Beim Deutschen Ärztetag in Münster hat Jens Spahn für mehr Digitalisierung im Gesundheitsbereich geworben. Doch es gab reichlich Kritik.
Gesundheitsminister Jens Spahn hat bei den Ärzten für Tempo bei künftigen digitalen Angeboten für Patienten geworben. "Gestalten Sie das mit", sagte der CDU-Politiker beim Deutschen Ärztetag in Münster.
Spahn fordert schnelle Digitalisierung
Internetkonzerne wie Google und Amazon investierten schon in den Gesundheitsbereich, auch China sei in diesem Thema aktiv. "Wir sind hier in einem Wettbewerb der Systeme." Daher gelte es, Datenschutz und Datensicherheit etwa mit deutschen Ärzten und Servern in Deutschland zu gewährleisten.
Mit Blick auf die Digitalisierung sagte Spahn: "Wenn wir in den nächsten zwei, drei Jahren die Kiste nicht mal langsam gebacken kriegen, dann gestalten wir es nicht, wir erleiden es." Etwa für Online-Sprechstunden werde sich eine Nachfrage entwickeln. Spahn will nach langem Gezerre um zusätzliche Funktionen für die elektronische Gesundheitskarte mehr Tempo erreichen. Bis 2021 soll eine digitale Patientenakte als freiwilliges Angebot kommen, auch als Handy-App.
Ärzte sehen ihren Beruf gefährdet
Protest erntete der Minister für mehrere Vorhaben, bei denen die Ärzte Angriffe auf ihren Beruf sehen und abwehren wollen. Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery warnte zur Eröffnung des Ärztetags vor Plänen, Grippe-Impfungen in begrenztem Umfang auch in Apotheken zu ermöglichen. "Impfen ist einfach nicht nur ein Pieks in den Arm." Dazu gehörten vorherige Untersuchungen von Patienten und Eingriffsmöglichkeiten bei Zwischenfällen. Nach einem Entwurf des Ministeriums sollen Krankenkassen mit Apothekern regionale Modellprojekte zur Übernahme von Grippe-Impfungen vereinbaren können.
Diese Verantwortung könne auf gar keinen Fall an andere Berufsgruppen wie Apotheker übertragen werden. "Impfen gehört in ärztliche Hand." Nach einem Entwurf des Ministeriums sollen Krankenkassen mit Apothekern regionale Modellprojekte zur Übernahme von Grippe-Impfungen vereinbaren können.
Montgomery: Mehr Studienplätze für Ärzte
Montgomery wandte sich generell gegen Angriffe auf den Arztberuf. Ärzte klagten über zu viel Arbeit, zu wenig Kollegen und dauernde zeitliche Überforderung. Spahns Antwort darauf seien jedoch Vorstöße, die "am Rande ärztlicher Tätigkeit" neue Berufe schafften oder durch Verlagern zentraler Berufsinhalte auf andere an die Professionalität von Ärzten herangingen. Dies zeige sich etwa an Gesetzesplänen zu neuen Ausbildungen für Psychotherapeuten und Hebammen. Gebraucht würden aber mehr Ärzte und dafür mehr Studienplätze.