Zwei Wochen nach Abbruch der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank sieht sich die Commerzbank auf Kurs. Einfach waren die ersten drei Monate 2019 für das Geldhaus aber nicht.
Nach dem Abbruch der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank sieht sich die Commerzbank auf gutem Weg, ihre Strategie umzusetzen. Das könne sie auch gut alleine. "Stand-alone war vorher eine Alternative und ist es auch weiterhin", sagte Finanzchef Stephan Engels am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. "Wir haben eine Strategie und ein Geschäftsmodell, das funktioniert."
Problem: Zu hohe Kosten
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Allerdings ist der Weg nach wie vor nicht einfach. Denn unter dem Strich ihrer Bilanz verbucht die Commerzbank zwar einen Gewinn von 120 Millionen Euro in den ersten drei Monaten des Jahres. Damit aber hat sich dieses Ergebnis gegenüber dem Vorjahresquartal mehr als halbiert. "Das liegt daran, dass die Erträge rückläufig waren, das ist auch ein bisschen dem Marktumfeld geschuldet", sagt Philipp Häßler vom Vermögensverwalter Pareto. Allerdings ist das nur zum Teil eine Erklärung. Denn andere - auch europäische Konkurrenten - verdienen mittlerweile wieder Milliarden.
Ein Problem machen Beobachter bei den vergleichsweise hohen Kosten deutscher Banken aus. "Wenn Sie das Gesamtvolumen der Kostenbasis des deutschen Bankensystems zum Zeitpunkt der Krise und heute vergleichen, werden Sie feststellen, dass es nicht gesunken, sondern leicht gestiegen ist. Das empfinde ich als - ich will es mal höflich formulieren - extrem schwer nachvollziehbar", sagte Felix Hufeld, Präsident der Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin am Dienstag.
Die Mission lautet: Kunden angeln
Deutsche Bank und Commerzbank haben das Problem erkannt und schon länger ins Visier genommen. Bei ihrem Sparprogramm sieht sich die Commerzbank auf Kurs: In diesem Jahr sollen sie wie geplant unter 6,8 Milliarden Euro sinken, im kommenden Jahr unter 6,5 Milliarden Euro. Kosten zu reduzieren ist die eine Seite der Commerzbank-Strategie. Die andere lautet: Kunden angeln.
Denn über eine breitere Kundenbasis erwarten die Commerzbanker steigende Umsätze und Gewinne in der Zukunft. Am Ende von drei Jahren sollen bis 2020 rund zwei Millionen Neukunden hinzu gewonnen sein. Ende des vergangenen Jahres war die Hälfte des Zieles erreicht. Auch hier sieht sich das Geldhaus auf gutem Weg. 123.000 Kunden hat sie unter dem Strich in den ersten drei Monaten des Jahres gewinnen können - vor allem dank der Commerzbank-Tochter Comdirekt. "Damit sind wir auf gutem Weg unser Ziel von 500.000 Netto-Neukunden in 2019 zu erreichen", sagte Finanzvorstand Engels. Aktuell zählt die Bank rund 13 Millionen Privat- und Unternehmenskunden.
Konjunktur könnte zum Problem werden
Bei ihren Reform- und Sparbemühungen kommt den Banken derzeit grundsätzlich die gute wirtschaftliche Entwicklung zugute. So liegen die Kosten für die Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle auf sehr niedrigem Niveau. Bei der Commerzbank ist die Quote für Problemkredite auf unter ein Prozent gesunken. Das allerdings bedeutet im Umkehrschluss: Mit den moderaten Gewinnen kann es schnell vorbei sein, sollte sich die wirtschaftliche Lage eintrüben. "Das wäre natürlich ein großes Problem für die Commerzbank", sagt Philipp Häßler. "Denn die Commerzbank ist ja eigentlich die Firmenkundenbank in Deutschland, sprich: Wenn die Risikovorsorge wieder ansteigen würde, würde das das Ergebnis klar belasten".
Kein anderer Interessent klopft an die Commerzbank-Tür
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Nach den gescheiterten Fusionsverhandlungen mit der Deutschen Bank will die Commerzbank bis auf Weiteres ihren Weg eigenständig gehen und sieht sich dazu auch in der Lage. Interessant in diesem Zusammenhang natürlich die Frage: Klopfen nach Absage der Gespräche mit der Deutschen Bank nun europäische Konkurrenten bei der Commerzbank an die Tür? "Ich höre hier nichts klopfen, wenn ich ehrlich bin", sagte Finanzvorstand Stephan Engels.
Immer wieder kamen in den vergangenen Monaten Gerüchte über mögliche Interessenten an der Commerzbank auf - zuletzt über die italienische Unicredit oder die niederländische ING. Ohnehin müsste ein Interessent quasi auch den Segen der Bundesregierung haben - denn die ist nach der Bankenrettung noch immer größter Einzelaktionär der Commerzbank mit einem Anteil von 15 Prozent.
Prognose bleibt
Für das Gesamtjahr halten Commerzbank-Chef Martin Zielke und sein Team nach wie vor an der Prognose fest, die Gewinne leicht zu steigern. 2018 hatte die Commerzbank 865 Millionen Euro verdient. Den Aktionären hat die Bank eine Dividende auf Niveau des Vorjahres in Aussicht gestellt - da lag sie bei spärlichen 20 Cent pro Anteilsschein.