Seit Wochen diskutiert Deutschland über eine Impfpflicht gegen Masern. Nun positioniert sich auch Familienministerin Franziska Giffey - pro Impfpflicht.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat sich für eine Masern-Impfpflicht ausgesprochen. "Der Staat muss dann handeln, wenn das Risiko, in Kindergärten, Schulen und anderen Einrichtungen Mitmenschen zu gefährden, anders nicht in den Griff zu bekommen ist", argumentierte Giffey.
Es gehe nicht nur um die Verantwortung jedes Einzelnen für sich und seine Kinder, sondern auch um die Verantwortung für andere Menschen, fuhr Giffey fort. Eine Impfflicht einzuführen sei indes "keine leichtfertige Entscheidung", sondern müsse das Ergebnis einer "sorgfältigen Abwägung" sein.
Auch Ärztepräsident Montgomery für Impfpflicht
Unterstützung für die Einführung einer Masern-Impfpflicht kam zuletzt auch von Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery. Im Bundesgesundheitsministerium laufen derzeit Gespräche über verpflichtende Impfungen von Kindern gegen Masern. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält sie in Kitas und Schulen für sinnvoll.
Über eine Impfpflicht wurde in Deutschland bereits wiederholt diskutiert, vor allem nach regionalen schweren Masernausbrüchen. Anlass der aktuellen Debatte ist eine verstärkte Häufung von Masernfällen unter anderem im Raum Hildesheim.
Fragen und Antworten zur aktuellen Debatte:
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Kein Kinderkram
Die Bundesregierung prüft eine Impfpflicht gegen Masern, für Impfgegner eine Katastrophe. Wie gefährlich sind Masern heute noch? Und wie sinnvoll ist eine Impfpflicht für Babys?
WHO: Impfverweigerung großes Risiko
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte die Ablehnung von Impfungen kürzlich zu einer der zehn größten globalen Gesundheitsbedrohungen erklärt, weil vor allem die medizinisch mögliche Ausrottung der Masern durch die in den Industrieländern verbreitete Verweigerung von Impfungen verhindert werde. Masern sind extrem ansteckend und potenziell tödlich. Neben der akuten Erkrankung kann es als Spätfolge zu einer Entzündung des Gehirns kommen. Alle betroffenen Patienten sterben daran.
In vielen reichen Industriestaaten breitet sich eine Anti-Impf-Bewegung aus. Deren Anhänger verbreiten in Online-Netzwerken die medizinisch unhaltbare Behauptung, es gebe einen Zusammenhang zwischen Masern-Impfungen und Autismus. Die Entwicklung droht die Erfolge im Kampf für die Ausrottung der Masern zunichte zu machen.