Am 13. August 1961 beginnt der Bau der Berliner Mauer. Er markiert das Ende der Reisefreiheit in der DDR. Auch danach flohen viele DDR-Bürger in den Westen - aus vielen Gründen.
Freizügigkeit und Reisefreiheit waren in der DDR von Beginn an stark beschnitten. Unterschiedliche Erfahrungen mit dem politischen System, persönliche Einschränkungen und vieles mehr führten viele Menschen schließlich in die Flucht.
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Der Entschluss dazu war meist von einer Vielzahl negativer Erlebnisse genährt und entwickelte sich über einen längeren Zeitraum. Meistens war der eigentlich auslösende Fluchtgrund nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Fluchtursachen
Im Juli 1961, kurz vor dem Bau der Berliner Mauer, wurden in einer Erhebung im Rahmen des Notaufnahmeverfahrens der Bundesrepublik die Flüchtlinge nach ihren auslösenden Fluchtgründen befragt. Die meisten Menschen gaben an, das Land aus politischen Gründen verlassen zu haben. Die Grafik auf Basis von 2.810 Fällen zeigt eine Übersicht:
Entwicklung der Flüchtlingszahlen
Nach dem Bau der Berliner Mauer kursierte in der DDR die ironische Begrüßung "Na, auch den letzten Zug verpasst?". Sie fasst gleichzeitig auf dramatische Weise den Sachverhalt zusammen: Wurden im Juli 1961, also vor dem Bau der Mauer, noch 30.000 Neuanträge im Notaufnahmeverfahren gestellt, waren es im Dezember des gleichen Jahres nur noch 2.420. Die Zahlen stiegen wieder leicht nach einem kurzen Einbruch in 1962. Ab Mitte der 60er Jahre bis weit in die 80er Jahre verliefen die Flüchtlingszahlen relativ konstant.
In den 80er Jahren zeigten sich in der DDR mehr und mehr Auswirkungen der jahrzehntelangen Misswirtschaft und politischen Repression. Zudem änderte sich auch die weltpolitische Lage. Schon 1984 haben Ausreisewillige unter anderem die Deutsche Botschaft in Prag besetzt, um ihre Übersiedlung zu erzwingen. Die Fluchtbewegung nahm 1989, unterstützt von massiven Protesten gegen das DDR-Regime, extrem an Fahrt auf und ebnete den Weg zum Mauerfall.
Gegenmaßnahmen
Die stetige Abwanderung verursachte ökonomische wie auch politische Probleme in der DDR. Größtenteils handelte es sich bei den Ausreisewilligen um Menschen im erwerbsfähigen Alter, oft gut ausgebildete Fachkräfte, die der Wirtschaft in der DDR fehlten. Auch zog die Fluchtbewegung einen massiven Imageschaden nach sich.
Um der Abwanderung entgegenzuwirken, ergriff der Staat verschiedene Maßnahmen. Neben dem Versuch von Überzeugungsarbeit, dem systematischen Diffamieren von Flüchtenden und der jurisitischen Kriminalisierung der Flucht waren das Abriegeln der Grenze und schließlich der Bau der Berliner Mauer die wirkungsvollsten Maßnahmen. Durch den sogenannten "Schießbefehl" wurde die Grenzsicherung kompromisslos durchgesetzt. Hierunter ist die Anweisung an DDR-Grenzsoldaten zu verstehen, auf Flüchtlinge an der innerdeutschen Grenze scharf zu schießen.
Todesopfer
Viele Menschen bezahlten ihre Fluchtversuche mit dem Leben. Allein an der Berliner Mauer starben bis 1989 140 Menschen.
Chris Gueffroy war der letzte Mensch, der an der Berliner Mauer erschossen wurde. Er hatte am 5. Februar 1989 versucht, von Ost- nach West-Berlin zu fliehen. Sein Tod sorgte weltweit für Aufsehen.
Insgesamt starben 327 Menschen an der innerdeutschen Grenze.
Diese Zahl ist allerdings umstritten - eine Studie des SED-Forschungsverbunds der Freien Universität Berlin aus dem Jahr 2017 kam zu diesem Ergebnis. Laut einem RBB-Bericht müssen allerdings mindestens 50 der insgesamt 327 aufgeführten Opferfälle angezweifelt werden, da unter anderem auch DDR-Offiziere, die Suizid begangen haben, als Todesopfer des DDR-Grenzregimes gezählt worden sind.
Mit Material von dpa, "Chronik der Mauer", Stiftung Berliner Mauer.