In den Sozialen Netzwerken werden millionenfach Videos des Krieges in der Ukraine geteilt - häufig auch Fake-Videos. ZDFheute zeigt, worauf Sie achten müssen.
Seit dem Einmarsch russischer Truppen in die gesamte Ukraine kursieren diverse Videos im Internet. Welche Strategien bei der Überprüfung helfen.
Videos, die russische Panzerkolonnen zeigen, Raketeneinschläge in Wohnhäuser, Bombenexplosionen - seit Tagen beherrschen solche Clips zum Krieg in der Ukraine die Sozialen Netzwerke.
Doch viele der Videos stammen gar nicht aus der Ukraine, manche sind Jahre alt, wurden in einem völlig anderen Zusammenhang aufgenommen - oder zeigen gar Ausschnitte aus Computerspielen, wie Bloomberg berichtet. Bevor Sie Falschinformationen weiterverbreiten: Halten Sie inne, versuchen Sie selbst einzuschätzen, ob das Video überhaupt echt sein kann.
In obigem Video erklären wir an einem konkreten Beispiel, worauf Sie achten müssten. Folgende Fragen sollten Sie sich stellen, wenn Sie ein Video überprüfen möchten:
1. Aus welcher Quelle stammt das Video?
Als allererstes: Überprüfen Sie die Quelle des Videos. Stammt es aus dem Account eines renommierten Nachrichtenportals, eines bekannten Experten oder Journalisten? Ist der Account verifiziert, hat er also ein blau-weißes Abzeichen, mit dem verifizierte Nutzerkonten in Sozialen Netzwerken gekennzeichnet werden? Wenn Ihnen die Quelle nichts sagt: Googeln.
Auch wichtig: Schauen Sie, was der Account früher gepostet hat und wie viele Follower er hat. Hat ein Account nur wenige Follower: Besser misstrauisch sein. Und überprüfen Sie: Was schreiben andere Nutzer unter das Video - finden sich in den Kommentaren vielleicht bereits Hinweise, dass das Video nicht authentisch ist?
2. Wann wurde das Video aufgenommen?
In den Sozialen Netzwerken wimmelt es von Kriegs-Videos, die angeblich aus der Ukraine stammen - tatsächlich aber Jahre alt sind und in einem ganz anderen Zusammenhang aufgenommen wurden. Drei Beispiele:
- Twitter-Videos, in denen Kampfjets zu Sirenengeheul über ein Wohngebiet fliegen - angeblich in der Ukraine - zeigen in Wirklichkeit eine Flugshow in Tuschino bei Moskau im Jahr 2020.
- Ein weit verbreitetes Video, das die Explosion einer Vakuum-Bombe in der Ukraine zeigen soll, stammt aus dem Jahr 2019 und wurde vermutlich in Syrien aufgenommen.
- Ein Video aus dem Jahr 2016, das russische Fallschirmspringer bei einem Training in Russland zeigt, wurde ebenfalls dem aktuellen Ukraine-Konflikt zugeordnet. Dieses Video wurde selbst von etablierten Medien im Zusammenhang mit der Ukraine verwendet.
Doch mit einer einfachen Bilder-Rückwärtssuche hätte man herausfinden können, dass die Videos alt sind: Dazu muss man einen Screenshot von markanten Stellen des Videos in die Bilder-Suche von Suchmaschinen wie Google (inkl. Google-Lens), Bing oder Yandex hochladen (dazu auf das Kamera-Symbol im Suchfeld klicken). In den Suchergebnissen zeigt die Suchmaschine dann Seiten an, die dieses Foto oder Video ebenfalls enthalten. Mit etwas Glück fällt ein möglicher Schwindel sofort auf.
Bei Youtube-Videos hilft die Website "DataViewer" von "Amnesty International": Gibt man die Adresse eines Youtube-Videos ein, bekommt man eine Reihe von Screenshots aus dem Video angezeigt, die bereits automatisch mit einer Bilder-Rückwärtssuche bei Google verknüpft sind.
Das Team von ZDFheuteCheck kümmert sich um Faktenchecks, insbesondere bei Breaking News. Ein Blick hinter die Kulissen mit Faktenchecker Oliver Klein.
Wo wurde das Video aufgenommen?
Um diese Frage zu beantworten ist es hilfreich, Vergleichsfotos oder -videos zu haben. Diese finden sich beispielsweise bei Google oder Yandex unter Maps ("Streeview" bzw. "Street Panoramas and Photos"), in der 3D-Ansicht von Google Maps, auch Satelliten-Bilder der Suchmaschinen (bei Bing: "Luftbild") können herangezogen werden. Auch der Kartendienst "Mapillary" liefert Bildmaterial, wenn es bei den Suchmaschinen keines gibt.
Vergleichen Sie die Bild-Inhalte, achten Sie auf markante Gebäude, Schilder, Bäume, Berge - jedes Detail kann hilfreich sein, um herauszufinden, ob ein bestimmtes Foto in einer bestimmten Gegen gemacht worden sein kann. Oft gibt es bereits Videos im Internet, die das selbe Ereignis aus einer anderen Perspektive zeigen.