Ein Übersetzer der Bundeswehr soll für den Iran spioniert haben. Die Bundesanwaltschaft hat jetzt Anklage erhoben.
Quelle: Christoph Schmidt/dpa
Ein mutmaßlicher Spion des Iran bei der Bundeswehr muss sich voraussichtlich bald in Koblenz vor Gericht verantworten. Die Bundesanwaltschaft hat den Mann wegen Landesverrats in einem besonders schweren Fall angeklagt. Das teilte die Karlsruher Behörde mit.
Der Deutsch-Afghane, dessen Alter damals mit 50 Jahren angegeben wurde, war im Januar festgenommen worden. Er sitzt in Untersuchungshaft. Den Ermittlern zufolge war er bei der Bundeswehr seit Jahren als Übersetzer und Berater tätig.
In 18 Fällen Dienstgeheimnisse verletzt
"In dieser Eigenschaft gab er Erkenntnisse an einen iranischen Nachrichtendienst weiter, wobei die übermittelten Dokumente ein Staatsgeheimnis darstellten", teilte die Bundesanwaltschaft mit. Sie wirft dem Mann vor, in 18 Fällen Dienstgeheimnisse verletzt zu haben.
"Spiegel Online" hatte im Januar berichtet, der Mann habe Zugang zu "sensiblen Informationen etwa zum Einsatz der Truppe in Afghanistan" gehabt. Er habe für den iranischen Nachrichtendienst Mois spioniert.
Verfassungsschützer: Iran ein Hauptakteur bei Spionage
Die Bundesregierung hatte nach der Festnahme offiziell bei der iranischen Regierung protestiert. Der Iran wies die Vorwürfe damals zurück und bestritt jeden Kontakt "mit dieser angeblichen Person". Mit solchen Unterstellungen wollten "Feinde" die historischen Beziehungen zwischen dem Iran und der EU sabotieren.
Verfassungsschützern gilt der Iran - wie Russland und China, teils auch die Türkei - als ein Hauptakteur von Spionageaktivitäten gegen Deutschland. Die iranischen Nachrichtendienste suchten auch im Bereich Militär "ständig nach geeigneten menschlichen Quellen, um den Informationsbedarf des iranischen Regimes abdecken zu können", heißt es in einer Information des Bundesamts für Verfassungsschutz.