Der Ferrari-Pilot rutschte in Führung liegend 15 Runden vor Schluss ins Kiesbett und verpasste so den ersten Sieg bei seinem Heimrennen. Als Zweiter hinter Hamilton machte der Finne Valtteri Bottas einen Mercedes-Doppelerfolg perfekt. Dritter wurde dessen Landsmann Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari. Hamilton liegt in der WM nun 17 Punkte vor Vettel. "Ich habe es versaut! Ich habe es versaut! Entschuldigung, Jungs", funkte ein untröstlicher Vettel nach seinem Fehler zur Ferrari-Box.
Optimaler Start vor mehr als 70.000 Zuschauern
Dabei startete Vettel aus einer idealen Ausgangsposition ins 77. Rennen der Motorsport-Königsklasse in Deutschland. Dank seiner fünften Pole in diesem Jahr - Nummer 55 in seiner Karriere insgesamt - ging der viermalige Weltmeister als Führender in den Grand Prix. Vettel kam bestens weg und ließ auch Hamiltons Mercedes-Teamkollegen Bottas auf Position zwei weiter hinter sich. Nach und nach baute Vettel seinen Vorsprung auf den Finnen aus. Den deutschen Fans unter den 71.000 Zuschauern nicht zuletzt im Motodrom, einem Streckenabschnitt mit Kribbel-Faktor, gefiel das. Vettel natürlich auch, schließlich liegt seine Geburtsstadt Heppenheim nur knapp 50 Kilometer entfernt. Der Vertrag für den Hockenheimring läuft nach diesem Grand Prix allerdings aus. 2019 gibt es dort kein Rennen. Ob es 2020 wieder weitergeht, ist fraglich.
Nach vorne ging es indes für Hamilton. "Wie immer werde ich so fahren, als ob mein Leben davon abhinge", hatte er vor dem Start gesagt. Wie schon vor zwei Wochen bei seinem Heimrennen in Silverstone war eine Aufholjagd gefragt. Nachdem Hamilton in England durch einen Startrempler mit Kimi Räikkönen weit zurückgefallen war, schoss der Brite mit seinem Silberpfeil regelrecht durchs Feld und kam noch auf Platz zwei. Diesmal hatte den Titelverteidiger schon in der Qualifikation ein Hydraulik-Problem ausgebremst. Von Rang 14 musste Hamilton ins elfte Saisonrennen gehen.
Hamilton macht Platz um Platz gut
Quelle: ap
"Der Plan ist, Sebastian zu schnappen", sagte der 33-Jährige, bevor die Roten Ampeln erloschen. Und Hamilton machte Platz um Platz gut. Nach 14 Runden lag er schon auf Rang fünf. An der Spitze fuhr Vettel einen souveränen Grand Prix, der 31-Jährige bestimmte das Tempo. In Runde 26 ließ er sich an seinem Ferrari eine frische Reifenmischung aufziehen. Vettel kam hinter Teamkollege Räikkönen auf die Strecke, blieb aber vor dem Fünften Hamilton. Für Daniel Ricciardo war kurz danach das Rennen schon beendet. Der zweimalige Saisonsieger musste seinen Red Bull auf Platz sechs liegend wegen eines Motorschadens vorzeitig abstellen. Es war schon sein vierter Ausfall in diesem Jahr.
Nachdem auch Ricciardos Stallrivale Max Verstappen an die Box gekommen war, übernahm Räikkönen die Führung vor Vettel. Dahinter lag Hamilton, der im Gegensatz zum Scuderia-Duo noch keinen Reifenwechsel hatte. "Das ist bescheuert, ich verliere Zeit", klagte Vettel über Funk, dass er Räikkönen hinterherfahren musste und seine Reifen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Eine Sekunde könne er schneller fahren als der Finne, versicherte der Deutsche. "Kimi, du bist auf einer anderen Strategie unterwegs, und wir hätten gerne, dass du Seb nicht aufhältst", beschied die Ferrari-Box. In Runde 39 war Vettel dann vorbei und lag wieder auf Rang eins. Kurz darauf bekam Hamiltons Wagen frische Reifen.
Hektik in der Schlussphase
Für Spannung in der Schlussphase sorgte zunächst einsetzender Regen. Reinkommen an die Box zum erneuten Reifenwechsel oder doch draußen bleiben? Das war die Frage. An Vettels Ferrari flog ein Teil des Frontflügels ab. Es wurde richtig hektisch. Zu allem Übel für die deutschen Formel-1-Fans rutschte Vettel in der Schlussphase dann in die Leitplanke. Was für eine Enttäuschung! Nach einer Safety-Car-Phase fuhr Hamilton den unverhofften Sieg ein.