Sie sind exotisch, begehrt - und gefährlich. Denn sie können Krankheiten auf den Menschen übertragen. Exotische Wildtiere sind in Deutschland sehr gefragt. Artenschützer warnen.
Frösche, Hörnchen oder Gürteltiere können unberechenbare Krankheitserreger in sich tragen. Dennoch landen immer wieder Tiere aus der Wildnis in deutschen Wohnzimmern.
"Deutschland ist einer der Hauptabsatzmärkte für Wildtiere aus aller Welt. Die meisten werden als Heimtiere importiert und gelangen über Deutschland in die EU." Es ist eine Erkenntnis, die die Artenschutz-Organisation "Pro Wildlife" in einer Studie gewonnen hat, die sie für die Bundesregierung erstellt hat.
Seit der Corona-Pandemie hat die alte Tier- und Artenschutz-Forderung nach einem Importverbot für Wildtiere neue Dringlichkeit bekommen. Studien belegen: Drei von vier neu entstehenden Krankheiten sind Zoonosen - also Infektionskrankheiten, die bei Tieren und Menschen vorkommen. Die meisten davon werden durch Tiere übertragen, die direkt der Wildnis entnommen wurden.
Das macht den boomenden globalen Handel mit Wildtieren zu einem Übertragungsnetzwerk für Krankheitserreger, das aus der Tiefe des Regenwalds direkt ins Wohnzimmer der Exoten-Liebhaber führt.
Exoten daheim
Die Biologin Dr. Gabriele Ismer warnt: "So ein Tier ist immer eine Wundertüte. Da weiß keiner, was drinnen ist. Bei den ganzen Privattierhaltungen ist das immer der Punkt, dass man sagt, man weiß nicht in jedem Falle, wo die Tiere tatsächlich herkommen. Es gibt eben halt doch einen relativ großen grauen, schwarzen Markt. Es gibt das Internet, da kriegen Sie fast alles von was weiß ich woher."
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Die Überwachung des Wildtierhandels gilt als lückenhaft: Insbesondere der Markt für exotische Haustiere gilt als nicht überschaubar, denn er umfasst den privaten Kleinanzeigenmarkt ebenso wie den internationalen Zoogroßhandel, das kleinkriminelle Plündern von Urlaubsgebieten ebenso wie das wohlorganisierte Geschäft international agierender Banden.
Tiere als Statussymbole
Der Wildtierhandel ist ein weltumspannendes Geschäft mit einer klaren Rollenverteilung: In Entwicklungsländern plündert eine verarmte Bevölkerung systematisch die letzten Naturreservate aus, indem sie im Auftrag von Zwischenhändlern gezielt Exemplare vermarktbarer Arten absammelt.
Der Motor des globalen Geschäfts sind westliche Industriestaaten, wo viele Tierhalter anstelle von Katzen und Meerschweinchen zunehmend Pumas, Sugarglider und Affen halten - je exotischer und seltener das Tier, desto höher der Preis.Eine stärkere Regulierung des ausgeuferten Wildtierhandels steht in Deutschland schon lange auf der Agenda der deutschen Bundesregierungen. Katharina Lameter von "Pro Wildife" fordert:
Und weiter: "Wir brauchen eigentlich präventive Maßnahmen, die das Ganze von vornherein regeln. Wir brauchen eine Positiv-Liste, die klarstellt, welche Tiere sich aus Tierschutz-Sicht, aus Artenschutz-Sicht und auch aus Gesundheits-Sicht überhaupt dazu eignen in privaten Haushalten gehalten zu werden. Und dass der Handel und die Haltung auch auf diese Arten beschränkt wird."
Zucht als "Arche Noah"?
Doch der Widerstand von Zoohändlern und Tierhaltern gegen eine stärkere Regulierung ist groß. Züchter von exotischen Haustieren, die für die genetische Gesunderhaltung der Zuchtlinien auf den Import von Wildtieren angewiesen sind, sehen sich selbst als "Arche Noah" für bedrohte Arten - eine Position, die wissenschaftlich stark umkämpft ist.
In der Tat können registrierte und veterinärmedizinisch überwachte Züchter den Preisdruck vom Exoten-Markt nehmen, ohne das Zoonoserisiko wesentlich zu erhöhen.
Artenschützer halten dagegen, dass die gezielte Nachfrage die Ausrottung der Wildpopulationen beschleunigt. Durch den Ausbruch der Corona-Pandemie sehen Artenschützer die Dringlichkeit ihrer langjährigen Forderung bestätigt.
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