IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi ist tot - doch die islamistische Ideologie lebt weiter. Der IS könnte trotz dem Tod seines Führers vor einem Comeback stehen.
Der Tod von Abu Bakr al-Bagdadi, der sich mit einer Sprengstoffweste selbst tötete, ist ein großer Erfolg für das amerikanische Kommando für Spezialoperationen. Er wird Präsident Donald Trump, der die Freigabe für die Geheimoperation vor rund einer Woche erteilt hatte, im Wahlkampf helfen, weil er den Sieg über den IS für sich reklamieren wird.
Die Ideologie lebt weiter
Aber der IS ist genauso wenig besiegt wie Al-Kaida. Die Ideologie, auf der beide Gruppen basieren, lebt weiter und findet neuen Zulauf in Afghanistan, Irak, Syrien, Libyen, Somalia, Jemen und weiten Teilen des Maghreb. Mehrere hundert, vielleicht sogar Tausende von IS-Terroristen sind aus den Lagern in Syrien entkommen, unter ihnen möglicherweise auch ein neuer Anführer, der Al-Bagdadi nachfolgen und die zunehmend instabile Lage in Irak und Syrien nutzen könnte.
In der jüngsten Ausgabe des Propaganda-Newsletter des IS "Al-Naba" und auf dem Messenger-Dienst Telegram werden die befreiten Gefangenen als Startpunkt für das Wiedererstarken des IS gefeiert. Genau solch ein Comeback befürchten auch amerikanische und europäische Nachrichtendienste - unabhängig vom Tod Al-Bagdadis.
Dieser wurde schon mehrfach totgesagt, die Grundstruktur des IS funktionierte dennoch weiter. Der Tod des selbsternannten "Kalifen" ist ein Erfolg für die USA, ein Sieg über die islamistische Ideologie ist das nicht.
Terrorismus-Experte Elmar Theveßen leitet das ZDF-Studio in Washington.