Verkehrskontrollen aus der Luft - per Drohne

    Neue Technologie:Verkehrskontrollen aus der Luft – per Drohne

    |

    In anderen europäischen Ländern sind sie schon seit Jahren im Einsatz: Drohnen zur Verkehrsüberwachung. In Deutschland nutzt sie so bislang nur Brandenburg.

    Blick auf die Autobahn
    Die Polizei in Brandenburg arbeitet als einzige in Deutschland mit Drohnen.
    Quelle: Polizei Brandenburg

    2019 flog erstmals eine Drohne über der A12 und dokumentierte die Abstände zwischen Fahrzeugen. Anfangs waren die Einsätze selten, mittlerweile werden solche Kontrollen monatlich durchgeführt - mit Erfolg, wie Pressesprecher Roland Kamenz von der Polizeidirektion Ost in Frankfurt (Oder) mitteilt.
    "Wir hatten in der Vergangenheit schwere Verkehrsunfälle auf diesem Abschnitt, oftmals in Folge von Abstandsunterschreitungen." Seit die Polizei mit Drohnen kontrolliert, seien die Verstöße weniger geworden, die eingehaltenen Abstände dagegen größer, stellt er zufrieden fest.
    Drohne
    Die Drohnen helfen insbesondere beim Messen der Geschwindigkeit.
    Quelle: Polizei Brandenburg

    Kontrollen sprechen sich bei Lastwagenfahrern herum

    Auch wenn sich die Luftkontrollen schnell über Funk bei den Brummifahrern herumsprechen - die Abstände werden seitdem nicht nur an den Kontrolltagen eingehalten, sagt Kamenz.
    Die A12 ist eine wichtige Ost-West-Achse und gilt als Tor zu Osteuropa. Entsprechend ist der gewerbliche Transitverkehr dort besonders hoch. Auf Hinweisschildern wird in verschiedenen Sprachen auf den Mindestabstand von 50 Metern hingewiesen.

    Messungen von Drohnen sind genauer als aus dem Videowagen

    Die Kontrollen laufen so ab: Kollegen von der Bereitschaftspolizei führen die Messungen in der Luft durch und informieren bei einem Verstoß per Funk die Kollegen im Einsatzwagen oder auf dem Motorrad. Es wird sofort sanktioniert, nicht erst nach Wochen. So sei der "erzieherische Wert"der Kontrollen deutlich höher, sagt Kamenz.
    Die Messungen aus der Luft sind exakter als die aus dem Videowagen. Anhand der Fahrspuren wird der Abstand genau dokumentiert. Die Polizei hat bei Einführung der neuen Technologie mit der Bußgeldstelle und dem zuständigen Amtsgericht entlang des Kontrollgebietes kooperiert. Das Fazit ist nach knapp zwei Jahren eindeutig: Die Kontrollen sind effektiv und bringen die erhoffte Wirkung.
    Fahrzeug wird anvisiert und in die Messstrecke begleitet
    Das Fahrzeug wird anvisiert und in die Messstrecke begleitet.
    Quelle: Polizei Brandenburg

    Polnische Polizei flächendeckend mit Drohnen ausgestattet

    Davon hat sich auch das Nachbarland Polen überzeugt. Anders als in Deutschland, wo die neue Technologie - meist aus datenschutzrechtlichen Gründen - kaum eingesetzt wird, ist die polnische Polizei seit etwa einem Jahr flächendeckend mit Drohnen ausgestattet und geschult, teilt Robert Opas von der Hauptpolizeiwache in Warschau mit.
    In den vergangenen acht Monaten wurden etwa 3.500 Verstöße geahndet. Der Drohneneinsatz in der Verkehrsüberwachung ist in Polen vielfältig. Neben Abstandsmessungen werden auch Rotlichtverstöße, das Überfahren von durchgezogenen Linien, Missachtung von Stoppschildern, das Überholen an Fußübergängen, Nutzung vom Telefon am Steuer und auch illegale Autorennen geahndet.

    Fahrer oft überrascht von Aufnahmen

    "Unser Hauptaugenmerk liegt vor allem auf der Sicherheit der Fußgänger", sagt Opas. Die Kontrollen werden daher meist an Schnellstraßen und stark befahrenen Kreuzungen durchgeführt.
    Wie in Deutschland fangen in Polen die Kollegen die Fahrer direkt nach der Tat ab. Diese seien oft überrascht, sagt Opas, hätten aber nach der Konfrontation mit dem eindeutigen Videomaterial dann nichts mehr entgegenzusetzen.
    Eine Drohne vor einem Waldstück in Australien
    Mit neuster Technik und innovativer Forschung werden in Australien Bäume gepflanzt. Das Ziel: nicht nur neue Ökosysteme schaffen, sondern auch den Klimawandel bekämpfen.19.03.2021 | 5:43 min

    ADAC noch nicht ganz überzeugt von Einsatz

    In Deutschland werden Drohnen meist bei der Vermisstensuche oder der Unfalldokumentation benutzt, jedoch nicht bei der Verkehrsüberwachung. Das Bayerische Innenministerium verfolgt allerdings mit Interesse die Arbeit der Kollegen in Brandenburg und prüft mögliche Einsatzfelder in diesem Bereich.
    Probleme gebe es derzeit noch bei der gerichtsverwertbaren Beweisführung sowie Ablesung von Kennzeichen aus der Luft. Der ADAC sieht zwar Vorteile durch den vielseitigen Einsatz von Drohnen in der Verkehrsüberwachung, warnt aber vor einer anlasslosen Überwachung:

    Es handelt sich absolut um Zukunftsmusik, weil es derzeit für den Einsatz solcher Drohnen keinerlei Rechtsgrundlagen gibt.

    ADAC-Sprecher Alexander Schnaars