ein kleiner Durchbruch gelungen. Von den Einnahmen in Höhe von 4,9 Millionen US-Dollar kamen 40 Prozent von US-amerikanischen staatlichen Quellen - erstmals war es weniger als die Hälfte.

Widersprüchliche Anonymisierungs-Technologie

Man könnte sagen: Mit 25 Jahren ist Tor ein bisschen erwachsen geworden. Noch immer stehen aber dringende Hausaufgaben an. In verschiedenen Bereichen ist Tor voller kaum vereinbarer Widersprüche.

Zum einem ist da das Darknet, das auf Tor basiert. Das Darknet ist ein politisch wichtiger Ort, der vor Überwachung und Zensur schützt, es ist aber auch ein Ort schlimmster Verbrechen. Auf Missbrauchsforen tauschen Pädokriminelle größtenteils ungestört Bilder und Videos des Missbrauchs von Kindern aus.

Debatte über Selbstregulierung

Es ist technisch nicht möglich, Darknet-Adressen zu löschen oder zu sperren. In der Tor-Organisation wird immer wieder diskutiert, ob es eine inhaltliche Selbstregulierung geben sollte, bis jetzt hat man sich aber nicht dazu durchringen können.

Zum anderen ist es zwar ein Durchbruch, dass weniger als die Hälfte des Budgets von staatlichen Quellen kommen. Für ein Projekt, das als wichtigster Gegenspieler von Überwachung gilt, sind aber auch "nur" 40 Prozent Finanzierung durch einen überwachungswütigen Staat ganz schön viel.

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