Andrea Nahles tritt zurück: Neben dem Partei- und Fraktionsvorsitz legt sie auch ihr Bundestagsmandat nieder. Die politische Szene zollt Respekt und mahnt einen besseren Umgang an.
Der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei, Dietmar Bartsch, spricht Andrea Nahles seinen Respekt für ihre Entscheidung aus. "Hochachtung vor Andrea Nahles. So brutal darf Politik nicht sein. Vielleicht denken wir darüber alle einfach nur nach."
Nahles' Parteigenosse Michael Roth dankt der Politikerin für ihren Einsatz - und nennt den Umgang mit ihr "schändlich":
Auch die Grünen sprechen der abtretenden SPD-Partei- und Fraktionschefin ihre Hochachtung aus. "Respekt, dass Andrea Nahles hier eine klare Entscheidung trifft", erklären die Parteivorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck. "Wir hoffen, dass die SPD rasch ihre Personalfragen klärt und sich dann mit neuer Kraft auf ihre Aufgaben konzentrieren kann."
Karl Lauterbach: Andrea Nahles hat "auch Fehler gemacht"
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach gibt zu bedenken, dass Andrea Nahles, "wie alle von uns", auch Fehler gemacht hat, dankt der Kollegin jedoch gleichzeitig für ihr "maßgebliches" Mitgestalten der Sozialpolitik in den letzten Jahren.
Olaf Scholz fordert die SPD zur Einheit auf
Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) bedauerte den Rücktritt von Nahles. "Das Land und die SPD haben Andrea Nahles viel zu verdanken", sagte der Finanzminister. In schwierigen Zeiten habe sie die Verantwortung übernommen und den Erneuerungsprozess in der Partei begonnen. "Die SPD befindet sich nicht erst seit der Europawahl in einer schwierigen Lage - wichtig ist daher, dass wir zusammenbleiben und die nächsten Schritte gemeinsam gehen", erklärte der stellvertretende SPD-Vorsitzende. Zu seinen möglichen Ambitionen als möglicher Nachfolger von Nahles äußerte sich Scholz nicht.
"Die SPD braucht eine Entgiftung", sagt der frühere Parteichef Sigmar Gabriel. "Solange die SPD sich nur mit sich selbst beschäftigt, solange es nur um das Durchsetzen oder Verhindern von innerparteilichen Machtpositionen geht, werden die Menschen sich weiter von uns abwenden", sagt Gabriel der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Er mahnt Versöhnung an und die Wiederentdeckung dessen, was die Partei einst stark gemacht habe – das ehrliche Interesse an den Menschen des Landes und einen freundlichen und solidarischen Umgang nach innen und außen.
FDP-Chef Christian Lindner hält Nahles für eine "ehrliche und kompetente Politikerin", ihr Rücktritt würde jedoch eine "instabile Regierung" bedeuten.
Die Fraktionsvorsitzende der AfD, Alice Weidel, sieht mit dem Rücktritt von Andrea Nahles die GroKo in Auflösung begriffen.
Thüringens SPD-Chef Wolfgang Tiefensee zeigte sich dagegen enttäuscht über den angekündigten Rücktritt. "Ich habe mit ihr viele Jahre hervorragend zusammengearbeitet und sie als engagierte, kämpferische Sozialdemokratin schätzen gelernt", schrieb er auf Twitter.
"Mutige" und "konsequente" Entscheidung
Tabea Rößner von den Grünen findet Nahles' Entscheidung "konsequent" und gibt ihr Recht in der Überzeugung, es müsse mehr Solidarität und Gerechtigkeit geben - in der Politik, wie auch in der Gesellschaft.
Auch Genossin Hilde Mattheis schreibt auf Twitter von einer "mutigen" Entscheidung. Ihrer Ansicht nach sind für die SPD mit dem "Wechsel von Einzelpersonen" jedoch die Probleme nicht gelöst.