Die Explosion einer Autobombe in Derry weckt Erinnerungen an den IRA-Terror. Vermutlich steckt eine Splittergruppe hinter dem Anschlag. Die Sorge: Was passiert nach dem Brexit?
Quelle: reuters
Nach einem Autobombenanschlag in der nordirischen Stadt Derry sind zwei Verdächtige festgenommen worden. Die Polizei in der britischen Provinz vermutet, dass eine Splittergruppe der irisch-republikanischen Untergrundorganisation IRA für die Tat verantwortlich ist.
Keine Verletzten
Die Explosion hatte sich am Samstagabend vor einem Gerichtsgebäude im Zentrum der zweitgrößten Stadt Nordirlands ereignet. Verletzt wurden niemand. Im Fokus der Ermittlungen stehe die sogenannte New IRA, sagte Nordirlands stellvertretender Polizeichef Mark Hamilton. "Diese Attacke war unglaublich gefährlich." Glücklicherweise sei niemand verletzt worden. Der Tatort war am Sonntag weiterhin abgesperrt, Sprengstoffexperten untersuchten das Autowrack.
Hamilton sagte, er sehe in dem Anschlag keine Eskalation. Allerdings fällt er in eine Phase, in der vor einem möglichen Wiederaufflammen des Nordirland-Konflikts gewarnt wird, sollte im Zuge des Brexits wieder eine harte Grenze zwischen dem zu Großbritannien gehörenden Nordirland und dem EU-Mitglied Irland eingerichtet werden.
Politiker aller Parteien verurteilten den Vorfall. Irlands Außenminister Simon Coveney sprach von einem "terroristischen Autobombenanschlag". Er verurteile den Vorfall "auf das Schärfste", erklärte Coveney, der auch Vize-Premierminister ist. Es gebe keine Rechtfertigung für "solche Terrorakte, mit denen Nordirland wieder in Gewalt und Konflikte hinabgezogen werden soll".
Konflikt 1998 eigentlich beendet
Auch die ehemalige nordirische Regierungschefin Arlene Foster verurteilte den "sinnlosen Terrorakt". Die britische Nordirland-Staatssekretärin Karen Bradley sprach von "unerträglicher Gewalt". Der Versuch der Täter, den "Fortschritt in Nordirland zu stören", werde erfolglos bleiben.
In Nordirland hatten sich jahrzehntelang irisch-katholische Nationalisten und protestantische Loyalisten bekämpft. 3.500 Menschen starben in dem Konflikt. Die Stadt Derry, die von den Protestanten Londonderry genannt wird, war 1972 Schauplatz des "Bloody Sunday". Damals schossen britische Soldaten auf unbewaffnete Teilnehmer einer nicht genehmigten Demonstration. 14 Menschen wurden getötet.
Der Nordirland-Konflikt wurde 1998 durch das Karfreitagsabkommen beendet. Es sichert unter anderem eine Aufteilung der Macht zwischen Protestanten und Katholiken zu. Die IRA, die jahrzehntelang gewaltsam für eine Loslösung Nordirlands von Großbritannien gekämpft hatte, schwor der Gewalt 2005 offiziell ab.