"Wir haben gekämpft, aber einige unglückliche Entscheidungen getroffen. Da waren wir ein bisschen zu naiv", sagte Bundestrainer Christian Prokop in der ARD nach dem 25:26 (9:8) gegen den Olympiasieger Dänemark. Wenn die DHB-Auswahl nun am kommenden Mittwoch (20:15 Uhr/ZDF) das abschließende Hauptrunden-Duell mit Spanien gewinnt, könnte das unter Umständen noch für die nächste Runde reichen. Dafür ist die DHB-Auswahl aber auf Schützenhilfe angewiesen (siehe unten).
Der über weite Strecken gute Auftritt gegen die Dänen sollte Mut machen, erst in der Schlussphase musste sich die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) trotz sechs Toren von Julius Kühn geschlagen geben. "Es ist das kleine bisschen Etwas, was am Ende gefehlt hat", sagte der nachnominierte Linksaußen Rune Dahmke im ZDF.
Nervöser Angriff
Nervös, verunsichert, fehlerhaft - dem deutschen Angriff gelang in der Anfangsphase kaum etwas. Kapitän Uwe Gensheimer gelang der erste Treffer zum 1:2 erst nach 9:04 Minuten. Die vom bärenstarken Finn Lemke glänzend organisierte Abwehr war hingegen im Zusammenspiel mit dem sehr guten Torhüter Andreas Wolff der große Trumpf. Die deutsche Defensive trieb den dänischen Angriff um Topstar Mikkel Hansen zur Verzweiflung. An Lemke, Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler kamen die Dänen kaum einmal vorbei. Das erste Tor aus dem Rückraum gelang dem zweimaligen Europameister erst in der 21. Minute.
Beflügelt durch die starke Abwehrleistung kam auch mehr Schwung in den deutschen Angriff. Der Kieler Steffen Weinhold sorgte beim 7:6 (25.) für die erste Führung des DHB-Teams. Auch der bisher im Turnierverlauf so enttäuschende Kühn zeigte sich verbessert und erzielte in der ersten Halbzeit drei Treffer. Prokop ballte bei gelungenen Aktionen an der Seitenlinie immer wieder die Faust.
Großer Kampfgeist
Im zweiten Durchgang, in dem Prokop auf den am Knie verletzten Spielmacher Paul Drux verzichten musste, wurde es torreicher. Es blieb aber ausgeglichen (15:15/41.), kein Team setzte sich ab. Im Angriff agierten die Bad Boys nun mit mehr Selbstvertrauen.
Dennoch geriet die DHB-Auswahl erstmals mit drei Toren in Rückstand (20:23/54.). Ein Treffer von Wolff ins leere Tor der Dänen brachte das deutsche Team wieder auf ein Tor heran (23:24/58.). Trotz großen Kampfgeists reichte es aber nicht mehr für die Wende. Weiterer Wermutstropfen ist der mögliche Ausfall von Drux: Eine MRT-Untersuchung soll Aufschluss über die Schwere seiner Knieverletzung geben.
Der Weg ins EM-Halbfinale
Der klare Erfolg der Spanier im Duell mit Mazedonien (31:20) lässt der DHB-Auswahl trotz der Pleite noch eine Hintertür ins Halbfinale offen. Allerwichtigste Voraussetzung: In der Neuauflage des EM-Endspiels von 2016 muss am Mittwoch (20:15 Uhr/ZDF) ein Sieg über Spanien her. Doch das alleine reicht noch nicht, um wie erhofft in die Runde der besten Vier einzuziehen. Denn die Mazedonier dürfen zugleich aus ihren abschließenden beiden Gruppenspielen gegen Tschechien und Dänemark nicht vier Punkte holen. Und selbst dann gibt es noch Unwägbarkeiten in der deutschen Hochrechnung.
Gewinnt Spanien nämlich am Dienstag gegen Slowenien nicht, würde dies die Konstellation vor dem Gruppenfinale noch einmal grundlegend verändern. Dann würde Deutschland selbst bei einem Erfolg gegen die Iberer aus dem Medaillenrennen ausscheiden, wenn Mazedonien aus den Spielen gegen Tschechien und Dänemark nur drei Punkte holt.
Prinzip Hoffnung
Im deutschen Lager regiert das Prinzip Hoffnung. "Wir haben ein ganz anderes Gesicht und ein tolles Spiel gezeigt", sagte Torwart Andreas Wolff. "Wenn wir unser eigenes kleines Endspiel ums Halbfinale bekommen, bin ich optimistisch, dass wir das schaffen." Ähnlich zuversichtlich äußerte sich DHB-Vizepräsident Bob Hanning: "Wir werden Spanien schlagen. Das verspreche ich."